Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
108.1989
Seite: 310
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1989/0312
Generalrat der Doubs — an den Freiburger Oberbürgermeister, wie glücklich das
französische Volk über die friedliche Lösung sei. Das deutsche Volk teile diese Gefühle
, wie „die enthusiastischen Beifallskundgebungen" in München für Präsident
Daladier gezeigt hätten. Deshalb könne man doch jetzt die gegenseitigen Verständigungsbemühungen
wieder aufnehmen. Am 6. Oktober 1938 stimmte ihm Kerber zu:
„Ich habe den Glauben, daß damit zum letzten Male unseren beiden Völker die Gefahr
des Krieges gedroht hat." Zugunsten der deutsch-französischen Freundschaft,
der „sichersten Garantie für den europäischen Frieden", deren Ausgestaltung er „als
Oberhaupt der deutschen Grenzstadt Freiburg" immer als seine „vornehmste Amtspflicht
" angesehen habe, lud er den Bürgermeister und die Ratsherren von Montbe-
liard zu einem Besuch nach Freiburg ein.

Ebenfalls am 6. Oktober meldete sich Dr. Maitre wieder. Auch er begrüßte das
Münchner Abkommen und insbesondere die Worte Feldmarschall Görings: „da, wo
die alten Frontkämpfer sind, herrscht der Friede und die Gerechtigkeit." Es sei nun
Zeit, die früheren Kontakte wieder aufzunehmen, um dadurch Frieden zu stiften sowie
die internationale Zusammenarbeit zu sichern. Kerber antwortete ihm am
12. Oktober in ähnlichem Sinne wie zuvor dem Bürgermeister von Montbeliard,
wenngleich er vorsichtig noch einmal seine Enttäuschung über die vorübergehende
Unterbrechung der Beziehungen andeutete. „Wir schlagen ehrlichen Herzens in Ihre
Hand ein, und Sie finden in uns die zuverlässigsten Bundesgenossen, wenn es sich
darum handelt, für den Frieden zwischen Deutschland und Frankreich zu arbeiten."
Er erneuerte sein Angebot, als „Geschenk" auf Kosten der Stadt Freiburg eine „Vorstellung
des Freiburger Theaters in Besangon zugunsten Ihrer Schwerkriegsbeschädigten
Kameraden" zu veranstalten.

Dr. Maitre nahm am 25. Oktober 1938 dieses Angebot mit großer Freude an und
schlug den 15. März 1939 als Termin vor (später wurde er auf den 25. März verlegt).
Diesmal wollten die Städtischen Bühnen „La Boheme" aufführen, die Kosten würden
sich auf 5 050 RM belaufen. Wieder wäre das Reichspropagandaministerium der
Geldgeber gewesen, ja es war daran gedacht, das Gastspiel auf weitere französische
Städte auszudehnen. Um dies gründlich vorzubereiten, beantragte der Oberbürgermeister
für sich und den Intendanten Devisen für eine Dienstreise nach Paris und anderen
Städten Frankreichs.

Am 28. Dezember 1938 wandte sich Kerber noch einmal an Maitre mit guten Wünschen
für das kommende Jahr. „(...) ich wäre glücklich, wenn die Stadt Freiburg an
ihrem bescheidenen Platze auch im neuen Jahre in die Lage käme, wieder Positives
zu diesem Friedenswerk beizutragen."

Diese Wünsche gingen nicht in Erfüllung. Obwohl sogar die Vermittlung von Madame
Solvay, Gattin eines belgischen Industriellen, mit besten Verbindungen zum
Büro Ribbentrop — wie Oberbürgermeister Kerber im Auftrag Otto Abetz' am
23. Februar 1939 bestätigt wurde — und zu französischen Stellen eingeschaltet
wurde, auch Montbeliard am 6. März um eine Aufführung bat, kam das Gastspiel
wiederum nicht zustande. Peinlich berührt mußte Kerber am 14. März 1939 Dr.
Maitre mitteilen, daß die deutschen Behörden keine Devisen genehmigten (das
Reichspropagandaministerium hatte dies mit Nachricht vom 13. Februar 1939 deutlich
gemacht).

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