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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 256
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den rechtlichen Grundlagen, den wirtschaftlichen Voraussetzungen und schließlich den strukturellen
Verhältnissen zugewandt. Daß die Stadt des frühen und hohen Mittelalters zumeist
von vornherein in Form einer Großburg eine besondere Bedeutung als Festung besaß, wurde
zwar gelegentlich gesehen, war aber offenbar von geringerem Interesse. Auch die Burgenforscher
übergingen diesen Zusammenhang. Die militärische Forschung faßte vor allem die Neuzeit
ins Auge. Erst 1963 behandelte Carl Haase „Die mittelalterliche Stadt als Festung" (Studium
Generale 16, 1963, S. 379—390, wieder abgedruckt: Ders., Die Stadt des Mittelalters.
Wege der Forschung Bd. CCXLIII, Bd.l, Darmstadt 1969, S. 377—407). Haase hat darauf aufmerksam
gemacht, welche Probleme in dieser Hinsicht — dies gilt bis in die jüngste Vergangenheit
— noch zu lösen sind. Handelt es sich doch um Fragen, die für die mittelalterliche
Stadtverfassung ebenso wie für eine technisch-militärische und nicht zuletzt kunstgeschichtli
che Betrachtungsweise der Neuzeit entscheidend sein können. Die militärische Forschung und
die Kunstgeschichte widmeten sich inzwischen zwar den befestigten Idealstädten der Italiener
des 16. Jahrhunderts, denen später die der Niederländer vielfach angeschlossen wurden. In
Deutschland haben sich im 16. Jahrhundert Albrecht Dürer, Daniel Specklin und andere theoretisch
und praktisch mit der Befestigung von Städten befaßt. Besonders wirkungsvoll haben
sich bekanntlich französische Techniker auf dem Gebiet des Befestigungswesens eingesetzt,
wobei Namen wie Vauban und Tarade an erster Stelle zu nennen wären. Im Zusammenhang
mit der Aufarbeitung der Zeit des Hochabsolutismus hat sich infolgedessen die französische
Geschichtswissenschaft dieses Bezugs schon früher angenommen, während in Deutschland
das Thema Stadtbefestigung nur zögerlich und zumeist auf lokaler Ebene aufgegriffen wurde.

Seit mehr als 10 Jahren hat sich dieses Bild nun völlig gewandelt. Die „Festungsstadt" ist
seither auch in Deutschland beliebter Forschungsgegenstand nicht nur bei alten, sondern vor
allem bei jüngeren Historikern und Laien geworden. Militärhistoriker, Techniker, Architekten
, auch Kunsthistoriker haben sich angeschlossen, was mit der anscheinend besonders anschaulichen
Gegenständlichkeit der Objekte zusammenzuhängen scheint. Jubiläen, wie das
der Vaubanschen Festungsanlage Saarlouis 1980, wurden gefeiert, Tagungen abgehalten, eine
eigene „Gesellschaft für Festungsforschung" mit Publikationsorgan und Schriftenreihe trat ins
Leben. Dabei ist es doch sicher, daß es sich auch hier um den zeitlich begrenzten Spezialfall
der Gesamtentwicklung des Städtewesens handelt, der vor allem durch den Ausbau der Militärtechnik
, die Einführung der Berufssoldaten und die immer stärker werdende Stellung des
modernen Staates mit seinen besonderen politischen Zielsetzungen bestimmt war. Im Laufe
des 19. Jahrhunderts erwies sich die Aufrechterhaltung der Festungsstadt als unmöglich. Stattdessen
griff man jetzt wieder auf Außenforts, Befestigungslinien (Maginotlinie, Westwall, Atlantikwall
) zurück oder auf komplizierte Einzelbefestungen als Sperren (Isteiner Klotz, Mutzig
, Lotzen). Die Kunsthistoriker beklagen oft, daß die imponierenden, teilweise unter sehr
künstlerischen Gesichtspunkten ausgestalteten Bauwerke mit der Entfestigung beseitigt worden
sind. In manchen Fällen traten Grünanlagen an ihre Stelle (Frankfurt, Köln), in anderen
(Wien) gelang es, diesen militärischen Bereich als Dominante des Stadtbaus zu integrieren.
Immerhin wurde so in vielen Fällen das Zusammenwachsen der Innenstädte mit den Vorstädten
im großen und ganzen leidlich bewältigt.

Zu der zuletzt berührten Gruppe gehört auch Freiburg, das an einer strategisch außerordentlich
wichtigen Stelle am Schwarzwaldübergang nach Süddeutschland liegt. Dem trug die der
Stadtgründung vermutlich vorausgegangene Burg Rechnung. Ob die dazugehörige Stadt von
Anfang an befestigt war, läßt sich wegen der Quellenlage nicht mit Sicherheit sagen. Schon
bald dürfte diese aber mit Palisaden, Wällen und Gräben gesichert worden sein, die im
B.Jahrhundert durch Mauern und Türme ergänzt wurden. Obwohl immer wieder Reparaturen
, Erweiterungen und Ergänzungen hinzukamen, hat diese Anlage bis zum 30jährigen Krieg
den Anforderungen mehr schlecht und recht genügt. Inzwischen war die Wirkung der Ge-

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