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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 146
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Die ältere Version erschien insgesamt wahrscheinlicher als die leicht „romantische
Ausführung"6 von Rombach, zumal dieser mit historischen Fakten nicht sonderlich
genau umgegangen zu sein scheint.7

In den folgenden Abschnitten wird die historische Entwicklung der Todtnauer Bürstenindustrie
in vier Phasen unterteilt beschrieben.

Erste Phase bis 1815

Der Beginn dieser Phase kann nicht genau bestimmt werden, denn die Angaben über
die „Erfindung" der Bürstenindustrie schwanken zwischen 1750 und 1790; am wahrscheinlichsten
scheint Ackermanns Angabe 1790. Nachdem Leodegar Thoma seine
ersten Erfolge gehabt hatte, weihte er seine Familie rasch in sein neues Handwerk
ein und schon bald darauf übernahmen auch viele seiner Mitbürger das neue Produkt:

„Als man nun dessen (Thomas) Familie besser gekleidet, gemächlicher leben, und
ihre bisherige nackte Dürftigkeit mit einer Art beneidenswerthen Wohlstande verwechseln
sah, so spornte dieß seine mittellosen Mitbürger an, auf denselben Nahrungszweig
zu verfallen; sie wurden nun theils Schüler dieser Familie, theils befaßten
sie sich mit der Speditirung der Bürsten; und so beschäftigte sich bald alles im kleinen
Städtchen mit diesem neuen Fabrikationszweige"8 Von Dominik Schubneil -
einem Vorfahr des letzten Bürstenbinders von Todtnauberg — wird berichtet: „Er fertigte
um 1796 in Todtnau Bürsten, welches Gewerbe sein Sohn Johann Nepomuk
(1810—52) übernahm."9

Im letzten Jahrzehnt des 18. Jahrhunderts blühte die Bürstenbinderei also sehr rasch
auf. Dazu trug sicherlich die relativ leichte Verfügbarkeit der Rohstoffe — Schweineborsten
, Buchenholz, Pech, Schnur und Draht — sowie die im südlichen Schwarzwald
angestammten Holzbearbeitungstechniken bei. Bedeutsam war auch die QuasiMonopolstellung
der Todtnauer, da es kaum Konkurrenz gab. Die Bürstenbinderei
galt als wenig einträgliches Geschäft, „dem sich selbst in den Städten wenige widmeten
." 10 Schließlich war die Einfachheit der Produktionsweise, bei der alle Familienangehörigen
— also auch schon die kleinsten Kinder11 — mitarbeiten konnten, für
den Erfolg bedeutsam.

Ackermann als ältester Chronist des Bürstenbindergewerbes gab diesem Erwerbszweig
nach 15 Jahren12 nur geringe wirtschaftliche Chancen, wenngleich er den Erfolg
für die „von der sie umgebenden Natur wenig begünstigten Bewohner" auch erhoffte
.

Zahl der Bürstenbinder

Die Bedeutung, die die Bürstenbinderei bereits um diese Zeit für Todtnau und Umgebung
gewonnen hatte, wird gleichfalls aus Ackermanns Bericht deutlich: Die Bürste
„ernährt den größten Teil der Bewohner des Städtchens und einen großen Teil der umliegenden
Thalbewohner." 13 Und genauer: „In Todtnau zählt man gegenwärtig 42
Haarbinder, 11 Bürstenbinder, die sich zugleich mit dem Verschließen abgeben; 3
Bürstenbinder, die wieder zugleich Händler sind und überdieß 29 Händler. In den
umliegenden zu Todtnau gehörigen Thälern leben noch 26 Familien, sowohl vom
Haar- und Bürstenbinden als vom Handel damit. Im Ganzen nährt mithin dieser Industriezweig
121 Familien; worunter 92 sich mit der Fabrikation und 29 mit dem Handel

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