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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 201
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0203
Große Baupläne

Zwei Stichworte des Bürgermeisters seien hervorgehoben: Unbegrenztes Vertrauen,
große Gemeindeprojekte. Zwar hatte sich die Hoffnung auf ein schnelles Kriegsende
bislang nicht erfüllt, doch dafür war ein Land nach dem anderen erobert worden:
Polen, Frankreich, Belgien, die Niederlande, Dänemark, Norwegen. Daß der große
Krieg mit einem „Siegfrieden" Deutschlands zuendegehen würde, daran zweifelte
auch im neutralen Ausland nach den verblüffenden Blitzkriegen Mitte 1941 kaum jemand
. Nach Meinung des Bürgermeisters mußte man rechtzeitig planen, um gleich
nach Kriegsende an die Ausführung gehen zu können. So wie Heß im kleinen plante,
so berauschte sich im großen seinerzeit Hitler an monumentalen Vorhaben;13 nur
mußte dieser den Krieg gewinnen, um aus den Unterjochten Mittel in der Größenordnung
herauszupressen, wie sie in Teningen dank vollbeschäftigter Industrie, Sparsamkeit
und weitsichtiger Planung zur Verfügung standen. Die Gemeinde schloß das
Kassenjahr 1939/40 mit einem Barbestand von RM 93.517 und Rücklagen für Wasserleitung
, HJ-Heim usf. in Höhe von RM 91.180,75 ab, zusammen also mit einem Haben
von 184.697,93 RM. „Der Stand der Gemeindefinanzen kann daher als sehr gut
bezeichnet werden", stellte der Bürgermeister zufrieden fest (15. Juni 1940). Einige
Pläne seien vorgestellt.

Der „Friedensplatz" soll die Nachwelt „an den Friedensschluß des glorreichsten
Krieges und Sieges der Weltgeschichte erinnern und zu Ehren unserer tapferen Söhne
der Gemeinde errichtet werden" (15. Juli 1940); gemeint ist der mit dem Waffenstillstand
am 22. Juni 1940 abgeschlossene Feldzug gegen Frankreich. Der Platz solle
dem Dorfe zur Zierde und den Einwohnern zur Erholung gereichen.

Daß es nicht bei kleinen Projekten bleiben sollte, zeigen Berichte aus dem Gemeinderat
.14 Nach dem Krieg werde, so paradox es klinge, die Wohnungsnot größer sein;
in erster Linie solle für die im Feld stehenden Soldaten gesorgt werden. Einschließlich
Vermessungskosten soll ein Grundstück von 600 m2 auf etwa 1.000 RM kommen
. Ein Verkauf gegen Barzahlung erfolge unter der Bedingung, daß mit dem Neubau
„innerhalb zwei Jahren nach Kriegsschluß" begonnen werde. Bis November 1940
bewerben sich 24 „Siedlungslustige". Jetzt stellt das Gemeindeblatt einen Plan der
„Hermann-Göring-Siedlung" (mit Lagerbuch-Nummern) vor. Der Bürgermeister
bittet die Grundstücksbesitzer, dem späteren Ankauf des Geländes keine Schwierigkeiten
entgegenzusetzen, da Siedlungsgelände „bekanntlich" zur Verfügung gestellt
werden müsse und im Weigerungsfalle enteignet werde. Das Vorhaben sei geeignet,
„vielen Familien, die vielfach eingepfercht wohnen müssen, ein gesundes Heim mit
einem großen Garten, in dem sie alle wichtigen Lebensmittel selbst pflanzen können,
zu bieten." Offen und ausdrücklich räumt der Bürgermeister ein, daß es im Deutschen
Reich noch Wohnungsnot gibt. Im Februar 1941 verwahrt er sich gegen das Gerücht
, das Projekt sei zurückgestellt: Die Vorarbeiten würden schnellstens durchgeführt
, damit man bei Kriegsende mit den Bauten beginnen könne. Das Vorhaben —
am Nimburger Weg —wurde in der Tat nach „Kriegsende" verwirklicht.

Daß die Zuversicht nicht unrealistisch und daß Deutschland weit vom totalen Krieg
entfernt war, zeigt eine andere Mitteilung im Februar 1941 zur „Förderung des Wohnungsbaues
": Die Landeskreditanstalt für Wohnungsbau, Karlsruhe, setze die Förde-

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