Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 252
(PDF, 38 MB)
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Untersuchungen 1971 und 1975 an anderer Stelle veröffentlicht haben und die Arbeit Gerhard
Stamms, erstellt 1969, bisher erst als Typoskript vorliegt. Allen sechs Schriften ist gemeinsam
, daß sie zuerst als Hausarbeiten für die Laufbahnprüfung des höheren Bibliotheksdienstes
verfaßt worden sind, jeweils aus den gleichen Quellen (hauptsächlich Hausakten der UB
selbst, sowie Archivalien des Universitäts- und Generallandesarchivs) erarbeitet wurden, ihre
Quellen im Detail erschließen und anmerkungsreich darstellen. Es bleibt Aufgabe einer künftigen
Gesamtdarstellung, die Substanz der hier bereitgestellten Materialien in ihren Text einzubringen
, ohne diesen durch das Detail überfrachten zu lassen.

Als Zentralbibliothek der Universität in eigenem Haus ist die UB eine Schöpfung erst der
zweiten Hälfte des 18. Jh.: Schöpfung der österreichischen (maria-theresianischen und jose-
phinischen) Hochschul- und Studienreform. Wer sich über ihr erstes halbes Jahrhundert, zugleich
die letzten 50 „vorderösterreichischen" Jahre der UB und Wiener Bibliothekspolitik,
orientieren möchte, wird sich über diesen bis jetzt praktisch unerforschten Zeitabschnitt Freiburger
Bibliotheksgeschichte durch Schmidt bis in die Einzelheiten zuverlässig und quellenbelegt
informiert finden.

Das erste Haus der UB, ursprünglich „Gymnasium Academicum", ab 1784 bis 1902 Bibliothek
, in der Bertoldstraße gegenüber der „Alten Universität" gelegen, ist der Bombennacht
des Novembers 1944 zum Opfer gefallen. Die Baugeschichte des zweiten Hauses, bekannt als
„Carl-Schäfer-Bau", hat in Angela Karasch eine Autorin gefunden, die seine Planung (beginnend
1891) und Errichtung (1897—1903) quellen- und sachkundig dargestellt und damit grundsätzliche
Erörterungen des Verhältnisses von Bibliotheksfunktion und Bibliotheksarchitektur
verbunden hat: ausgehend von der Problematik des Freiburger Baues, der, an der Jahrhundert-
wende errichtet, den Ubergang zur modernen Magazin- und Ausleihbibliothek markiert und
sich (noch) mit der Forderung nach „Repräsentanz" wie (beginnend) nach „Funktion" konfrontiert
sieht. Durch die Autorin erfahren wir, daß die bisher ungeprüft tradierte Ansicht, es
sei der Freiburger Bau das Werk allein Schäfers und die hier gefundene Lösung des Magazinbaues
prototypisch für die weitere Entwicklung, nicht zutrifft, sondern dessen Anteil sich vielmehr
auf die Durcharbeitung eines bereits vorgefundenen Raum- und Architekturprogramms
und die „Gotisierung" des Baues beschränkt hat. Zu seiner Anfangszeit — weil in der für
Zweckbauten bis dahin noch nicht adaptierten Neogotik (Schäferscher Weiterentwicklung) gebaut
— durchaus „modern", haben ihn Jugendstil und Bauhaus-Bewegung bald zum historischen
Baudenkmal gemacht, das nach 1945 angelsächsische Besucher fürs erste sogar für die
Universitätskirche gehalten haben. Daß er funktionell schon nach zwanzig Jahren nicht mehr
genügte, kann gleichwohl weder dem Architekten noch dem damals Leitenden Bibliothekar
(Prof. Steup, Direktor von 1871 bis 1912) zur Last gelegt werden, sondern war die Folge einer
die Prognose überholenden Wirklichkeit. Auch zeitgeschichtliche Daten wie: Erster Krieg, Inflation
, Depression, zweiter Krieg, Zusammenbruch und Besatzungsjahre haben mit die Sanierung
des Baues verhindert. Wer die beengten und nach 1945 von Jahr zu Jahr immer
drückender werdenden Arbeitsverhältnisse als Benutzer „erlebt", als Mitarbeiter „durchlebt"
hat, wird dafür dankbar sein, in der 1978 eröffneten „Dritten UB" eine funktionsgerecht geplante
und gebaute Bibliothek zu finden, aber auch Frau Karasch dafür danken, daß sie ihrer
Arbeit eine reiche Bilddokumentation beigegeben hat, die die Erinnerung an dieses zweite
Haus der Bibliothek wachhält: nach Umbau jetzt Kollegiengebäude IV der Universität. Ihre
Arbeit hat durch Leo Schmidt in dieser Zeitschrift (Sch 104, 1985, 316ff.) die verdiente Würdigung
erfahren; auf sie wird verwiesen. Sie ist zu ihrem Teil auch ein Beitrag zur Geschichte
Freiburger Repräsentationsbauten und der Gestaltung des Stadtbildes, für das der Neogotiker
Schäfer mitverantwortlich zeichnet, sei es u. a. durch die „modernisierende" Aufstockung der
Zähringer Stadttürme (beim Schwabentor wieder rückgängig gemacht), sei es — wie zeitgenössische
böse Zungen flüsterten — durch „Verschäferung" des Stadtbildes.

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