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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0107
Pfarrkinder haben durch ordentliche Betstunden dem Allerhöchsten gedankt, wozu
sie auch in der von Herrn Fr. Joseph Lang gehabten Predigt sind ermahnt worden.
Das Amt wurde mit Anstimmung des Hymnus Pange Lingua angefangen und auch
beschlossen, vor dem letzten Segen aber das Te Deum feierlich gesungen. Bei der
ersten und letzten Benediktion wie auch nach der Elevation wurde von 50 Schützen
zumal und von sechs Böllern nacheinander ein Salve gegeben." Die Feier dieser
„hohen Geburt" ist für den Pfarrer allem Anscheine nach mehr als ein pflichtschuldiger
Dienst. Er fügt auch an, wie das Fest „säkularisiert" wurde, wie er mit dem Amtmann
im väterlichen Häuslein das Mittagsmahl einnimmt, wie die Schützen vor dem
Haus paradiert und auf die „höchste Gesundheit jedes Mal . . . tapfer gefeuert"
haben. Nachmittags ist in den Wirtshäusern Tanz, mit einem Freudenfeuer wird der
Festtag unter Beteiligung der Schützen, von Musikanten und einer „großen Menge
Volks" beschlossen.37

Auch die wichtigen überörtlichen Ereignisse der Kirche und des Ordens werden
überliefert. Das sind vor allem die Wechsel in Rom und Konstanz, im Amt des Landkomturs
zu Altshausen und des Komturs in Freiburg. Dazu gehören weiterhin die
päpstlichen und bischöflichen Erlasse, zum Beispiel die Aufhebung des Jesuitenordens
1773 durch Klemens XIV. und die Neuregelung der kirchlichen Feiertage im
Bistum Konstanz, die 1766 von 39 auf 21 reduziert wurden, die auf einen Sonntag
fallenden nicht gerechnet. Zahlreiche Eintragungen betreffen schließlich die Zusammenkünfte
des „Rural-Kapitels" (Dekanat), vor allem die zuweilen etwas schwierige
Besetzung der Amter.

Im politisch-öffentlichen Bereich wählt Weltin das Berichtenswerte nach fast den
gleichen Kriterien aus. Auch hier finden die Amtsinhaber und Mächtigen sein Augenmerk
, ihre Händel und Entscheidungen, von denen das Wohl und Wehe der Völker
meist abhing, ihr Abgang durch Tod oder Niederlage, die Neubesetzung der Posten
und Throne. Auch hier erstreckt sich sein Interesse vom Vogt im eigenen Ort und dem
Amtmann in Kenzingen bis in die Hauptstädte, vor allem nach Wien, Berlin und
Paris. Dabei verhehlt er seine Parteinahme keineswegs, sie gilt seinem Herrscherhaus
. Als Maria Theresia 1740/41 von Friedrich IL angegriffen wird, sieht er diesen
„bei der ehrbaren Welt übel renommiert . . ., weil er ohne alle vorgehende Kriegs-
Deklaration das österreichische Herzogtum Silesia feindlich überfallen und viele
Festungen weggenommen hat."38

Die Übersicht wäre lückenhaft, würden wir nicht die vielen Eintragungen erwähnen
, die den übrigen aufsehenerregenden Geschehnissen gelten. Die Unglücksfälle
im eigenen Ort zählen dazu, das große Erdbeben in Lissabon 1755, Verbrechen und
Hinrichtungen, mehrfach das Erscheinen eines Kometen, die große Feuersbrunst in
Wyhl 1751. Dort war am 7. März, am Sonntag reminiscere, „mehr als das halbe Dorf
verbrannt und in Rauch aufgegangen", schreibt Weltin. „Die Stifterin dieses Unglücks
ist eine Bürgersfrau aus Wyhl, von der man anfänglich glaubte, sie habe aus
Sorglosigkeit ihren Kuhstall angezündet. Da sie aber zu Endingen eingezogen und
examiniert worden, so kam ordentlich heraus, daß sie eine trivenefica und Zauberin
sei, folglich dieses große Unheil mit Fleiß angerichtet habe. Sie ist demnach außer
besagtem Endingen den 24. Tag Aprilis öffentlich hingerichtet und verbrannt
worden."39

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