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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0137
„Für unsere und eure Freiheit"
Die Polenfreundschaft im Großherzogtum Baden 1831/32

Von

Anette Lindner

„Nachdem wir ein Hölle genanntes Tal durchquert und hohe Berge und Felsen hinter
uns gelassen hatten, hielten wir in Freiburg. Wenn es überall gut war, so konnte es
doch nicht besser als hier sein. Tu unserer Begrüßung kamen uns Schüler, Studenten
und Bürger, teilweise zu Pferd, mit Fahnen entgegen. Abends ertönte beim Fackelzug
,Noch ist Polen nicht verloren!'. Wir wurden nicht wie Offiziere\ sondern wie Helden
empfangen. Es hatte den Anschein, als hätten sie auch für ihre eigenen Befreier nicht
mehr tun können*"1

Als Wojciech Darasz und seine Reisegefährten am 9. Februar 1832 in Freiburg eintrafen
, hatten die propolnischen Sympathiebekundungen in der Universitätsstadt ein bis
dahin nicht gekanntes Ausmaß angenommen. Auf dem Weg ins französische Exil waren
die polnischen Aufstandskämpfer bereits in Bayern und Württemberg herzlich empfangen
worden. Freiburg erwies sich jedoch geradezu als eine Hochburg der Polenfreundschaft
und das nicht erst seit dem Eintreffen der ersten polnischen Emigranten.

Wie erklärt sich das Phänomen der deutschen Polenfreundschaft, das gleichsam
über Nacht in nahezu allen deutschen Staaten anzutreffen war und sich mancherorts
bis zur euphorischen Begeisterung steigerte, um dann scheinbar ebenso unvermittelt
wieder zu verschwinden? Warum schlugen die Wellen der Begeisterung im Großherzogtum
Baden und insbesondere in Freiburg so hoch? Um dies beantworten zu können
, ist es zunächst notwendig, einen kurzen Blick auf die Ereignisse des Jahres 1830
zu werfen. Die von Frankreich ausgehende revolutionäre Erschütterung stellte zum
ersten Mal seit 1815 das Machtmonopol der Heiligen Allianz ernsthaft in Frage. Die
Julirevolution in Paris löste eine Kettenreaktion aus, die sich im Laufe des Sommers
über Belgien, Hessen, Braunschweig, Hannover und Sachsen bis in das Königreich
Polen fortsetzte. Im sogenannten „Kongreßpolen", das seit den Wiener Verträgen von
1815 als Königreich Polen in Personalunion mit dem russischen Kaiserreich verbunden
war, erhob sich im November eine verhältnismäßig kleine Verschwörergruppe gegen
die zarische Fremdherrschaft. Von Warschau ausgehend breitete sich die Erhebung
rasch über das ganze Königreich aus, und die russische Armee tat sich mit der Niederschlagung
des polnischen Aufstandes unerwartet schwer. Wie kaum ein anderes außenpolitisches
Ereignis bewegten die Vorgänge in Polen die Gemüter in den deutschen
Staaten, Während Preußen und Osterreich, formell neutral, alles taten, um dem in Bedrängnis
geratenen russischen Bundesgenossen zu helfen, verfolgte die liberale Opposition
den polnischen Aufstand mit großem Interesse und wachsender Anteilnahme.

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