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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
108.1989
Seite: 240
(PDF, 38 MB)
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Tendenzen verkörpert, gelebt, beschrieben und weitergegeben: „Ich preise mich
glücklich, als ein Kind dieses Jahrhunderts durch das Leben gegangen zu sein, denn
kaum einem von den unzähligen, in der Zeiten Schöße versunkenen, ist die Menschheit
zu größerem Dank verpflichtet. Keines ist ihm vergleichbar in Mut und Geschick
, in die tiefsten Geheimnisse der Natur einzudringen, keines hat mit gleich erfinderischem
Geiste und gleichen Erfolgen die allgemeine Wohlfahrt gefördert und
das Leben verschönert und veredelt, keines endlich entschlossener und siegreicher
in allen Weltteilen die Ketten der Sklaverei gesprengt."90

Er hat als Arzt bewußt Vergangenes — z. B. Gedankengut der Aufklärung — in sich
aufgenommen und versammelt, und mit selbsterarbeitetem Neuen in seinem Leben
zu einer Summe gestaltet, die weit in die Zukunft weist. Seine Sympathie mit dem
Menschlichen wurde von denen, die ihn noch kannten, so stark empfunden, daß sie
fünf Jahre nach seinem Tod beschlossen, seiner Liebens- und Verehrungswürdigkeit
ein Denkmal zu setzen.

Prof. A. Schüle, Schüler Kußmauls und Leiter des Freiburger Diakonie-Kranken-
hauses, machte auf der Naturforscherversammlung in Frankfurt am Main im Jahre
1907 den Vorschlag, in Freiburg ein Kußmaul-Denkmal zu errichten. Er nahm Datum
und Ort zum Anlaß, weil es 40 Jahre her war, daß Kußmaul in Frankfurt über eine
seiner wichtigsten Arbeiten, die neue mechanische Behandlung der Magenerweiterung
durch Einführung einer Magensonde und die Entleerung des Magens referiert
hatte, die wir oben besprochen haben.

Schon im gleichen Jahr gaben die Großherzogin und der Großherzog „Ihrer Freude
über den Plan der Errichtung eines Kußmaul-Denkmals Ausdruck". Nachdem die
Finanzierung organisiert war, wurde der Karlsruher Bildhauer Prof. Volz mit der
Ausführung beauftragt. Dem organisierenden Komitee gehörten Geheimrat Dr.
Bäumler, Oberbürgermeister Dr. Winterer, Geheimrat Dr. Naunyn, Prof. Dr. Aschoff
und Prof. Dr. Schüle an. Die Abrechnung betrug 16 700 RM. Am 15. Mai 1909 —
der Biologe Weisman trug in sein Tagebuch ein: „Schön, + 5 lh°C — 11 °C, Feier
des Prorektorats, Großherzog anwesend; 3—4.30 Uhr Einweihung des Kußmaul-
Denkmals; Rede von Bäumler, 4 — 5.30 Uhr Empfang im Mathematischen Institut
."91 — wurde das Denkmal vor der Alten Medizinischen Klinik enthüllt. Im offiziellen
Festbericht von F. Sauerbeck wird in gehobener Stimmung berichtet: „Die
Stadt Freiburg hatte am Samstag ihr Festkleid angetan, und eine festlich-bewegte
Menge füllte die Straßen, drängte zum Vorgarten des klinischen Krankenhauses in
der Albertstraße, woselbst um 3.00 Uhr die feierliche Enthüllung stattfand. Die Einfahrt
zum Festraum flankierten die chargierten Studentenverbindungen in vollem
Wichs; dieselbe illustre Gesellschaft, welche vormittags in der Festhalle anläßlich der
Prorektoratsübergabe versammelt war, hatte sich wiederum eingefunden und nahm
auf den zu beiden Seiten aufgestellten Tribünen Platz.

Von der Familie Kußmauls waren anwesend: Excellenz Geheimrat Czerny mit
Frau, zwei Söhnen und Tochter, Frau Oberstleutnant Oster [älteste Tochter Kußmauls
] und Sohn, Oberst Ilse mit Frau [jüngste Tochter Kußmauls] mit zwei Töchtern
, Dr. Senz mit Frau [geb. Oster, Enkelin von Kußmaul]. In der Mitte des Raumes
stand das mit reichem Blumenschmuck umgebene, noch verhüllte Denkmal. Das
Ganze, gehoben durch das reichste Festkleid, welches die Natur z. Zt. selbst trägt,

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