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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 266
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0268
„Im Schwarzwald gibt es eine Fülle malerischer Volkstrachten und eigenartiger Bräuche, die
in seinen tiefen Tälern aufs sorgfältigste bewahrt werden und. . . gegen den Einbruch der modernen
Zivilisation gefeit zu sein scheinen." Mit diesen Worten begann 1860 der Straßburger
Charles Lallemand sein Werk, das ins Deutsche übersetzt und reich kommentiert jetzt von
Wolfgang Kuhlmann neu herausgegeben worden ist, da es mit seinen einmaligen Trachtenbildern
schon lange im Antiquariatshandel eine gesuchte Rarität darstellte.

Der Titel freilich war und ist zu weit gefaßt; vergeblich wird man nach badischen Landleuten
aus Gebieten nördlich der Linie Kehl-Oberkirch Ausschau halten. Das Interesse Lalle-
mands gilt nur den Gebieten südlich davon; aber auch hier wird man wichtige Trachtengebiete
wie Markgräflerland, Breisgau, Hochschwarz wald, Baar und mittleres Kinzigtal oder gar den
Bodenseeraum vermissen.

Nicht die badischen Landleute, sondern die einiger von Lallemand besuchten Kleinlandschaften
Südbadens werden im Bild und Wort dokumentiert. Doch was Lallemand hier bietet,
verdient wirklich unser Interesse. Von seiner Heimatstadt Straßburg aus führt er den Reisenden
über die Kehler Rheinbrücke und entdeckt gleich im Winkel zwischen Rhein und unterem
Kinziglauf in den von Niederungswäldern abgeschirmten Dörfern des südlichen Zipfels des
Hanauerlandes und des daran anschließenden Riedes soviel Ursprüngliches an Trachten und
Brauchtum, daß er in helles Entzücken gerät.

Hier scheinen ihm die Bauersleute ähnlich wie die in den später von ihm durchstreiften und
skizzierten Talschaften des Schwarzwaldes noch nicht von der modernen Stadtmode, die alles
nivelliert, verdorben zu sein. Zwei Trachtentafeln in Farbe (aus Kehl und Eckartsweier) dokumentieren
dies ebenso wie seine eingehenden Schilderungen.

Auch der Schutterwälder Trachtenträgerin wird eine Farbtafel reserviert — die männlichen
Schutterwälder dagegen werden von ihm mit Verachtung bestraft, da sie in moderner „Sansculotten
" Manier ihre traditionellen Kniebundhosen abgelegt und einfache Röhrenhosen angezogen
haben.

Ins Renchtal fortschreitend, entdeckt Lallemand bald wieder in Peterstal die von ihm gesuchte
zivilisationsferne Ursprünglichkeit in Tracht und Volksbräuchen und dokumentiert sie
in zwei Farbtafeln und liebevollen Textschilderungen. Auch in den benachbarten Tälern der
Wolf, der oberen Kinzig und der Gutach fühlt sich Lallemand ganz in seinem Element: Flößer
und Bäuerinnen aus Rippoldsau, Schapbach und Gutach, aber auch aus dem benachbarten
württembergischen Alpirsbach begeistern hier.

Und von Gutach, dem Standort des heutigen Freilichtmuseums „Vogtsbauernhof', ist für
den Straßburger nur ein Katzensprung ins Simonswäldertal, wo er zwei Frauentrachten im Bild
festhält. Das Ganze ist also ein Streifzug, der von Straßburg-Kehl aus im Halbkreis nach Südosten
ausholt und vor Waldkirch-Freiburg abbricht, weil es dort in der beginnenden Ebene für
Lallemand mit der Ursprünglichkeit zu Ende ist.

Zu einem Schlußkapitel reist Lallemand — bereits weitgehend mit der Eisenbahn — noch
in den Hotzenwald, das „Hauensteiner Ländchen", wo er noch eine weitere Insel alter Eigenwilligkeit
entdeckt. Zwei Farbtafeln sind „Hauensteiner" Bauern gewidmet.

Zusammen ergibt das 16 Farbtafeln südbadischer Trachten. Sie machen sicherlich den
Hauptwert der vorliegenden Edition aus. Dazu kommen noch 23 schwarz-weiße Illustrationen.
Aber man würde Lallemand Unrecht tun, wollte man nur seinen Abbildungen Aufmerksamkeit
zuwenden. Auch seine Texte stellen eine Fundgrube exakter Beschreibungen von Trachten
, Lebensverhältnissen und Bräuchen dar; sie erfassen auch Orte, die nicht in Bildern dokumentiert
sind, und sind mittlerweile wertvolle Zeugnisse der Zustände von 1860.

Überholt sind dagegen einige Passagen, die sich mit den früheren Geschichtsepochen befassen
; der Neuherausgeber versucht, sie im Anmerkungsapparat wenigstens teilweise zurechtzurücken
. Wolfgang Kuhlmann hat sich überhaupt mit der Ubersetzung des französischen Textes

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