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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 183
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0185
wurde mit preußischen Soldaten belegt, mußte Fuhrfronen leisten und Militärverpflegungskosten
zahlen.30

Eine Änderung zum Besseren war also weder für die Bürger noch für die Gemeinde
eingetreten. Ganz im Gegenteil! Die Schuldenlast war in hohem Maße bedrückend
. Erhebliche Anstrengungen wurden unternommen, sich vom Zehnten zu
befreien. Über dreißig Jahre zog sich in Umkirch die Zehntablösung hin (von 1834
bis 1867). Erst mit der 1876 erfolgten Ablösung des Rechtes auf die Jagd und Fischerei
endeten dann die letzten alten Herrschaftsrechte in Umkirch.

Die Gründe für diesen langwierigen Prozeß gibt Kremp an, wenn er schreibt: „Das
Dorf brachte eben die nötigen Geldmitel für die staatlichen Lasten und die Ablösungen
nicht zügig auf. Die Gemeinde und die Bürger machten Schulden. Gar mancher
brachte dann weder Schuld noch Schuldzinsen auf und verlor durch Zwangsversteigerung
sein kleines Hab und Gut."31 Besonders prekär wurde die Lage durch zusätzliche
Belastungsmomente, wie sie durch Teurung, Krankheit und bewaffnete Auseinandersetzungen
gegeben waren. Anfangs der 50er Jahre gab es solche die Notlage
verschärfende Komponenten, wie z.B. der Ausbruch der Ruhr, der für eine Reihe
von Familien tiefes Elend brachte (und 1854 die Einrichtung einer Armenküche notwendig
machte wie zuvor schon einmal im Jahre 1817).

Bald darauf forderte der Deutsch-Französische Krieg (1870/71) vermehrte Lasten.
Er brachte Umkirch wieder Einquartierungen, nötigte zu Abgaben und zwang die Gemeinde
erneut, Schulden zu machen. 34 Männer hatten Militärdienst zu leisten.32

XV.

Neben den aufgezeigten negativen Vorkommnissen gab es in der Geschichte des
19. Jahrhunderts durchaus auch erfreuliche und positiv zu bewertende Ereignisse
bzw. Entwicklungen. Dazu gehören zweifellos die Schaffung neuer Arbeitsplätze für
die Bewohner sowie die Einrichtung verschiedener Stiftungen zum Wohle besonders
Bedürftiger wie auch zu allgemeinem Nutzen.

Es war sicher eine Güte des Geschicks, daß die Großherzogin Stephanie von Baden
im Jahre 1826 die Herrschaft von Umkirch erwarb. Denn diese warmherzige Frau erwies
sich bis zu ihrem Tode 1860 als eine eifrige Wohltäterin der Gemeinde. Sie
wohnte oft zur Sommerzeit in Umkirch und gab viele Beweise ihres Wohlwollens und
ihrer Fürsorge vor allem gegenüber den Armen im Dorf. Zu ihrer Zeit bemühte sich
die Herrschaft nachdrücklich um neue Arbeitsplätze für die Dörfler. So wurden 1842
die Dachswanger Mühle und eine Hanfreibe wieder neu eingerichtet und am Ende
des Schloßparks 1843 eine herrschaftliche Sägemühle in Betrieb genommen. Ab 1846
produzierte am Mühlbach eine Seidenfabrik der Firma Metz, die 1851 immerhin 130
Personen beschäftigte. Von 1915 an wurde diese durch einen anderen Produktionszweig
abgelöst: durch Zigarrenherstellung der Firma Karl Schneider. Die Lage der
Umkircher wurde auch dadurch gebessert, daß manch einer im benachbarten aufstrebenden
Freiburg Arbeit und Brot fand.

Was speziell die Wohltätigkeit der Großherzogin und ihrer Nachfolger angeht, sei
dieses vermerkt: Stephanie selbst richtete im alten Schloß Büningen eine Mädchenschule
ein und machte verschiedene Stiftungen: neben Zuwendungen zum Armen-

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