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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0113
Seine letzten Eintragungen betreffen den Heuzehnten, das Dekret zur Einführung
der Ewigen Anbetung und die Reise Josefs II. in seine Vorlande, inkognito, als Graf
von Falckenstein. Seine letzte Stellungnahme galt dem Dekret zur Ewigen Anbetung:
„Man tut diese Verordnung um so viel lieber befolgen, weil von langer Zeit her von
Wien nichts als lauter fatale Befehl eingelaufen."67

War ihm der Grund für das Verschweigen seines Innersten bewußt? Auch dies sagt
er uns nicht. Dürfen wir eine Erklärung versuchen? Es liegt nahe, daß er in der Wahrnehmung
der übernommenen Aufgabe seine Rechtfertigung sah, einen Dienst, vor
dem das Persönliche kein Gewicht haben durfte.

Es ganz zu verbergen, das gelang ihm nun allerdings doch nicht. Als der 44jährige
seine Mutter verliert, schreibt er: „Den 17. April starb mir meine liebe Mutter Eva
Brüstlerin, ihres Alters 70 Jahr." Er macht dann ein paar Angaben zu ihrer Herkunft
und ihrem Lebenslauf und fährt fort: „Anno 1726, den 6. Oktober, wurde sie durch
den Tod meines Vaters selig, Johann Weltin, gewesenen Vogts allhier, in den betrübten
Witwenstand gesetzt, von welcher Zeit an sie unter vielen Verfolgungen und
Widerwärtigkeiten dennoch sich und ihre Kinder also durchgebracht, daß alle fünf
ehrlich versorgt und bei ihrem Tod gegenwärtig gewesen."68 Ein deutlicher Hinweis,
wie sehr er seiner Familie, im besonderen seiner Mutter verbunden war. Einige wenige
Male ist die Bedeutung der Familie für Weltin auch in seinen sachlich gehaltenen
Mitteilungen zu spüren. Als in der neuen Kirche die Plätze gegen Bezahlung zugewiesen
werden, erwirbt er auf eigene Kosten eine Reihe „hinten in dem Eck" für die
„Hausmägde" des jeweiligen Pfarrers mit der Bedingung, „daß man von meinen Verwandten
allezeit drei Personen darin gedulden solle."69 Das nachdrückliche Bemühen
, vom Orden die testamentarische Verfügung über sein Vermögen zu erhalten, ist
wohl ebenso aus seiner Fürsorge für die Familie zu verstehen. Es ist verständlich,
daß ihm dabei ein besonderer Einfluß zuwuchs. Sein jüngerer Bruder, zwei Neffen
und ein entfernter Verwandter entschieden sich ebenfalls für den Priesterberuf; daß
es nicht ohne Weltins Mithilfe geschah, darf man annehmen.

Bei genauerem Hinsehen erweist sich auch seine persönliche Religiosität als weitaus
differenzierter, als es nach dem bisher Dargestellten den Anschein hat. Im Verständnis
seiner Pfarrkinder oblag es ihm vor allem, sie durch Gebet und Fürsprache
bei Gott vor zeitlichem wie ewigem Schaden zu bewahren. Als z. B. im Sommer 1754
ein schweres Hagelwetter unversehens einen Teil der Gemarkung verwüstete, wies
man ihm die Schuld daran zu mit der Begründung, er habe die Benediktion unterlassen
. Geistlicher Beistand gegen die Unbilden des Wetters war ihnen sehr angelegen.
In diesem Sinne hielten sie eine Reihe von Prozessionen ab, ein Teil davon auch unter
Beteiligung benachbarter Dörfer. Die Hagelprozession nach dem eine gute Wegstunde
entfernten Zisterzienserinnen-Kloster Wönnental bei Kenzingen hatte Weltin
1754 „propter excessus puerorum incorrigibiles" (wegen der nicht zu korrigierenden
Ausschreitungen der Knaben) abgeschafft, als die Hagelunwetter in den Jahren danach
zunahmen, ließen ihn die Gemeinden durch ihre Vögte und Gerichtsleute bitten,
sie wie früher abzuhalten. Unter strengen Auflagen im Sinne einer angemessenen Andacht
entsprach er ihrem Wunsch, verpflichtete aber seinen Vikar, die priesterlichen
Funktionen auszuüben.70

Eine merkliche Zurückhaltung gab er auch zu erkennen, als 1762 wegen einer

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