Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
107.1988
Seite: 270
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1988/0272
sich Köhler in der vorliegenden Arbeit zum Ziel. Hierfür erweisen sich Regional- bzw. Lokalstudien
als besonders geeignet, zumal in der unmittelbaren Nachkriegszeit überregionale Zusammenhänge
weitgehend zerstört waren und zum anderen sich vor Ort die Strukturen herausbildeten
, die für die spätere Entwicklung grundlegend waren.

Die ersten Kapitel widmet Köhler der Besetzung Freiburgs durch französische Truppen und
den ersten Monaten der Besatzung. In dieser Zeit zeichneten sich bereits mit der Nahrungsmittel
- und Wohnraumknappheit die Probleme ab, die auch die folgenden Jahre prägten. Die
grundlegende Erfahrung, daß für die deutsche Bevölkerung die schlechte Zeit erst nach der
Besatzung kam, beeinflußte tiefgreifend die Einstellung gegenüber der Militärregierung und
dem neuen System. Die Sorgen um die Kriegsgefangenen, die Bewältigung der Alltagsnot und
der Einsatz für den Wiederaufbau verhinderten auch eine intensive Beschäftigung mit Politik.

Beim geistigen und moralischen Wiederaufbau kam der katholischen Kirche, die das „Dritte
Reich" im Kern intakt überstanden hatte, eine überragende Rolle zu. Der energische und politisch
erfahrene Erzbischof Gröber konnte dabei in weiten Teilen der Bevölkerung eine Leitbildfunktion
bei der Daseins- und Vergangenheitsbewältigung einnehmen. Statt einer anklagenden
Beschäftigung mit der Vergangenheit stand bei ihm die Bewältigung der Gegenwart
und Zukunft im Vordergrund. Im kulturellen Programm, das sich allmählich wieder entfaltete,
überwog die Unterhaltung, die von den bedrückenden Nöten ablenken sollte.

Auch die politische Säuberung, die Köhler hier am Beispiel Freiburgs abhandelt, trug nicht
zu einer kritischen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit bei und forderte bei vielen eine
Distanz zum politischen Engagement. Obwohl die französische Besatzungsmacht zu Beginn
in ihrer Zone ein anderes Verfahren als die Amerikaner anwandte, das sich nicht schematisch
an formalen Belastungskriterien orientierte, kam es zu vielfaltigen Ungerechtigkeiten. Es traf
vor allem die Kleinen, insbesondere im öffentlichen Dienst. Dagegen blieb der Bereich der
Wirtschaft weitgehend verschont.

Schon bald nach Kriegsende setzte in Freiburg der Wiederbeginn des politischen Lebens
ein, obwohl offiziell eine parteipolitische Betätigung noch untersagt war. Wenn hierbei auch
die „Alten", die schon vor 1933 politisch Tätigen, das Heft wieder in die Hand nahmen, so
ist doch das Bestreben offensichtlich, nicht dort anzufangen, wo 1933 aufgehört worden war.
Köhler zeigt in diesem Zusammenhang das Entstehen der „Antifaschistischen Arbeitsgemeinschaft
", in der sich Persönlichkeiten aus dem christlichen, sozialdemokratischen und kommunistischen
Lager zusammenfanden, um auf der Plattform eines antifaschistischen Grundkonsensus
zur Überwindung der Not beizutragen. Diese Arbeitsgemeinschaft zerbrach jedoch
ebenso, wie der vor allem von den Kommunisten unterstützte Versuch, eine überparteiliche
Massenorganisation, „Das Neue Deutschland", ins Leben zu rufen.

Viel Raum nehmen in vorliegender Arbeit die Parteien ein. Da Freiburg als Hauptstadt
(Süd-)Badens ein Zentrum für die Parteien darstellte, verläßt Köhler hier auch die lokale
Ebene. Ausführlich beschreibt er die Gründung, Organisation, Programmatik und Entwicklung
der vier zugelassenen Parteien: Badische Christlich-Soziale Volkspartei (später CDU),
Demokratische Partei, Sozialistische Partei (später SPD) und Kommunistische Partei. Köhler
geht dabei auf die komplizierte Gründungsgeschichte der BCSV ebenso ein, wie auf die in
Westdeutschland einzigartigen Einheitsbestrebungen von Sozialdemokraten und Kommunisten
, die letztlich scheiterten. Anhand von Statistiken und Abbildungen über Sozialstruktur
und Wahl verhalten der einzelnen Freiburger Stadtteile analysiert Köhler das Wahl verhalten der
Freiburger in der Nachkriegszeit.

Eng verknüpft mit dem Wiederaufbau im parteipolitischen Bereich war die Wiedergründung
der Gewerkschaften. Im Unterschied zum politischen Bereich glückte bei den Gewerkschaften
jedoch der Versuch, die Zerrissenheit der Arbeiterschaft zumindest organisatorisch zu überwinden
.

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