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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
108.1989
Seite: 218
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Schwertfresser zur Stelle und ich ersah nun aus eigener Anschauung, wie er Kopf und
Nacken richtete und das Schwert in gerader Richtung bis zur Magentiefe hinabstieß.
Es wurden nun lange Röhren hergestellt, mit denen es gelang, die Cardia zu passieren
, aber die Beleuchtung mit Hilfe des Endoskopes erwies sich als unzureichend,
wir blickten vergebens ins Finstere."54

J. Müller hat sich intensiv mit der Magenspiegelung und ihren klinischen Problemen
beschäftigt. Am 1. November 1899 schreibt er an Killian: „Späterhin beschäftigte
ich mich speziell mit den Versuchen in fraglicher Richtung an Gesunden und
Kranken. Zunächst konnte konstatiert werden, daß der Spiegel-Cylinder, der einen
Durchmesser von 1,5 cm hatte, ohne besondere Mühe und Vorbereitung bei allen normal
gebauten, gesunden und kranken Versuchspersonen in die Speiseröhre eingeführt
werden konnte. In zahlreichen Fällen von Carcinom-Stenosen der Cardia wurde mit
eigens konstruierten Sonden der Durchweg gesucht, aber immer trotz guter (Petroleumlicht
!) Beleuchtung der Geschwulst erfolglos, weil eben derartige Fälle immer
erst in zu fortgeschrittenem Stadium in die Klinik kommen. Auch für Fremdkörper
im Ösophagus waren wir instrumentiert; Gelegenheit aber zu dieser Operation hatten
wir nicht." Weiter heißt es: „Ich war eben auf der Suche und fand denn auch wirklich
noch unter altem Zeug das vordere Endstück einer Art Harpune, die ich seinerzeit
zu dem Zweck der Entfernung aus dem Ösophagus machen ließ. Das Instrument ist
sehr primitiv nach unseren jetzigen Begriffen und ich wüßte selbst es heute nicht
mehr zu verwerten; es soll aber auch in keinem anderen Sinn verwertet werden, als
eben für den Beweis, daß seinerzeit in dieser Sache etwas getan wurde. Ich werde
Ihnen morgen dieses Ding zeigen. Hier vorläufig eine Zeichnung, Abb. 7"55

Kußmaul hat mit seinen Assistenten in Freiburg die Voraussetzungen für die Entwicklung
der modernen Gastroenterologie geschaffen. 1901 schreibt er noch einmal
aus Heidelberg an Killian nach Freiburg und dokumentiert damit seine eigene bescheidene
Einstellung zu seinen Entdeckungen: „Dringend ersuche ich Sie, den Titel
anders zu fassen, meinen Namen daraus wegzulassen, einfach so zu schreiben: Zur
Geschichte der Ösophagoskopie und Gastroskopie." Und dann bedankt er sich für
Killians Aufsatz: „Entschuldigen Sie, daß ich Ihnen erst jetzt für die Zusendung Ihres
lehrreichen historischen Aufsatzes über Gastro- und Ösophaguskopie danke. Ich habe
es schwarz auf weiß, was ich vorher nur ahnte, daß ich zuerst durch ein gerades Rohr
in den Magen schaute, leider ohne etwas anderes zu sehen als brodelnden Schleim
und zuerst einen Tumor richtig ösophagoskopierte. Mein Bewußtsein schwoll dadurch
mächtig an, und ich habe köstlich darauf geschlafen."56

1869

Im Winter 1869 erscheinen in der „Freiburger Zeitung" Kußmauls „Zwanzig Briefe
über Menschenpocken- und Kuhpockenimpfung", ein Jahr später werden sie mit Anmerkungen
versehen, als Buch verlegt; 1914 erscheint eine mit Vor- und Nachwort
versehene neue Auflage.57 In der unmittelbaren und direkten Form des Briefes greift
Kußmaul in die handfest geführten Auseinandersetzungen über die Notwendigkeit der
Pockenimpfung ein. Er tut es aus hoher Warte und scheut sich nicht, in die Tiefe dieser
Auseinandersetzungen gezogen zu werden. In einer Vorrede gibt er dem auswärtigen
Leser zum besseren Verständnis der lokalen Beziehungen einen „Schlüssel in die

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