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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0106
nen Ställen.33 Auch die Einnahmen des Ordens bestehen aus landwirtschaftlichen
Produkten: aus dem zehnten Teil der Getreideernte und fast aller übrigen Erträgnisse
der Felder und Wiesen sowie in Abgaben aus der Viehhaltung, Der bedeutende Getreidezehnte
, auch der große Zehnte genannt, geht an die Kommende, der kleine
Zehnte, vor allem von Hanf, Raps, Mais und Heu, dient dem Unterhalt des Pfarrers,
Als die sogenannte Kompetenz erhält er von der Kommende außerdem jährlich etwas
Geld, 70 Muth Getreide (je vier Sester) und 21 Saum Wein (je 132 Itr) aus einem Rebort
am Kaiserstuhl oder im Markgräflerland. Die Stolgebühren gehören ihm ebenfalls
.

Die Gefälle werden teils gegen ein Pachtgeld sogenannten Beständern überlassen,
teils durch die Leute des Pfarrers auf dem Feld eingesammelt und in die Pfarr- oder
Zehntscheune gebracht, wo sie dann gedroschen oder verwertet werden.34 Die wirtschaftliche
Lage der Kommende wie des Pfarrers hing, was Oberhausen anbetrifft,
also auf das engste vom Ergebnis der bäuerlichen Arbeit ab. Insofern ist es verständlich
, daß Weltin Jahr für Jahr den Wert der wichtigsten Zehnteinkünfte notiert, über
den Verlauf des bäuerlichen Jahres berichtet, Trockenzeiten, Überschwemmungen,
Unwetter, Viehseuchen und Heuschreckenplagen vermerkt. Aus den Hunderten von
Eintragungen seien zwei Beispiele herausgegriffen, Vom Monat Juli 1754 lesen wir:
„Hier schreibe ich etwas , so noch kein Pfarrer erlebt und vielleicht auch keiner mehr
erleben wird. Von Anfang des Juli ließ ich meinen gesammelten Lewat-Zehnten
(Raps) ausdreschen, das Dreschen en trois dauerte neun Tage, täglich wurden 24, 26,
27 und letztlich 32 Sester aufgefaßt. Endlich betrug das ganze Quantum samt der
Tennriseten (hier: der Samen der abgebrochenen, auf der Tenne liegenden Schoten)
250 Sester Lewat. Weil-aber dieser Lewat größtenteils naß eingeführt worden, so daß
die Körnle bei dem Drusch sehr aufgeschwollen waren, so war die Schwanung
(Schwund) gar namhaft, und haben sich, nachdem solcher getrocknet und umgeschlagen
worden, nicht mehr als 190 Sester auf der Schütt befunden, wovon ich die
Fuhrleute befriedigt mit zwölf Sestern. Restieren also 178 Sester. Sit nomen Dei bene™
dictum!"35

Noch im hohen Alter ist das Interesse Weltins unvermindert. 1774 schreibt er:
„Den 10. Mai sind wir allhier mit einem sehr schädlichen Hagelwetter bestraft worden
, so daß alle Baumfrüchte in den Gärten und im Feld aller Roggen und Lewat zu
Boden geschlagen worden. Wie groß der Schaden im Weizen und Hanf, welcher eben
gesät war, sein wird, haben wir mit Furcht und Zittern zu erwarten."36

Herausragende Ereignisse in der Pfarrei werden ebenfalls festgehalten. Dazu zählt
der schon genannte Bau der Kirche, vom Kontrakt mit dem Baumeister bis zum kleinen
Auftrag, der an einen örtlichen Handwerker vergeben wird. Ausführlich wird
über diejenigen Gottesdienste berichtet, die aus dem gewohnten Ablauf des Kirchenjahres
herausragen, etwa über die feierliche Konsekration der Kirche und die anschließende
Firmung 1749, über die Gottesdienste zu den Jubeljahren 1741 und 1770,
über Primizen, besondere Prozessionen, Missionstage oder die 1753 durch bischöf
liches Dekret eingeführte Jahresschluß-Andacht, Breiteren Raum gibt Weltin auch
den kirchlichen Feiern, die aus Anhänglichkeit an das Herrscherhaus durchgeführt
werden, etwa bei der Geburt Josefe IL, des Thronfolgers, 1741. „Von sechs Uhr morgens
" berichtet Weltin, „blieb das Venerabile ausgesetzt bis um elf Uhr mittags. Die

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