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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 261
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0263
Tiengener flohen erneut. Im Spanischen Erbfolgekrieg zu Beginn des 18. Jahrhunderts erlitt
Tiengen wieder große Verluste durch die Armeen von Freund und Feind. Erst in der zweiten
Hälfte des 18, Jahrhunderts herrschten mehrere Jahrzehnte lang Friede. Dieser Umstand und
die aufgeklärte Verwaltung des badischen Markgrafen Carl Friedrich führten zu besseren Verhältnissen
in Landwirtschaft, Handel, Gewerbe und im Wohnen. Der Autor kann das ausfuhrlich
dokumentieren; denn in dieser Zeit fließen die Quellen zahlreicher und gehaltvoller, da
die Verwaltung nun einen Sinn darin sah, auch alltägliche Vorgänge schriftlich zu bearbeiten,
nicht nur „notorische Untaten" wie die der Tiengener Jos und Schechtelin, die im Bauernkrieg
als Führer auftraten. Mit diesen Ereignissen des frühen 16. Jahrhunderts beginnt Schadek seinen
Aufsatz unter dem Titel „Krieg und Frieden".

Beginnend mit der Französischen Revolution und ihren Folgen, behandelt Ulrich Ecker
Tiengen im 19. und 20. Jahrhundert entlang der badischen Verwaltungsgeschichte und parallel
zu den großen politischen Ereignissen dieser Zeit, die insgesamt gesehen zu großen und
schließlich raschen Veränderungen geführt hat: Zehntablösung, Gemeindeselbstverwaltung,
Revolution 1848/49, 70er Krieg und die Armenfürsorge sind wichtige Stichworte für das
19. Jahrhundert. Bezüglich des 20. Jahrhunderts, das er bis 1945 bearbeitet, legt der Verfasser
den Schwerpunkt auf die Zeit des Nationalsozialismus, wobei er die aktenkundigen Vorgänge
beschreibt, ohne Namen zu nennen. Hubert Stärk setzt die Chronologie fort mit seinem Beitrag
über „Tiengen nach 1945 — ein Dorf auf dem Weg zum Stadtteil". Mit einer Auflistung
der Gemeinderatsbeschlüsse gibt er einen gerafften Überblick von 1950 bis 1972, das ist das
Jahr der Eingliederung nach Freiburg. Er nennt die Bürgermeister und den heutigen Ortsvorsteher
, sowie ebenfalls namentlich alle Mitglieder des Gemeinde- beziehungsweise des Ortschaftsrats
. Er gibt einen Überblick über die Bevölkerungsentwicklung: in den 60er Jahren
stieg die Einwohnerzahl erstmals auf tausend, um sich in den 70er Jahren noch einmal zu verdoppeln
. Das heißt, daß nur jeder dritte Tiengener auch aus dem Ort stammt. Wohnraum für
die zahlreichen Zugezogenen, die fast durchweg in Freiburg erwerbstätig sind, wurde unter
anderem in den drei markanten Hügelhäusern geschaffen, worin sich insgesamt über 200
Eigentumswohnungen befinden.

Werner Ross, Pfarrer in Tiengen, schreibt die Geschichte der evangelischen Kirchengemeinde
, wofür er nicht nur das Pfarrarchiv auswertete. Natürlich erklärt er von seiner
Themenstellung her, warum inmitten eines katholischen Gebiets eine Handvoll Dörfer evangelisch
wurden, weil eben die „Herrschaft" evangelisch war, der Markgraf von Baden-Durlach.
Ross geht auch auf Pfarrerpersönlichkeiten ein, ebenso auf kirchliche Einrichtungen wie Kindergarten
und Hauskrankenpflege. Er zitiert auch den katholischen Pfarrer und Schriftsteller
Hansjakob, der 1904 den Tiengenern in religiösen Dingen Toleranz bescheinigte und fügt an,
daß sich diese gute Eigenschaft neuerdings erwiesen habe: Seit 1975 werden in der Tiengener
Pfarrkirche auch katholische Gottesdienste gefeiert, nachdem der starke Zuzug die historische
Konfessionsgliederung auf den Kopf gestellt hat. Dieser Entwicklung wegen und mit Blick auf
die vorreformatorisehen Jahrhunderte spricht Ross in der Überschrift von der „christlichen
Gemeinde" in Tiengen.

Hermann Brommer untersuchte die Baugeschichte von Kirche und Pfarrhaus in seiner bewährten
Methode, ausgehend von den Quellen, dann den Personen, vor allem den Künstlerpersönlichkeiten
nachspürend. Und tatsächlich entdeckte er einen überregional berühmten
Architekten: Pierre-Frangois Paris, den Hofarchitekten des Basler Domkapitels, einen Franzosen
, der aus Besancon stammte. Er hatte Anteil an der planerischen Gestaltung des Tiengener
Pfarrhauses von 1777. Im 18. Jahrhundert wurde auch ein Kirchenneubau angegangen.-Hierbei
trat wieder das Nebeneinander von Basler Dompropstei und markgräflicher Herrschaft zutage
: Die Basler hatten die Baupflicht ftir Chor und Turm, die markgräfliche Seite für das Kirchenschiff
. Der Dompropst willigte in eine Erhöhung der bestehenden Chor- und Turmmau-

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