Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 153
(PDF, 38 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0155
diese armen Kinder oft behandelt werden, könnte Schreiber dieses in mehreren von
ihm beobachteten Fällen angeben"44

In einer Verfügung des Ministerium des Innern vom 4. März 1854 heißt es hierzu:
„Die von einigen Gemeinden ergriffene Maßregel, die Unterhaltung armer Kinder
an den Wenigstnehmenden zu versteigern, muß in höchstem Grade mißbilligt werden,
da die Kinder dabei, wenn auch kümmerlich erhalten, dagegen gewöhnlich sittlich
verdorben werden. Die Amtsvorstände haben nach Thunlichkeit auf die Abstellung
dieses Unfuges hinzuwirken"45

Zunftfreiheit und Arbeitsorganisation

Nach Dietz waren zwar „in den meisten Landestheilen" die Bürstenbinder in Zünften
organisiert46, in Todtnau blieben sie aber zunftfrei. Die Arbeitsorganisation blieb
die alte: arbeitsteilige Herstellung im Familienbetrieb, nur „einige wenige Bürstenmacher
haben fabrikmäßigen Betrieb und beschäftigen 5—16 Personen."47

Eine Ausnahme stellte allerdings das Armenhaus von Todtnau dar. Franz Joseph
Faller ließ in dem von seinem Vetter Benedikt Faller 1824 gestifteten Haus seit dem
19. November 1851 Bürsten machen, „wobei stiftungsgemäß arme Kinder und Erwachsene
Arbeit und den nöthigen Lebensunterhalt finden (...) Es ist ferner ein Verwalter
aufgestellt, welcher im Arbeitshaus wohnt, die Aufsicht daselbst führt und
Ordnung hält, das Geschäft leitet und in der Bürstenmacherei unterrichtet, selbst
hierbei mitarbeitet und die arbeitenden Personen zum Fleiße anhält, der überdies unter
Anleitung des Verwaltungsrathes den Ankauf des Rohstoffes, die Aufbewahrung
und zweckmäßige Verarbeitung desselben zu besorgen, eine genaue Taglohnliste über
die Arbeiter und ein Verzeichnis über die Fabrikate zu führen hat; auch hat er den
Verkauf der Letztern zu besorgen, wenn er hierzu beauftragt wird." Diese Aufgabe
hat aber der Fabrikant Faller übernommen,48 der hier „wenigstens 30 stiftungsmäßige
Arbeiter"49 beschäftigt, „und sich überdies eifrigst die fortschreitende Empor-
bringung dieser Fabrikation angelegen sein läßt."50 Faller bekam für seine Verdienste
zur „Hebung der Bürstenfabrikation durch Einführung besserer Muster und
besserer Arbeit" eine Silberne Medaille vom Großherzog verliehen.51 Diese Produktion
im Armenhaus war die einzige Bürstenproduktion in größerem Maßstab in
Todtnau; aus ihr ging wenige Jahre später die von Franz Joseph Fallers Sohn Joseph
Eduard gegründete erste Bürstenfabrik hervor.

Die Arbeitsteilung fächerte sich weiter aus: die Hölzlemacher stellten nur noch je
eine einzige Sorte Hölzer her. „Die Mehlwischstiele werden gedreht und zwar auf
Drehbänken, die vom Wasser getrieben werden".51* Feinere Arbeiten wie Furnieren
und Lackieren wurden nur von wenigen beherrscht, auch der Hausierhandel hat sich
um die Jahrhundertmitte weitgehend aus den Herstellerfamilien herausgelöst.

Es entstanden größere und kleinere Handelsgesellschaften. „Als eine solche noch
bestehende größere Societät verdient die sogenannte Niederländergesellschaft, die
mehrere Mitglieder von Todtnau, Brandenberg und Todtnauberg zählt und namentlich
im badischen Unterlande handelt, der besondern Erwähnung."52 Im Jahr 1853 waren
darüber hinaus „etwa 400 Leute, welche selbst keine Bürstenmacher sind, damit
(beschäftigt), Bürsten aus dem Schwarzwald zusammenzukaufen und zu verhau-
siren."53

153


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0155