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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0099
18 zehntpflichtigen Orten bezog, lieferte Hausen allein 550 Muth, also mehr als ein
Viertel, Dies war wohl der Grund dafür, daß es bei der Aufzählung der zehn Ordenspfarreien
an erster Stelle genannt wurde.5 Auch in den späteren Jahrhunderten
galt es als eine ergiebige Pfarrei, lange allein zugunsten des Zehntherren, erst spät
auch zum Vorteil der Pfarrer, Als bei der Ausschreibung der Pfarrstelle 1820 das
Ministerium einen möglichen Abzug von den Einkünften des Pfarrers ankündigte,
geschah es mit dem Hinweis, daß es sich um eine „notorisch sehr gute Pfarre"
handle.6

Die Pfarrangehörigen wußten allerdings aus diesem ersten Platz keinen Nutzen zu
ziehen. Im Gegenteil! Während der 450jährigen Zugehörigkeit zum Orden glaubten
sie sich immer wieder einmal von diesem im Stich gelassen oder übervorteilt. Als
auffallendes Beispiel dafür sei der Konflikt beim Bau der Kirche nach 1550 kurz dargestellt
: Da der nach Osten umgreifende Rhein die Kirche wegriß, sollte an einem
sicheren Platz eine neue errichtet werden. Doch der Komtur war nicht bereit, die ihm
obliegenden Kosten für Turm und Chor zu übernehmen. Schließlich gab der vorderösterreichische
Amtmann in Kenzingen den Bauern den Bescheid, sie möchten das
Kirchenschiff bauen, „wolle der Herr Komtur den Priester trocken stellen" so hoffte
er, „werde er den Chor wohl zu bauen wissen " Vergeblich! Dieser ließ die offene
Seite mit „Dillen" (Brettern) notdürftig verschließen, und dieses Provisorium dauerte
dann weitere zwanzig Jahre, obgleich der Priester am „Altar nicht trocken stehen"
konnte und das Ganze „ein schimpflich Ansehen" hatte,7

Die Pfarrer standen bei solchen Auseinandersetzungen gewissermaßen zwischen
den Fronten. Als Ordenspriester schuldeten sie dem Komtur Gehorsam, vertraten aus
Uberzeugung oder aus Pflicht die Interessen des Ordens. Waren es Weltpriester, waren
sie eher geneigt, sich der Sache der Bauern anzunehmen. Als 1525 im nördlichen
Breisgau Klöster und Herrensitze, wie anderswo, verwüstet wurden, gehörte der
Pfarrer von Oberhausen mit denen von Herbolzheim und Bleichheim zu den Rädelsführern
.8 Wir wissen nicht, ob er Welt- oder Ordenspriester war, dürfen aber aufgrund
seines kämpferischen Einsatzes für die Bauern annehmen, daß er dem Weltklerus
angehörte,

Deutlich zeigte sich der Interessengegensatz bei der Besetzung der Pfarrei 1699,
Nach zwei Weltpriestern wollten Komtur und Landkomtur wieder einen Ordenspriester
im Amt sehen, der „dem Interesse der ritterlichen Kommende auch affectioniert
sei" und der mehr nach derem als nach dem Nutzen der Bauern trachte.9 Der Landkomtur
empfahl den Ordenspriester Johann Leonhard Stader, Pfarrverweser in
Fleischwangen bei Aulendorf, also aus seiner Nachbarschaft. Dieser sah sich in seinem
zukünftigen Wirkungsfeld um, mit dem Ergebnis, daß „Vögt, Heimburger und
Gericht und ganze Gemeinden von Ober- und Niederhausen'* ihm das Vertrauen verweigerten
und den Komtur baten, ihnen statt dessen den „wegen seiner sonderbaren
guten Conduiten rekommendierten Herrn Baumann, Pfarrherren zu Schelingen" zu
geben. Als Gründe ihrer Ablehnung nannten sie, daß Stader, seinem Vernehmen
nach, nicht gewillt sei, „Wucherstierund Eber zu erhalten", daß er „unterschiedliche
Novitäten einzuführen" gedenke und daß schließlich noch in „gutem Andenken
stehe ..., wie schlecht vor Jahren durch Ordenspriester diese Pfarrei versehen worden
," 10 Der Landkomtur nahm das Schreiben der Gemeinden als Zeichen, „wie

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