Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
108.1989
Seite: 290
(PDF, 38 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1989/0292
inspektor beim Städtischen Verkehrsamt, nach Besangon, wo er bereits am 28. Juni
über die Organisation verhandelt hat: Von dort aus nämlich wird die französische Beteiligung
ausgerichtet. Man überrascht ihn mit der Bitte, am anderen Morgen, unmittelbar
vor der Abfahrt nach Freiburg, an einer Gedenkfeier beim Gefallenen-Ehrenmal
teilzunehmen und ein Blumengebinde niederzulegen. Dabei hält er eine, noch
in der Nacht vorbereitete, kurze Ansprache, die mit folgenden Worten schließt: „Wir
wollen keinen Krieg mehr, das ist unsere gemeinsame Parole, und das wollen wir,
die wir in treuer Pflichterfüllung für unser Vaterland 1914/18 einander gegenüberstanden
, in der Hauptstadt des Schwarzwaldes, in Freiburg im Breisgau, vor aller Welt
bekunden. Es lebe Frankreich! — Es lebe Deutschland! Beide müssen Freunde werden
!" Während die französische Seite von diesen Ausführungen sehr angetan ist, reagiert
das Oberbürgermeisteramt etwas irritiert mit der Anfrage, wer denn Herrn
Hartmann beauftragt habe. Erst als dieser einen ausführlichen schriftlichen Bericht
erstattet und sich Verkehrsamtsleiter Denzlinger hinter ihn stellt, sieht man die Sache
als erledigt an; das Blumengebinde hat Herr Hartmann ohnehin aus eigener Tasche
bezahlt.8

Nach diesem Auftakt fahren die Franzosen, unterwegs durch weitere Abteilungen
verstärkt, zunächst zur Grenzstation Breisach. Eine „brausende Welle von Heilrufen"
empfangt sie dort um 9.15 Uhr.9 „Sobald wir aus dem Zug gesprungen waren, eilten
junge Hitlermädchen, kleine Gretchen in Uniform herbei, ihre klaren Augen lächelten
uns an, und sie steckten uns Blumen ins Knopfloch. (...) Knaben mit nackten
Schenkeln, kurzen Hosen, braunem Hemd, mit dem kleinen Dolch der Hitlerjugend
im Gürtel, schmückten den Zug mit Zweigen." 10 Vertreter des NSKOV, der Freiburger
Verkehrsamtsleiter und der Breisacher Bürgermeister Herr heißen die Gäste willkommen
. Ein „riesiger Humpen Kaiserstühler" für den „Führer der französischen
Frontkämpfer Dr. Maitre — Besangon" darf nicht fehlen.11 Erste freundschaftliche
Gespräche werden auf dem Bahnsteig angeknüpft, viel zu schnell verstreichen die
vorgesehenen 45 Minuten Aufenthalt.

In Freiburg sind die Kameradschaften der NSKOV des deutschen Südwestens und
ein Ehrensturm der SA angetreten, Hakenkreuzbanner, Trikoloren und Transparente
zieren den Bahnhof. Als der Sonderzug einläuft, erklingen ein „schwungvoller" französischer
Marsch und wieder „stürmische Heilrufe". Ihringer Trachtenmädchen
überbringen den Delegationsleitern einen „flüssigen Gruß". Nach der Aufstellung am
Südausgang des Bahnhofs folgen die Ehrenbezeugungen. „In der eindrucksvollen
Stille ruft ein junger Abteilungsführer der SA, ein großer nerviger Mann mit sonnenverbrannter
Haut, der seine Leute mit seinen graublauen Augen scharf fixiert, die
rauhen deutschen Kommandos."12

Die Begrüßungsreden der Prominenz schließen sich an. Nach dem Gauhauptstel-
lenleiter der NSKOV in Baden, Reinhardt, spricht der Reichskriegsopferführer,
Hanns Oberlindober. Er war schwerkriegsverletzt aus dem Ersten Weltkrieg heimgekehrt
, zählte zur „alten Garde" der bayerischen NSDAP, der er sich 1922 angeschlossen
hatte, und war NS-Stadtrat von Straubing gewesen. Seit 1930 gehörte er dem
Reichstag an. Von 1932 an gab er das NS-Blatt „Der Dank des Vaterlandes" heraus,
das dann die Basis für die 1933 gegründete Sonderorganisation NSKOV gebildet
hatte.13 Er ruft den „Kameraden von der anderen Seite des Rheins" entgegen: „Der

290


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1989/0292