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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0112
hatte er schon bislang innegehabt. Sein ausgeprägtes Interesse am Geschehen im Kapitel
blieb auf die Dauer nicht unbeachtet.65

Die Person

Es scheint leicht zu sein, sich von einer solch tätigen und schreibfreudigen Persönlichkeit
ein Bild zu machen. Offenkundig sind sein gewaltiger Eifer und unermüdliches
Wirken für die Sache des Ordens und der Kirche. Ausgeprägt sein Rechts- und
Machtbewußtsein, sein kämpferischer Wille. Deutlich zeigt sich auch, wo Herkommen
und Zeitumstände seine Vorstellung bestimmt haben: An der Bedeutung von
Kometen und am Wirken von Zauberern hegt er keinen Zweifel, dem geschichtlichen
Wandel verschließt er sich, gegenüber den Evangelischen hat er unüberwindbare Vor-
behalte. Ganz selbstverständlich ergreift er für das Haus Osterreich, gegen Preußen
und Franzosen Partei. Sehr wahrscheinlich ist es auch, daß nicht nur die Lehrer unter
seinem „passionierten Gemüt" gelitten haben. Im Bewußtsein seines „guten Rechts"
fand er kaum Verständnis für Andersdenkende. Für manche mag der Umgang mit ihm
schwierig gewesen sein.

Dennoch ist damit nicht alles gesagt. Bei der Lektüre des Diariums fällt auf, daß
er den Bereich seines persönlichen Lebens, seines eigenen Denkens und Empfindens
ausspart. Frappant tritt es zutage, wenn wir zu bestimmten Ereignissen neben der
Eintragung im Diarium einen weiteren Bericht haben und beide Quellen vergleichen
können. So meldet Weltin z. B. die oben geschilderte Intervention des Amtmanns von
Schmidfeld wegen der Grundsteinlegung an den Landkomtur, im Diarium aber erwähnt
er sie mit keinem Wort. Zur erbitterten Auseinandersetzung mit Herrn von
Kornritter wegen der Besetzung der Lehrerstelle gibt er nur den knappen Hinweis,
daß er die Entscheidung des „Amtes" nicht für richtig gehalten und daß deren spätere
Korrektur ihm recht gegeben habe. In der Darstellung des Amtmannes, die wahrscheinlich
sachgerecht ist, handelt es sich um einen schweren Konflikt mit persönlich
gehaltenen Anschuldigungen von beiden Seiten. Unverständlich schließlich, daß Weltin
mehrfach im Diarium bemerkt, daß sich Gäste bei ihm in der elterlichen Wohnung
eingefunden haben, aber verschweigt, daß er sie im Pfarrhaus nicht empfangen kann
und er selbst sich mit einem Winkel unter dem Dach des Elternhauses behelfen muß.
Als mit dem Bau des Pfarrhauses begonnen wurde, schiebt er nur ein zurückhaltendes
„endlich" in seine Notiz dazu ein. Nur drei Zeilen widmet er dessen Fertigstellung
und seinem Einzug, kein Wort dem imposanten und von einem bedeutenden
Baumeister erstellten Gebäude.

Daß er auch sein Persönlichstes so weit als überhaupt möglich übergeht, überrascht
kaum noch. Wie wir aus den Unterlagen über die Besetzung der Pfarrei nach seinem
Tode wissen, war er während der letzten fünf Jahre aus gesundheitlichen Gründen
nicht mehr in der Lage, die Seelsorge auszuüben. Wie damals üblich, hatte er einen
Vikar auf eigene Kosten eingestellt, und dieser hatte „völlig" die Besorgung der Pfarrei
übernommen.66 Von Weltin erfahren wir nichts darüber: mit Ausnahme seines
oben zitierten Hinweises, daß er wegen Kränklichkeit und hohen Alters nicht zur
Konsekration nach Konstanz gehen konnte, kein Wort über seine Gebrechlichkeit und
den nahenden Tod.

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