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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 150
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1862 zeichnet sich dagegen gleich durch zwei für die Todtnauer Bürstenbinderei
wesentliche Ereignisse aus:

— die Einführung der Gewerbefreiheit in Baden mit der Gewerbeordnung von 1862
und

i die Gründung der ersten Bürstenfabrik in Todtnau durch Josef Eduard Faller.

Für diese Periode gibt es zahlreiche Quellen, so daß wir uns auf verschiedene Arbeiten
aus der Zeit stützen können und nicht wie im ersten Abschnitt fast ausschließlich
auf einen Bericht angewiesen sind.

Zahl der mit dem Verfertigen von Bürsten Beschäftigten

Rudolf Dietz26 gibt, getrennt nach Meister und Gehilfen, die Zahl für alle Bürstenbinder
in Baden nach Kreisen aufgeteilt für das Jahr 1844 an:

Seekreis Oberrhein- Mittelkreis Unterrhein- Großherzogtum

kreis kreis gesamt

3 — 52 24 16 8 22 8 93 40

Diese Zahlen sind mit Sicherheit zu niedrig angegeben; sie spiegeln aber die große
Bedeutung der Bürstenindustrie im südlichen Schwarzwald (Oberrheinkreis) wieder.

In einem späteren Werk berichtet Dietz für das Jahr 1853: „ . . . waren ausschließlich
mit dem Verfertigen von Bürstenwaaren beschäftigt, in Todtnau 250 Personen,
in der Umgegend von Todtnau (...) etwa 350 Personen, im Ganzen also etwa 600
Personen." Außerdem gab es noch etwa 350 Hölzlemacher in der Umgebung von
Todtnau.27

Rombach schreibt im Jahre 1855: „Es findet nun eine namhafte Anzahl, die wohl
an 800 Personen männlichen und weiblichen Geschlechts von Todtnau und seiner
Umgebung in sich begreift, durch diese Industrie ihren Erwerb."28

Wie gering trotz dieser hohen Zahl von Beschäftigten dennoch die Bedeutung der
Bürstenbinderei von der Regierung des Oberrheinkreises eingeschätzt wurde, zeigt
ein Bericht an das Innenministerium in Karlsruhe vom 9. Juli 1850 über die Lage im
oberen Wiesental, der die Bürstenindustrie mit keinem Wort erwähnt, die anderen
aussterbenden Erwerbszweige wie Strohflechten, Baumwollspinnerei, Zunderfabrikation
usw. aber nennt.29

Arten von Bürsten

Als wesentliche Veränderung gegenüber der ersten Phase wird immer wieder der
Ubergang zu feineren Bürstenarten um das Jahr 1840 beschrieben:

„Bis zum Jahre 1840 fertigte man jedoch nur die gewöhnlichsten Sorten von Bürsten
; es herrschte sogar das Vorurtheil, daß feinere hier gar nicht gefertigt werden
könnten, bis im genannten Jahre Fabrikant Franz Josef Faller auftrat, und dieses Vorurtheil
— jedoch mit einigen Opfern — beseitigte."30

„Man unterschied ordinäre und feinere Arbeit; erstere zeigte die gewöhnlichen
rohen Fassungen von Buchen- oder Kirschbaumholz, die weder gefirnist nocht furniert
waren; die feineren Waren wurden furniert, gefräst, lackiert, beschrieben, bemalt
."3' Die Todtnauer Familie Schubneil wurde bald berühmt für ihre vergoldeten
Inschriften und Initialen, die auch mit Hilfe von Steindruck hergestellt wurden. Auf

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