Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 159
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0161
Zusammenfassung

Mit der Industrialisierung — oder richtiger: Manufakturisierung — verlor der unabhängige
Kleinproduzent seine Selbständigkeit. Entweder trat er direkt in die Fabrik
als Lohnarbeiter ein oder der Fabrikherr zwang ihm die Art des Produktes und den
Preis der Bürsten, die er noch auf eigene Rechnung zu Hause herstellen durfte, auf.
Gewerbefreiheit, Zollpolitik, Antihausiermaßnahmen, Konkurrenz untereinander
und Geföngnisarbeit hatten den Kleinproduzenten die Preise verdorben und den traditionellen
Absatz weg versperrt und sie so in die Abhängigkeit gezwungen. Die Industrie
entwickelte sich schwungvoll; qualifizierte Arbeitskräfte bei niedrigen Löhnen
machten bald Exporte nach ganz Europa und Ubersee möglich.

Die Bürstenindustrie bis zum Zweiten Weltkrieg

In dieser letzten hier zu beschreibenden Phase setzte nun eine „echte" Industrialisierung
ein: die Arbeit des Menschen wurde zunehmend von Maschinen übernommen.
„Einige Fabriken besitzen eine größere Anzahl von Maschinen, die das Einziehen
von Borsten mechanisch vollziehen. Solche mit automatischen Büschelapparaten versehene
Maschinen werden in Todtnau gebaut. Eine Maschine kostet etwa 1 600 Mark
und zieht je nach Leistungsfähigkeit in der Stunde 1 800 bis 2 500 Loch ein, wobei
nur eine Arbeiterin zur Bedienung nötig ist."82 Es wurden also ungefähr sieben Arbeiterinnen
durch eine Maschine eingespart.

Damit war im Grunde das Ende der Bürstenhausindustrie besiegelt. Einige konnten
sich zwar noch bis nach dem Zweiten Weltkrieg halten, ja es gab 1977 noch zwei
heimindustrielle Bürstenbinder in Todtnauberg, aber das Gros war doch durch die
Maschine ersetzt worden.

Die Entwicklung der Heimindustrie

Neben der Maschine war der weitere Verlust von Absatzgebieten durch den Ersten
Weltkrieg für den Niedergang der Hausindustrie wesentlich. Dies schlägt sich in Zahlen
der Gewerbezählung von 1907 bzw. 1925 für Todtnauberg deutlich nieder. Waren
1907 noch 49 Familien mit Bürsten- oder Bürstenhölzerherstellung beschäftigt, so gab
es 1925 nur noch 10 solcher Familienbetriebe.

Zahl der Bürstenmacher

Im Amtsbezirk Schönau waren es zu Beginn des Jahrhunderts noch „871 Personen,
206 männliche und 665 weibliche Bürstenbinder".83 Diese Zahl nahm kontinuierlich
ab, die Heimarbeiter verloren zum großen Teil auch ihren „Schein von Selbständigkeit
", d.h. sie wurden direkt von den Fabriken mit Rohstoffen beliefert und lieferten
die fertigen Bürsten ab — der Markt in Todtnau bestand also nicht mehr. Weil die
Heimarbeiter derart in die Fabriken integriert waren, wurden sie in späteren Quellen
meist zu den Beschäftigten der Fabriken hinzugezählt.

Arten der in Heimarbeit hergestellten Bürsten

Aus den von den Fabriken gelieferten Rohstoffen (Bürstenhölzer, Draht, zugerichtete
und gebündelte Borsten und Haare) wurden von den Bürstenmachern nur noch die-

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