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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0090
roth) und seines gesamten Besitzes an den Deutschen Orden bestätigen. Der Orden
sollte dagegen allezeit zwei Priester in der Emmentaler Pfarrei halten, ein Hospital
für die Armen und Pilger errichten und ihnen leibliche und geistige Hilfe geben. Zur
Darstellung dieser Vergabung ließ der Glasmaler den „Stifter diß huß" vor dem HL
Mauritius niederknien, dessen Verehrung im ehemals burgundischen Bereich um
Bern und als Nothelfer für einen ausziehenden Kreuzritter keiner eigenen Erläuterung
mehr bedarf. Die SumiswaJder Heiligengestalt bietet in ihren mehr abweichenden
als übereinstimmenden Einzelheiten gute Möglichkeiten der vergleichenden Betrachtung
des Wandbildes der St. Albankapelle an.

Das lange Mauritiusschwert wird in Sumiswald hinter dem Schild „weggesteckt".
Es wirkt fast wie ein Dolch, soll als Bildelement nicht hervorgehoben werden, ist
also keine Anspielung auf den Reichsschwertcharakter. Betont bauscht sich dagegen
das Fahnentuch am Mauritiusspeer im Wind, Fahnenbild und, links hinter den Heiligen
gestellt, der halb sichtbare Wappenschild entsprechen sich. Ein weißes Kreuz auf
rotem Grund zerlegt die Fahnen- und Wappenflächen in Viertel, auf denen jeweils ein
schwarzer Vogel (Adler, Rabe?) gegen die Fahnenlanze trippelt. „Wie ein Studium der
kunstgeschichtlichen und hagiographischen Literatur zeigt, ist das rote Banner mit
dem weißen Kreuz ein altes christliches Symbol, das mit dem Kult mehrerer Märtyrer
und Heiligen zusammenhängt. Z. B. mit Sankt Mauritius. Vor allem in Burgund
war das Andenken an ihn und seine heilige Schar außerordentlich groß, und das
Kreuz Christi, für das der heilige Mauritius gelitten hatte, wurde das Symbol des
christlichen Ritters schlechthin. Die Entstehung des Schweizerkreuzes gehört in den
engsten Zusammenhang mit dem Mauritiuskult; siehe Bruckner, Schweizer Fahnenbuch
, S. XXXXII f."27 Auch die umgekehrten Wappenfarben, rotes Balkenkreuz auf
weißem Grund, finden sich im gesamten Verbreitungsgebiet der Mauritiusverehrung.
Suckale-Redlefeen meint, daß diese Wappengestaltung als Attribut des Heiligen
„wahrscheinlich vom Hauptzentrum des Kults, aus St-Maurice-d'Agaune, übernommen
worden" sei.28 In der Mitte des unteren Bildrands steht in Sumiswald der persönliche
Wappenschild des Stifters Lütold, der noch heute als Sumiswalder Gemeindewappen
dient.29

Rätsel geben die vier schwarzen, flügelschlagenden Vögel auf, die das Mauritiuswappen
in Sumiswald mitprägen und auch auf dem Lanzenwimpel in der St. Albankapelle
erscheinen. Sie können eine weitschweifige Anspielung auf den Reichsadler
sein, derauf so mancher Mauritiusdarstellung im Raum um Magdeburg den goldenen
Schild des Heiligen prägt und ihn damit als kaiserlichen Reichspatron ausweist (z. B.
in Zaasch bei Leipzig 1490, Bitterfeld bei Halle 1499, Erfurt-Angermuseum 1507,
Magdeburg — am Nikolausaltar 1506). Daß in der St, Albankapelle die schwarzen
Vögel ohne Flügelschlag nur in den beiden unteren Kreuzwinkeln des Wimpels erscheinen
, ist heraldisch nicht normal. Vielleicht waren ursprünglich auch die oberen
Wimpelviertel mit schwarzen, womöglich auch flügelschlagenden Vögeln besetzt, die
nicht mehr erkennbar waren und deshalb bei der Bildrestaurierung auch nicht mehr
gesichert werden konnten. Als weiteres Vergleichsbeispiel, diesmal aus dem Breisgau
, aber nicht aus dem Bereich des Deutschen Ordens, bietet sich der Hochaltar von
Weisweil an, der 1883 an das Badische Landesmuseum Karlsruhe verkauft worden
ist. Auf dem Altarflügelgemälde des Mauritiusmartyriums, das um 1515/20 im Um-

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