Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
108.1989
Seite: 115
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1989/0117
poltstein, eines der vornehmsten Ritterstandglieder und langjähriger vorderösterreichischer
Landvogt stellte am 30. Dezember 1528 einen Revers aus, der ihn als Verwalter
der wichtigsten ritterständischen Privilegien und Freiheitsbriefe auswies. Dieser
Revers ist umso wichtiger, da er deren Aufbewahrung und Verwaltung zeigt und
einen Uberblick über die von der Ritterschaft als wichtigste ritterständische Schrift-
stücke angesehenen Dokumente gibt. Der Revers beginnt mit der Ubergabe und Verwahrung
der Archivalien:

„Ich Wilhelm, herr zur Rappoltstain zu Hohenackh unnd Geroltzeckh am Wasichin
thun künth unnd bekenn offenlich mit disem brieff, als ich von den gemainen adels
und ritterstat diser vordem osterrychischen lannden, nämlich Obern Ellsäs, Sündt-
gow, Brysgow und Schwartzwaldts mit höchstem vleys mundtlich unnd auch schriftlich
gebetten bin, des iezt bedachten ritterstats freyhaitts brieve, so von hochloblich-
sten römischen kayser etc. hertzogen unnd erzhertzogen zuo Osterrych, meinen
allergnedigist unnd gnedigisten herrenn gegebenn seindt, sampt ettlichen anndern
vertragsbrieven, wie die inn ainem beschützigen briefftröglin zesamen gelegt, mir an-
zaigt wordenn, hinder mich als zu gemainer vertruwter hanndt und inn mein gewar-
same ze empfahenn unnd glich mein unnd meiner herrschaft selbs aigne brief zube-
waren unnd sunst weitter mir, meinen erbenn unnd herrschafften one schaden. Das
ich uff solliche an mich gelanngte bitt unnd gemainem adels stat zu fründtlicher will-
fare eeberüertte freyhaittenn unnd vertragsbrieff in ainem tröglin, das mit dreyen
schlössen bewarett unnd die Schlüssel zertailt, dreyenn vom adel zubehalttenn bevol-
chen, zu meinen hannden als getreüwer hanndt unnd inn mein gewarsami dergestalt,
wie obstat, enntphanngen hab. Mit solchem bescheydt, das ich sollich tröglin unnd
die brieff darinnen ligennde niemandts offnenn noch von hannden gebenn soll. Es be-
schehe dann mit wissen, willenn, gehell unnd uff empfelch gemainen ritterstats unnd
inn beysein der dryer iedermale darzu verordnetten schlüsselhalter. . "49

Diese erste Nachricht über die Existenz eines Ritterstandsarchives beschreibt das
Archiv als „ain beschütziges briefftröglin", d.h. als eine Holztruhe, die mit drei
Schlössern und Schlüsseln abgesichert war, die drei Strandesgliedern übergeben wurden
. Wilhelm von Rappoltstein hatte die Aufgabe, die Truhe aufzubewahren, ohne allein
, also ohne seine Kollegen und Schlüssel Verwalter, an den Inhalt heranzukommen
. Die Truhe selbst wurde „inn des wohlgebornnen hernn Wilhelms herrn zu
Rappolstains etc. hoff zu Ensisheim" aufbewahrt.50 Daraus kann man die Wichtigkeit
der Herren von Rappoltstein innerhalb des Ritterstandes schon zu einem Zeitpunkt
ablesen, als der Stand noch keine Standesordnung mit einem formalen Präsidium
besaß, das dann ebenfalls lange Jahre von den Herren von Rappoltstein besetzt
war. Daneben wurde offenbar mit dem Verwahrungsort Einsisheim großer Wert auf
Regierungsnähe gelegt; zudem hatte man den Vorteil, an dem Ort, an dem sehr häufig
die Landtage stattfanden, unmittelbaren Zugriff zu den alten ritterständischen Freiheiten
und Privilegien zu haben. Auch die Besetzung der Stadt Ensisheim mit einer
großen Zahl von Angehörigen des ritterschaftlichen Adels und die Funktion der Stadt
Ensisheim als Fluchtburg für Adel und Prälaten im Bauernkrieg, die nicht eingenommen
wurde, vermittelte einen Eindruck der Sicherheit,51 der sicherlich ebenfalls für
die Wahl Ensisheims sprach und nicht beispielsweise für die relativ weit entfernten
Burgen der Rappoltsteiner oberhalb Rappoltsweiler.

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