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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0109
der Ordenspriester wurde besonders durch die Ordensvisitationen deutlich, die aller-
dings nicht häufig stattfanden. Uber seine erste, 1746, schreibt Weltin: „Den
22. August kamen Seine Excellenz Herr Landkomtur Graf von Froberg als Visitator
Ballaviae in Freiburg an. Den 24. folgend wurde ich in der Kommende in dem
Ordensmantel stehend über 23 Punkte befragt und nach einem eineinviertelstündigen
Verhör absolviert".48 Es wäre zuviel verlangt, auch etwas über den Inhalt der Befragung
zu lesen, vermutlich galt sie seiner Person und der Position des Ordens am Ort.

Diese war bei der Bevölkerung wie bei den Ortsvorgesetzten mittlerweile im wesentlichen
unangefochten. Der Oberhausener Vogt Josef Ignatius Klein war mit einer
Schwester Weltins verheiratet, Pfarrer und Vogt arbeiteten gut zusammen, wobei der
Autorität des ersteren das weitaus größere Gewicht zukam. Wo Interessengegensätze
auftraten, konnte Weltin Entgegenkommen zeigen, wie etwa bei der Anstellung eines
Lehrers in Niederhausen, die Rechte des Ordens, in denen ja auch seine Stellung begründet
war, ließ er jedoch in keiner Weise beeinträchtigen. Wo es möglich schien,
sie zu mehren, hat er es versucht, so z. B., als er 1742 nach Beratung mit dem Obervogt
Schindler den Kartoffelzehnten „von den Gemeinden solenniter begehrt und als
ein debitum gefordert" hat. Als die Bauern sich dennoch weigerten, die Früchte auf
dem Feld liegen zu lassen, reagierte er „für dieses Mal" nicht darauf, im folgenden
Jahr ließ er die Forderung durch den bei der Zehntverleihung anwesenden Obervogt
erneuem, hielt sie auch in der Folgezeit aufrecht und konnte 1772, also 30 Jahre später
, berichten: „Der Erdäpfel-Zehnten ist bisher sehr schlecht entrichtet worden, weil
die Pfarrkinder, welche die Frucht für zehntfrei halten wollten, wenig oder gar nichts
davon eingeliefert haben. Allein in diesem und vorigen Jahr habe ich größeren Ernst
gezeigt und es soweit gebracht, daß mir aus allen Häusern zu Ober- und Niederhausen
ein oder zwei Körbe voll in den Pfarrhof getragen worden. Nun glaub ich, das
jus harum decimarum könnt nicht mehr streitig sein. Mithin, wenn mein successor
die Länder (Acker) abmessen und seine Portion selbst aus dem Feld ablangen will,
wird ihm niemand hinderlich sein können "49

Harte Auseinandersetzungen hatte er teilweise mit den Amtleuten der Herrschaft
zu bestehen. In früheren Streitigkeiten zwischen Gemeinden und Orden hatte die vorderösterreichische
Regierung stets entschieden die Interessen der Untertanen vertreten
, es waren wohl auch diejenigen der Ortsherrschaft, nötigenfalls sogar die Ablieferung
des Zehnten einstellen Lassen.50 Dieser schon traditionelle interessenbedingte
Gegensatz mag durch persönliche Animositäten noch verstärkt worden sein. Zum ersten
Zwist kam es schon bei der Grundsteinlegung zur Kirche 1740. Der Amtmann,
Josef Ignatius von Schmidfeld, war dazu nicht eingeladen, bestellte deshalb nach der
Feierlichkeit den Baumeister zu sich und befahl ihm, „den Stein wiederum herauszunehmen
, widrigenfalls er selbst anher kommen und solches vollziehen lassen wollte."
So jedenfalls berichtet Weltin dem Landkomtur und fügt an, daß er sofort dem Amtmann
geantwortet und erklärt habe, daß er „dies nimmermehr werde geschehen lassen
." Für dieses Mal fand der Streit noch ein versöhnliches Ende, Die beiden Herren
speisten am Pfingstmontag bei Weltin zusammen „in aller Freundschaft zu Mittag",
wobei der Amtmann seinen Schritt damit entschuldigte, daß „er falsch berichtet worden
sei."51

Eine geradezu erbitterte Auseinandersetzung führte Weltin mit von Schmidfelds

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