Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0142
Wenige Tage nach den ersten Spendeneingängen schritt der Freiburger Polenverein
zur praktischen Tat, Bereits im April 1831 hatte der polnische Außenminister Mo-
rawski in einem Hilferuf an die europäischen Nationen um die Entsendung von Ärzten
ins Kriegsgebiet gebeten. Am 10. Juli brachen die beiden Freiburger Ärzte Johann
Baptist Müller und Franz Sales Schwörer (Abb, 2), vom Polenverein mit Reisegeld
und medizinischen Instrumenten versehen, nach Polen auf. Ihnen folgte wenige Tage
später Dr. Schilling aus Breisach. Außerdem planten die Freiburger Polenfreunde
100 Zentner Reis und 8 Zentner Verbandsmaterial ins Kampfgebiet zu schicken, Angesichts
des Vormarsches der russischen Truppen mußte dieses Vorhaben aber aufgegeben
werden. Dennoch erhielten die badischen Polenfreunde Gewißheit, daß die
bisher geleistete Hilfe an den richtigen Ort gelangt war. Ein Schreiben aus „Warschau
an Süddeutschland" bedankte sich nicht nur für „die milden Beiträge aller Art", sondern
äußerte auch Erstaunen über die unerwartet große Hilfsbereitschaft der Deutschen
. Zwei weitere Briefe des Grafen Lubienski, dem die Verwaltung der Warschauer
Militärkrankenhäuser unterstand, bestätigten die Ankunft der vom
Freiburger Polenverein entsandten Arzte.9

Das Ausmaß des Engagements für Pölen war keineswegs unumstritten. Angesichts
einer in Nordbaden durch Überschwemmungen ausgelösten Not erschienen manchem
Zeitgenossen die Spenden für Polen allzu großzügig, wahrend die Landsleute nur auf
vermeintlich geringe Hilfsbereitschaft stießen. Das Hochwasser des Rheins bot nun

* •

den Kritikern der Polenfreunde die Möglichkeit, ihre Spende für die Opfer der Uber-
schwemmung mit einer anti-polnischen Note zu versehen:

„Für die im Vaterland verunglückten Mitbürger,
der Hilfe bedürftiger als die Polen" (FZ, 15. Juli 183L)

„Begeisterung fürs Ausland ist minder ruhmvoll,
O suche die Blume der Heimat/' (Karlsruher Zeitung, & Juli 1831,)

Diese Art der Heimatverbundenheit forderte den heftigen Widerspruch des „Konstitutionellen
Deutschlands" heraus. Die Straßburger Zeitung war von Anfang an be-
müht, die Polenfreundschaft in politische Bahnen zu lenken. Unter der Uberschrift
„Es leben die Polen" beschäftigte sich das Blatt mit der „zweifelhaften Gesinnung"
jener, die es wagten, „die hochherzige Nation der Polen, bei denen es sich gegenwärtig
um ihre ganze Existenz handelt, mit einigen durchs Wasser verunglückten Bauern
in Vergleichung zu stellen" und „schlechte sartyrische Verse über die Polen zu machen
". Ein sich an einem spezifisch deutschen Interesse orientierendes Motiv für die
Polenfreundschaft wird am Schluß des Artikels genannt:

„Die öffentliche Meinung hat schon längst entschieden, daß es sehr ruhmvoll wäre,
wenn auch bei höheren Ständen mehr Begeisterung für Polen gefunden würde; denn
wer weiß, vielleicht helfen mit der Zeit eben diese Polen aus Dankbarkeit auch uns,
ein Vaterland zu suchen, die wahre Blume der Heimat, ein vereinigtes Deutschland
. "™

Der Blick richtet sich nun, über den geleisteten Beitrag der Polen zur Sicherung
bereits erreichter Freiheiten hinaus, auf die Impulse, die von einem unabhängigen Polen
für die Einigung Deutschlands ausgehen könnten. Im Laufe des Sommers wird

140


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0142