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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
108.1989
Seite: 255
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Schüsse zu tragen. Auf alleinstehende, alte Fürsorgeempfänger wurde mehr oder minder
Druck ausgeübt, einen Anstaltsplatz anzunehmen, um Wohnraum für fürsorgeberechtigte
Familien zu gewinnen.24 In die Zuständigkeit der offenen Fürsorge fielen
die Unterstützungen für verarmte Kleinrentner, Kriegsopfer und Kriegswaisen, Hinterbliebene
und Sozialrentner. Das Problem ihrer Unterstützung bestand vor allem
darin, daß die Stadt die gesetzlich vorgesehene Unterstützung leisten mußte, aber
über Jahre hinweg die Beträge nicht aus der Reichskasse erstattet bekam.25 Bis zur
Einführung der Arbeitslosenversicherung 1927 fiel auch die Arbeitslosenunterstützung
und Krisenunterstützung in die Zuständigkeit der städtischen Fürsorge.26 Die
Stadt verknüpfte die Zahlung mit dem Zwang zur Übernahme von öffentlichen Arbeiten
und schloß bei Arbeitsverweigerung die Arbeitslosen von der Unterstützungszahlung
aus. In der Weimarer Zeit hatte Freiburg einen festen Stamm von etwa 1000
Arbeitslosen.27

Die Höhe der Geldunterstützungen wurde von Fall zu Fall festgesetzt, wobei die
Geschäftsberichte immer wieder betonen, daß ein Anreiz zur Arbeitssuche bestehen
bleiben müsse. Die Unterstützung dürfe die unteren Gruppen der Tariflöhne nicht erreichen
. Die Beträge in Mark und Pfennig sind schwierig zu bewerten, da durch die
ständige Inflation die reale Kaufkraft der Geldbeträge nicht mehr zuverlässig einzuschätzen
ist. Die monatliche Barunterstützung betrug für ein Ehepaar im Juli 1913
20 Mark, im Juli 1921 700 Mark. Zur langfristigen Orientierung ist es nützlich festzuhalten
, daß, bezogen auf das Jahr 1913, einer Person zugemutet wurde, mit 35 Pfennigen
pro Tag ihr Leben zu fristen. Die Kaufkraft dieses Geldbetrags scheint die langfristige
Orientierungsmarke für die Armenunterstützung bis zum Ende der Weimarer
Republik gewesen zu sein.28

Im Jahr 1927/28 zahlte die Stadt Freiburg einem arbeitswilligen, alleinstehenden
Arbeitslosen täglich 6,25 Mark Unterstützung. Dies war mit Sicherheit die höchste
tägliche Unterstützung, die die Stadt für einen Armenfall aufwendete. Für einen
Pflegling der Kreispflegeanstalt hatte die Stadt im selben Jahr 2,62 Mark zu bezahlen
.29 Die geschlossene Fürsorge war auch noch 50 Jahre nach ihrer Installierung
die kostengünstigere Lösung.

3. Die Freiburger Kreispflegeanstalt von der Gründung

bis zum Ersten Weltkrieg

Gründung und Zwecksetzung der Anstalt

Eine entscheidende Persönlichkeit für das Zustandekommen der Freiburger Kreispflegeanstalt
war Dr. Johann Georg Eschbacher, über den bisher keine Biographie
verfaßt worden ist. Er wurde am 25. Mai 1830 in Schlatt (Baden) geboren, 1855
wurde ihm die Approbation erteilt. Er erscheint im Verzeichnis der Gründungsmitglieder
des Vereins Freiburger Ärzte, dessen 2. Vorsitz er zweimal, im Jahre 1875 und
1884 und dessen 1. Vorsitz er im Jahre 1888 führte. 1867 wurde er für Staufen, 1871
für Breisach und 1875 für Freiburg in die Zweite Kammer des Badischen Landtags
gewählt.30 Nach dem Tod seiner ersten Frau gab er seine Landarztpraxis auf und
zog mit seinen Kindern nach Freiburg, wo er in der Kaiser-Joseph-Straße (im heutigen
Friedrichsbau) ein Haus bezog. Mit ein Grund für den Umzug scheint die Er-

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