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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 139
(PDF, 38 MB)
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fügung, wahrscheinlich aber hatte er so viel Mühe, überhaupt eine den Ansprüchen
einigermaßen genügende Besetzung zu finden, daß er sich nicht auch noch über die
Konfession seiner Musiker den Kopf zerbrechen wollte.

Bei seinen Vorstellungen, wie die Mindestbesetzung aussehen sollte, hatte Lumpp
bereits versucht, mit einem Minimum auszukommen. Doch schon in den ersten Jahren
hatte er große Schwierigkeiten, auch nur dieses Minimum immer zur Verfügung
zu haben. In dieser Minimalbesetzung hatte er insbesondere bei den Streichern schon
fest eingeplant, daß Schüler und „Dilettanten" mitspielen können und müssen: „Bei
der ersten Violin sowohl als bei der zweiten, bei der Viola, dem Contrabass und
Violoncelle muß wenigstens ein ständiger Musiker angestellt sein, der seinem Instrumente
vollkommen gewachsen ist, und die Mitspielenden (mitunter Dilettanten) zu
bemeistern versteht."31

Nicht nur bei den Streichern, auch und vor allem bei den Bläsern war die Besetzung
der Domkapelle in den ersten Jahren noch weit von Lumpps Minimal-(nicht
Idealvorstellung entfernt. Freilich, gegenüber dem Jahre 1783, als Caspar Müller
und seine zwölf Musiker für die Kirchenmusik im Münster zuständig gewesen waren,
hatten sich die Zustände schon deutlich verbessert. Mit welchen Kompromissen und
Zugeständnissen aber auch Lumpp anfanglich noch auskommen mußte, beschreibt er
so:

„Zur vollständigen Besetzung des Orchesters fehlen also noch: Zwei Oboisten, ein
Fagottist, ein Flötist und Trompethlaser. Für die Flöte gibt es immer genug Dilettanten
. Auch ein Trompetblaser ist leicht noch zu finden. Wichtiger aber und schwieriger
ist die Besetzung der beiden Oboen. Es wäre sehr zu wünschen, daß dieses im Orchester
so wirkungsvolle Instrument (statt durch Clarinette oder Flöte nothdürftig sup-
plirt zu werden) wieder in seiner eigenthümlichen Natur angewendet würde. Lehrer
Strohmeier, der sich in neuerer Zeit, Behufs der Dommusik, eigens auf dieses Instrument
verlegte, erbietet sich, junge Leute darin zu unterrichten. — Derselbe wird also
in der Folge regelmäßig die erste Oboe übernehmen. Die zweite ist einstweilen noch,
bis ein Schüler auf der Oboe hinlängliche Fortschritte gemacht hat, mit der Clarinette
zu suppliren. Zu diesem Zwecke empfehle ich obengenannten Musiker Bierle, einen
sehr soliden Mann, welcher nötigenfalls auch bei der Trompete verwendet werden
kann. Ein tüchtiger zweiter Fagottist ist zur Zeit hier noch nicht zu finden. Der
Posaunist Melcher mag also auch fernerhin noch dieses Instrument mit der Posaune
suppliren. Sind beim Orchester auch die Posaunen obligat, so übernimmt Melchert
die Baßposaupe (der 2te Fagott ist in diesem Falle leichter zu entbehren)."32

Vielseitigkeit war für die Musiker bei der Domkapelle eine wichtige Voraussetzung
, und wenn Lumpp in den Statuten unter Punkt 12 festgelegt hatte, daß die Mitglieder
der Kapelle unter Umständen auch andere als die ihnen zugewiesenen Aufgaben
übernehmen mußten, dann war das weniger eine Vorbeugemaßnahme, als
vielmehr die Festschreibung einer gängigen Praxis. Der neue erste Oboist Strohmeier
etwa war ursprünglich als zweiter Geiger, dann als Klarinettist angestellt, die Tenöre
Stiegele und Schenkenburger waren „nötigenfalls auch beim Orchester zu gebrauchen
", und die Pauken schließlich schlug „irgend ein Orchestermitglied, das gerade
bei der ihm zugewiesenen Stelle entbehrlich war."33 Jedoch wäre es sicher falsch,
aus diesen Kompromißlösungen zu schließen, Leopold Lumpp wäre ein musikalisch

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