Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0025
daher mit einer knappen Wiederholung dieses Faktums, weil ohne die zutreffende
Ubersetzung dieses Wortes die richtige Interpretation der Quelle nicht möglich
ist.172 Unter vicus sind hier nämlich die gesamten Straßen, Gassen und Wege der
oberen und unteren Stadt und nicht weilerartige dörfliche Siedlungen zu verstehen.

Von gleicher Bedeutung für die Erläuterung des HStV ist die Feststellung der Lage
der Stadttore. Der Ausgangspunkt des Rundganges der „Kommission" ist bekanntlich
das Phlegelerstor. Die genannte Quelle beginnt nämlich mit der Angabe incipiendo
in porta dicta Phlegelerstor (HStV 1,1). Schon die beiden Mones haben die Wichtigkeit
dieser Angabe erkannt und sie für die Topographie Breisachs auszuwerten gesucht
.173 Sie haben dieses Tor deshalb ohne jede Spezialuntersuchung und ohne Beibringung
weiterer Nachweise einfach mit dem heutigen Kapftor gleichgesetzt. Wohl
wegen der den Mones zugeschriebenen Autorität sind ihnen fast alle späteren Forscher
, die sich mit der Vergangenheit Breisachs beschäftigt haben, sogar bis in aller-
jüngste Zeit gefolgt.174 Selbst die Bearbeiter des Breisachblattes des Deutschen
Städteatlas halten an dieser Identifizierung fest, obwohl ich an anderer Stelle bereits
auf deren Unrichtigkeit hinweisen mußte.175

Die Lokalisierung des Phlegelerstors ist deshalb so schwierig, weil dieses außer im
HStV nur noch einmal in einer Urkunde vom Jahre 1356 erscheint, und sonst in den
Quellen nicht wieder vorkommt,176 Bei der im südwestdeutschen Raum im
14. Jahrhundert in der landesherrlichen Verwaltung wie im Kirchen- und Stiftungswesen
häufiger gebrauchten Bezeichnung Pfleger liegt es zunächst nahe, darin einen
„Beamten", Vogt oder Beauftragten zu sehen.1768 Deshalb glaubte auch ich zunächst,
das Tor im Bereich der als Sitz des landesherrlichen Burgvogtes dienenden Burg
umso eher suchen zu sollen, als auch die vorderösterreichische Verwaltung in Breisach
Pfleger bestellt hat,177 Doch war das Vogtamt in Breisach später ausschließlich
mit dem des (Ober-)Schultheißen verbunden. Außerdem kann hier im Bereich der
Burg kein größeres Tor zur Stadt hin nachgewiesen werden. Um ein solches müßte
es sich doch sicher gehandelt haben,178

Dagegen führt die Beobachtung weiter, daß der Name Phlegeler im Genetiv steht
und deshalb wohl als Familienname aufgefaßt werden kann.179 In der Tat kommen
im HStV sechs verschiedene Träger des Familiennamens Phlegeler bzw. PhlegeJlin
vor (HStV S. 69 Register). Zum gleichen Ergebnis gelangt man, wenn man andere
Tore der Breisacher Oberstadt und der ersten Stadterweiterung des ausgehenden
13. Jahrhundert in der Unterstadt ins Auge faßt. Am deutlichsten wird dies an dem
heute zumeist Gutgesellentor genannten Befestigungswerk. Dieses erscheint als Urin-
gers tor bereits im Jahre 1327, anscheinend weil hier nicht nur die Straßen nach Freiburg
oder Basel sondern auch die nach Biringen die Stadt Breisach verließen.180 Bei
näherem Zusehen wird aber dieses Tor 1327 eindeutig als des Uringers Tor bezeichnet
, also wiederum mit dem Genetiv eines Familiennamens.181 Die Gleichsetzung
dieses Bauwerks mit dem Gutgesellentor ergibt sich aus einer Angabe einer weiteren
Urkunde von 1335, wonach das Tor wegen einer daneben gelegenen recht alten
Schmiede wiederum im Genetiv als schmidlins tor .,. heiset von recht gutgesellentor
aufgeführt wird.182 1495 ist die Rede von einer schmitte am üringer tore dem man
spricht gutgesellen tore.183 Sowohl der Familienname Uringer wie Gutgesell können
in dieser Zeit in Breisach nachgewiesen werden.184 Daher wird es mehr als wahr-

23


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0025