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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0024
oder ähnlich und schließlich Mühlengasse.m Der zu Spekulationen neigende Pro-
thas Gsell, immerhin aus alter Breisacher Familie, erklärte deshalb in seiner Brei-
sacher Chronik, daß hier am Nordfuß des Eckartsberges, wo im übrigen keinerlei
Wasserläufe nachgewiesen werden können, zahlreiche Mühlen ihren Platz gehabt hätten
.161 Nicht weniger folgenreich war übrigens die Verballhornung des bereits erwähnten
Namens der heutigen Münsterbergstraße, die ursprünglich Wintersbrücke
genannt wurde.162 Sie wird selbst bis in unsere Zeit noch immer gelegentlich als
Windbruchstraße bezeichnet, was zwar eine plausible Erklärung des Namens zu bieten
scheint, aber keinesfalls zutrifft.

Es kann hier nicht übergangen werden, daß man meist beim Wiederaufbau nach
dem Zweiten Weltkrieg geglaubt hat, in Breisach alte Namen beseitigen und in mehreren
Fällen durch neue, oft unzutreffende Straßennamen ersetzen zu müssen.163
Durch die ungenügende Kenntnis der damaligen Zeit, die die Topographie der älteren
Stadt nicht erklären konnte, entstanden zahlreiche Fehlbenennungen, welche die Erforschung
der älteren Topographie der Stadt nur erschwert haben.164

vn

Straßen und Tore als Grundlage für die topographische Deutung

des Hofstättenverzeichnisses

Es kann keinem Zweifel unterliegen, daß auch das HStV keiner systematischen oder
gar alphabetischen, sondern einer topographischen Anordnung folgt. Dies beweisen
die Angaben von Straßen und Toren und anderen Örtlichkeiten. Wie in vielen anderen
Städten beruhen also die Daten des HStV auf einem Rundgang einer „Feststellungs-
kommision", die in der Oberstadt bei dem Phlegelerstor ihren Rundweg begann.165
Daher ist es für das Verständnis der Quelle von entscheidender Bedeutung, wenn es
gelingt, diesen Rundweg möglichst weitgehend zu rekonstruieren.

Im HStV werden nun achtmal vici aufgeführt, welche also offenbar über die ganze
Stadt verteilt waren.166 Diese vici hat man in jüngster Zeit als kleine weilerartige
Siedlungen zu erklären versucht, eine falsche Ubersetzung, die sogar in das jüngst
erschienene Blatt Breisach des Deutschen Städteatlas Eingang gefunden hat.167 Es
kann und soll nicht bestritten werden, daß das lateinische Wort vicus im Hochmittelalter
zunächst weitgehend die Bedeutung Dorf hat» Belege dafür bietet — um wieder
nur ein Beispiel zu nennen — noch der Rotulus Sanpetrinus aus dem beginnenden
12. Jahrhundert.168 Auch später kommt es ausnahmsweise noch vor, daß ein Dorf als
vicus bezeichnet wird.169 Doch hätte ein Blick in ein Lexikon des Mittellateins, wie
etwa Niermeyer, gezeigt, daß das Wort vor allem in Südwestdeutschland in den Städten
seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert fest ausschließlich als Bezeichnung für
Straßen, Gassen oder Wege verwendet wurde,170 Dies gilt für Straßburg und Basel
ebenso wie für Freiburg.171 In Breisach sind durch das HStV (S. 80 Register) neben
den acht vici noch sechs Straßen oder Gassen belegt. Die Gleichsetzung von vicus
mit Straße, Gasse oder Weg bezeugt folgende Formulierung des HStV (13, 19) de
domo an der stras gas s e n ... item de domo Belinc in eodem vi c o. 17la Ich
habe auf diesen Tatbestand bereits an anderer Stelle hingewiesen und begnüge mich

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