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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0086
„Schwarzer" Mauritius und Baltikum

Mit der Slawenmission verbreitete sich von Magdeburg aus auch das Patrozinium des
„schwarzen" Mauritius in die Gebiete an der Ostsee. Die aus Sandstein gemeißelte
Statue des afrikanischen Anführers der Thebäischen Legion, wie sie aus der Zeit um
1240 an der Südwand des Magdeburger Doms erhalten ist,18 hatte eine Vorbildfunktion
für ähnliche „schwarze" Darstellungen des Magdeburger Bistumsheiligen in den
neu christianisierten Landstrichen im Baltikum.

Professor Dr. Manfred Hellmann, München, schrieb mir als Fachmann für livlän-
dische Geschichte Folgendes über die Zusammenhänge: „Der hl. Mauritius spielte
in Alt-Livland eine ganz große Rolle. Das hängt damit zusammen, daß jenes Alt-Liv-
land nur zum Teil Ordensland war (nach 1237), sondern mehr Land der Bischöfe von
Livland: Riga (1186, seit 1245/46 Erzbistum), Dorpat (nach 1219, vorher als Estland
gegründet, aber nach dem Tode des ersten Bischofs Theoderich 1219 neu organisiert
und mit einem Bruder Bischof Alberts von Riga besetzt) und Oesel-Wiek (1228), die
alle drei Landesherren waren, denen zuerst der Orden der Schwertbrüder (fratres mi-
liciae Christi), dann der Deutsche Orden, der 1237 dessen Erbe übernahm, zu Obö~
dienz verpflichtet waren. Die Beziehungen zwischen Alt-Livland und Magdeburg
waren immer eng, schon vor L200; aus Magdeburg stammte der Chronist Heinrich
„von Lettland" (man sollte ihn besser den „Lettenpriester" nennen, denn das war er,
während „Lettland" ein moderner Begriff ist); aus Magdeburg stammte aber auch der
4. Bischof von Livland/Riga, der Prämonstratenser Nikolaus. Die Verehrung der
Magdeburger Heiligen kann nicht erst durch ihn nach Riga gekommen sein. Friedrich
Benninghoven nennt in seinem Buch „Der Orden der Schwertbrüder" (Köln/Graz
1965, S. 434) einen Schwertbruder, d. h. einen Ritter Moritz, der Vogt im estländi-
schen Fellin (für die estnische Landschaft Sakkala) war und 1223 erschlagen wurde.
Benninghoven bemerkt: „Herkunft nicht feststellbar". Er dürfte aus Magdeburg gekommen
sein, wie der Chronist Heinrich auch, der — nach P. Johansen — im Augustinerchorherrenstift
Segeberg in Holstein ausgebildet worden sei. Dorther kam der
„Livenapostel" Meinhard, der erste Bischof Livlands (1186), der wahrscheinlich noch
das Wirken des hl. Vizelin dort, des Gründers von Segeberg (und Falera/Neumün-
ster), erlebt hatte. Und Meinhard war von Norbert von Xanten, als dieser Erzbischof
von Magdeburg war, zum Priester geweiht worden! Es gibt also uralte enge Beziehungen
, die die Verehrung des hl. Mauritius in Riga, aber auch in Reval bezeugen. In
beiden Städten entstanden Ende des 13. /Anfang des 14. Jahrhunderts Vereinigungen
unverheirateter junger Kaufleute, die in beiden Städten eigene Konventshäuser, die
„Schwarzhäupterhäuser", errichteten (das Rigaer wurde 1941 zerstört und nach 1945
abgetragen; das Revaler steht noch heute). Sie waren jedem livländischen Ordensritter
geläufig. Es gab ja auch Livländer — nicht sehr viele — im livländischen Deutschen
Orden, vor allem im 15. Jahrhundert, als der Nachschub aus dem Reich nicht
mehr so reichlich war. Aus Livland ist mir der hl. Mauritius als „Bannerträger des
Deutschen Ordens" nicht bekannt, aber der Orden hat dort ja auch kaum Kirchen hinterlassen
. Die Heiligenverehrung in Livland ist im einzelnen bisher sehr ungenügend
untersucht. Das hängt damit zusammen, daß 1563 mit dem Untergang des Erzbistums
Riga durch den Tod des letzten deutschen Erzbischofs Wilhelm von Brandenburg-

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