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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0134
In der Zeit der Aufhebung des Klosters hat auch der letzte Beichtvater und gleichzeitige
Pfarrer von Günterstal, Pater J. Th. Herb, sein Amt aufgegeben.31 An seine
Stelle trat der aus Riedlingen a. D. stammende Aloysius Haeufele? der damit der erste
Pfarrer Günterstals war, der nicht gleichzeitig das Amt des Beichtvaters des Klosters
innehatte. Er kam aus dem ebenfalls inzwischen aufgelösten Zisterzienserkloster
Tennenbach. An der Ostseite des Alten Friedhofs von Freiburg steht ein bescheidener
Grabstein mit verwittertem Kreuz. Er erinnert an die letzte Uberlebende des Zister-
zienserinnenenkonvents Günterstal: „Josephine Freifrau von Girardi, Stiftsdame zu
Güntersthal, geb. 1772 gest. d. 15. 6.1843. Ihr Wahlspruch:

Dominus illuminatio mea
et salus mea quem timebo."

Das Kloster Günterstal unter seiner letzten Äbtissin und der vorderösterreichische
Breisgau waren Gegenstand dieser Darstellung. Zur Klostergemeinschaft der Günterstäler
Zisterzienserinnen gehörten Menschen verschiedener Gruppen. Den Kern bildeten
die Klosterfrauen, gefolgt von den Laienschwestern und dem Hausgesinde sowie
den landwirtschaftlichen Hil Damit verbunden waren auch die
Einwohner von Günterstal, Grezhausen, Mundenhofen sowie Fischbach-Neuhäuser.
Aus Rechten verschiedener Art ergaben sich vielfaltige Bindungen gegenüber Einwohnern
zahlreicher weiterer Breisgauorte. Diese Rechte und Pflichten reichten teilweise
bis in die Frühzeit des Klosters zurück. Sie waren Zeichen für die bewahrende
Kraft des Konvents. Die Beziehungen des Klosters zu seinen „Untertanen", den Bewohnern
von Günterstal, waren vielfältiger Art. Das Dorfgericht — der Vogt und
seine vier Beisitzer — wurden vom Kloster eingesetzt. Es trat bei der Ablösung der
Frondienste in Erscheinung. Als Vertragspartner des Klosters hat es den für die Einwohner
von Günterstal günstigen Ablösungsvertrag geschlossen. Die Unterstützung
des Klosters erfuhr die Gemeinde auch insofern, als es die Schule für die Günterstäler
Kinder weitgehend getragen hat.

Beziehungen zur staatlichen Umwelt, dem landständischen Konseß des vorderösterreichischen
Breisgaus, ergaben sich aus der Mitgliedschaft des Klosters. Die Verbindungen
der adligen Klosterfrauen mit ihren Standesgenossen blieben durch die Zugehörigkeit
zur Breisgauer Ritterschaft aufrecht erhalten.

Den Akten ist nicht zu entnehmen, daß dem „labora" der Benediktiner, von dem
bisher die Rede war, das „ora" voranging. Das tägliche Gebet und die Messe, die an
Sonn- und besonders an Feiertagen festlichen Glanz ausgestrahlt haben mag, gehörten
zum Leben der Klostergemeinschaft und bestimmten auch ihren Alltag. Milde gegenüber
dem Krüppel, den die Äbtissin aufgenommen hatte, wie gegenüber zahlreichen
Armen, die an die Klosterpforte klopften, waren eine Selbstverständlichkeit.

Im Mittelpunkt dieser kleinen Welt stand die Äbtissin. Wir besitzen von ihr kein
Bild und keine Aufzeichnungen, Ihre Persönlichkeit muß daher aus wenigen Aussagen
und gelegentlich überlieferten Verhaltensweisen erschlossen werden. Bei der
Übernahme ihres Amtes war ihr von der Regierung aufgegeben worden, gut zu wirtschaften
. Das hat sie auch in schwersten Zeiten ohne Zweifel getan, denn bei der Auflösung
war das Kloster schuldenfrei. Wenn die badische Verwaltung bemerkte, daß
die Einrichtung des Klosters keinen reichen Eindruck gemacht habe, so spricht das
für ihre Sparsamkeit und die Einhaltung ihres Ordensgelübdes.

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