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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
108.1989
Seite: 212
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fen, — häufiger, starker Leibschmerz, von Zeit zu Zeit eintretendes Erbrechen, mäßiger
Durchfall abwechselnd mit Verstopfung, mehr und mehr schwindender Appetit,
großer Durst, seltene, leise Fieberbewegung bei fast anhaltenden, starken Schweis-
sen, etwas Husten mit Schleimauswurf, Anästhesie und Hyperästhesie der Haut, gegen
Ende der Krankheit Irrereden, sowie auch endlich leichte Anschwellung der
Lymphdrüsen und kleine knotige Geschwülste im Unterhautfettgewebe von Brust und
Bauch." Bei der Obduktion erregte „am meisten Interesse die bisher noch nicht beschriebene
eigentümliche Verdickung zahlloser feinerer Arterienzweige, die in der
Regel umschrieben in Gestalt kleiner Knoten, selten diffus, auftrat: „Periarteriitis nodosa
".

Der in diesem Jahr veröffentlichte Vortrag, den Kuß maul vor Ärzten und Laien
hielt, heißt: „Uber die Ursachen und über den Gang unseres Ablebens".47 Kußmaul
hat sich bis in seine letzten Jahre gefragt, ob es zweckmäßig und nützlich sei, mit
populären Abhandlungen das Publikum über den aktuellen Stand der Medizin aufzuklären
. Er entschied sich dafür, obwohl er darin eine gewisse Gefahr sah, manche
„Leser zu Hypochondern und Pfuschern heranzuziehen, woran jedenfalls soviel richtig
ist, daß sie mit Vorliebe von Hypochondern gelesen und von Pfuschern abgefaßt
werden . . . Bis zu den Spitzen der Gesellschaft hinauf fehlt es in den weitesten Kreisen
an anthropologischem Einmaleins, wie soll da mit den Logarithmen der Medizin
gerechnet werden?" Er entschließt sich, „das Publikum zu einem Besuche der Werkstätten
einzuladen, worin die Medizin nach den Ursachen der Gesundheit und Krankheit
mit wissenschaftlichen Methoden und Werkzeugen forscht."48

In seinem Vortrag über das Ableben führt er aus: „wer vom Tode handeln will, muß
mit Betrachtungen über das Leben beginnen". Leben sei an eine besondere Form und
Zusammensetzung des Stoffes gebunden; die Muttersubstanz der gesamten belebten
Natur sei das Protoplasma; die Zelle das Formelement, aus dem die belebte Natur
sich aufbaue. Er verwarf die Urzeugung: „Nur aus Belebtem entsteht Belebtes". Die
erste Entstehung der belebten Natur liege jedoch in der Dunkelheit von Millionen
Jahren hinter uns, obwohl Darwin, „wie Sie wissen, den kühnen Versuch gemacht
hat, den die einen mit Beifall begrüßten, und die anderen als ruchlos verdammten,
eine erfahrungsgerechte Schöpfungstheorie der organischen Arten aufzustellen"; und
so wie eine Schöpfungstheorie dieser ersten Wesen fehle, mangle es auch an einer
befriedigenden Eins in die feinere Mechanik der elementarsten lebendigen Vorgänge
wie Bildung und Wachstum von Zellen. Die müßten allerdings nach den
Grundsätzen der Mechanik verstanden werden, wobei eine solche Mechanik der Zellbildung
bis jetzt nur als Idee existiere, „und unsere größten und muthigsten Geister
würden an der Aufgabe verzweifeln, auch nur die Grundzüge einer mechanischen
Theorie der Zelle zu entwerfen. — Wird uns deshalb, weil uns heute und vielleicht
noch auf Jahrtausende hinaus ein Verständnis dieser Dinge versagt ist, ein solches für
alle Zeiten versagt bleiben? Millionen Jahre sind wahrscheinlich dem Menschenge-
schlechte zu seiner Entwicklung eingeräumt. Ob ihm eine ferne, inhaltsreiche Zukunft
jene Aufschlüsse gewähren wird, welche uns verborgen sind, die wir kaum die
wissenschaftlichen Kinderschuhe abgestreift, wer dürfte sich vermessen, diese Frage
zu bejahen oder zu verneinen? . . . Was sind nun das für Hebel und Federn, die den
Zellkeim in Bewegung setzen und den fertigen Organismus in Gang erhalten? Sie lie-

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