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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
108.1989
Seite: 151
(PDF, 38 MB)
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sion der Stiftungen und der mit selbigen zusammenhängenden Kapitalanlagen, Stand
1767, erhalten.10 Aus nicht näher bekanntem Anlaß ließ der Wiener Hof einen großformatigen
Fragebogen mit zehn Rubriken drucken und im Laufe der Jahre 1768 oder
1769 zumindest den Bettelklöstern seines Herrschaftsbereichs zustellen. — Daß es
sich um eine begrenzte Aktion in den Vorlanden gehandelt hätte, ist insofern unwahrscheinlich
, als eine solche kaum mit den zentralistischen Tendenzen der Monarchin
und ihres Kabinetts zu vereinbaren gewesen wäre.11 Die Absicht dieser Enquete ist
leicht zu durchschauen: Zwar drohte seitens der persönlich frommen Maria Theresia
(1740—1780) den zahlreichen großen und kleinen Gotteshäusern im Habsburger Reich
kein Kahlschlag; ein Klostersturm, wie ihn Joseph II. alsbald nach dem Tod seiner
Mutter entfesselte, wäre unter ihr nicht möglich gewesen. Doch sann auch sie auf
Mittel und Wege, das ihrer Meinung nach wuchernde, sich allzeit staatlicher Kontrolle
entziehende, staatswirtschaftlichen Notwendigkeiten entgegenarbeitende Ordenswesen
in die Schranken zu weisen. Um wirksame Reformmaßnahmen — um
nichts anderes ging es ihr — ergreifen und insbesondere existenzunfähigen, überschuldeten
Gemeinschaften zu Leibe rücken zu können, waren zuverlässige Nachrichten
über deren Vorteile und Lasten unerläßlich. Von großem Interesse waren naturgemäß
Stiftungsmessen und Jahrtage, die die begünstigten Mannsklöster nach
Möglichkeit selbst besorgten, Frauenkonvente hingegen in der Regel von Priestern ihres
Ordens gegen Entgelt abhalten ließen. Nach den eigentlichen Klostergründern
und Erstausstattern wurde nicht zuletzt angesichts der seit längerem eingerissenen
Mode gefragt, sich insbesondere in Fällen der Not durch die Präsentation meist legendärer
Mitglieder oder Verwandter des Erzhauses anheischig zu machen. Im übrigen
folgte die Regierung dem Zug der Zeit und ist ihre Erhebung geradezu ein Musterbeispiel
für die damals nicht nur in den österreichischen Staaten grassierende
Tabellensucht.12

Der Entschluß, diesen Status der Wissenschaft zugänglich zu machen, fiel nicht allein
eingedenk der Mühen, die seine Erstellung dem Klostervorstand (Prior, Subprior
und Prokurator) bereitet haben mochte, sondern auch deshalb, weil wir es hier mit
einer sehr übersichtlichen, leicht zu handhabenden Quelle zu tun haben, die nicht nur
manch wissenswerte Einzelheit aus der Geschichte der Kommunität und der Stadt
bietet, sondern überhaupt aus der des Breisgaus. Sie kann dem Wirtschafts- und So-
zialgeschichtler ebenso zu Aufschlüssen verhelfen wie dem Volkskundler und Maß-,
Gewichts- und Preisspezialisten. Daß eine Edition dieser Art breitgefächerte Kenntnisse
hilfswissenschaftlicher Natur voraussetzt, sei nur nebenbei bemerkt.

Für eine großangelegte Erörterung dieser Statistik ist hier nicht Raum. Es seien
deshalb nur einige wenige Punkte von allgemeinem Belang angesprochen: Wie der
Konvent immer wieder hervorhob, ist ihm vieles im Verlauf der Reformation und des
Schwedenkriegs abhanden gekommen; und auch der Bauernaufstand von 1525 wird
Wunden geschlagen haben, woraus sich das verhältnismäßig späte Datum 1413 der ersten
Meßstiftung erklären könnte. Daß zwischen der siebten und achten eine Lücke
von fast 80 Jahren klafft, hat ebenfalls in den dem Mönchtum ungünstigen Zeitläuften
seine Ursache, während die zahlreichen Zuwendungen des 18. Jahrhunderts unumstößlicher
Beweis für eine neue Blüte sind. Auch wenn die Listen sich insofern unvollständig
präsentieren, so zeigen sie doch, daß Vertreter aller Stände bei den Söh-

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