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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 162
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0164
Zusammenfassung

Von der ursprünglichen Bürstenbinderei in Heimarbeit blieben in dieser Phase der
Industrialisierung nur noch Reste übrig; auch die kurze Phase nach dem zweiten
Weltkrieg, als die Bürsten als Kompensationsware verwendet wurde und damit die
Heimarbeit einen vorübergehenden Aufschwung erlebte, endete schlagartig mit der
Währungsreform.

Die fabrikmäßige Bürstenherstellung dagegen hat nichts an ihrer Bedeutung verloren
, im Gegenteil nach der Depression in den zwanziger Jahren bis heute stark expandiert
. Hinzugekommen ist die Bürstenmaschinenfabrikation, eine Branche, in der die
Todtnauer marktführend geworden sind.

Die Bürstenhändler aus Todtnau und Umgebung

Die Geschichte der Todtnauer Bürstenmacher war untrennbar verbunden mit der Geschichte
der Todtnauer Bürstenhändler. Die Trennung, aus systematischen Gründen
in dieser Arbeit vorgenommen, ist daher eigentlich unnatürlich und an vielen Stellen
des vorigen Kapitels mußten die Hausierer ganz zwangsläufig erwähnt werden, da
sonst die Entwicklung auf dem produktiven Sektor gar nicht zu erklären gewesen
wäre.

Der Hausierhandel begleitete die Bürstenindustrie durch die zwei Jahrhunderte ihres
Bestehens, vom ersten Bürstenhändler Lorenz Wunderle96 bis zum letzten, Anton
Schubneil aus Todtnauberg, der heute noch im Alter von 80 Jahren im Frühjahr
und Herbst durch die Dörfer des südlichen Schwarzwaldes zieht und die von ihm und
seiner Familie handgefertigten Bürsten und Besen verkauft. Auch fast alle Autoren
des 19. und 20. Jahrhunderts, die über die Bürstenmacher berichtet haben, schrieben
auch über die Händler. Als erster wiederum Amtmann Ackermann.

Ackermanns Bericht aus dem Jahr 1815

„Der Todtnauer, schon als Baumwollenhändler gewohnt, jedes Land als Hausierer
zu durchstreifen, wußte sich bald das wichtigste Material für sein neues Gewerb, —
die Schweinsborsten, zu verschaffen."97

„Der Händler erhält die Waare bei dem Fabrikanten meistens auf Kredit, bald in
kleineren, bald in größeren Quantitäten, die oft zu nicht unbedeutenden Frachten auf
der Achse anwachsen können, so zwar, daß man eine Einzige derselben für einen hinlänglichen
Vorrath auf mehrere Jahre, und zwar noch für eine große Landesstrecke
berechnet halten könnte. Der Händler hat nun gewöhnlich in den verschiedenen Thei-
len des Großherzogtums und des nahen Auslandes seine Niederlagen (...).

Von diesen Niederlagsorten geht er mit kleineren Parthien zu den Jahrmärkten, in
der Zwischenzeit als Hausierer, wo ihm das gestattet wird, im In- und Ausland umher
, trägt seine Fabrikate sogar bis nach Italien, bedingt sich zum Preise, um die er
seine Ware feilbietet, das Essen mit ein, und hilft sich beinahe ohne Auslage solange
durch die Welt, bis er im Stande ist, wieder heim zu kehren, dem Fabrikanten die
Schuld abzutragen und seiner indessen harrenden Familie den gemachten Gewinn zur
Lebensfristung zu bringen.

Seine Wanderungen können oft mehrere Monate dauern, während ihn Hoffnung

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