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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0146
ferneren Umherziehen der Akademiker auf nachdrückliche Weise ein Ziel zu setzen
"23 Es waren vor allem die Umzüge, die mit ihren polnischen Fahnen, dem Tragen
rot-weißer und schwarz-rot-goldener Kokarden und dem Singen von patriotischen
Liedern den Charakter von politischen Demonstrationen annahmen, die das Mißfallen
des Kuratoriums und der Kreisregierung erregten.

Eine detaillierte Schilderung der Vorgänge enthält der Bericht des Universitätsamtes
an das Kuratorium vom 16. Februar 1932, Die Tendenz, die Ereignisse herunterzuspielen
und den schlechten Eindruck, den man in Karlsruhe von den Freiburger
Zuständen gewonnen hatte, zumindest teilweise zu korrigieren, ist unverkennbar. So
verweist Universitätsamtmann Dr. Hölzlin darauf, daß die Studenten keinesfalls als
die Organisatoren dieser Umzüge angesehen werden könnten, und rät von disziplinarischen
Maßnahmen gegen die studentischen Teilnehmer ab, da dies nicht nur bei den
Studenten „eine große Erbitterung" hervorrufen würde. Zudem hätten weder Militär-
noch Zivilbehörden „dieser Volksbewegung Einhalt geboten", so daß sich das Universitätsamt
angesichts des wenigen Aufsichtspersonals außer Stande gesehen habe,
diese Umzüge zu verhindern. Schließlich folgt mit dem Hinweis, daß selbst das Freiburger
Offizierscorps ein Fest zu Ehren der Polen gegeben habe und sich die Span-
nungen zwischen Studenten und Offizieren vor dem Hintergrund der gemeinsamen
Polenfreundschaft nun entschärft hätten, ein besonders zugkräftiges Argument. Ohnehin
sei das Engagement der Studenten, wie Hölzlin ausdrücklich betont, weit hinter
„der Exaltation vieler bejahrter Polenfreunde zurückgeblieben": zweifellos eine
deutliche Anspielung auf die Aktivitäten der Freiburger Professoren.24

Die Abreise von Cyril Grodecki am IL März löste erneut einen feierlichen Triumphzug
aus, an dem sich an die hundert Studenten beteiligten, Grodecki, der sich
bei den Freiburgern großer Beliebtheit erfreute und enge Verbindungen zu den Familien
Rotteck und Welcker geknüpft hatte, war am Tag zuvor mit einer Feierstunde in
der Aula der Universität geehrt und Mitglied der Freiburger Historischen Gesell-
schaft geworden, Uber all diese Vorgänge mußte das Universitätsamt dem Kuratorium
ausfuhrlich Bericht erstatten. Diesmal konnte sich Dr. Hölzlin nicht anders helfen,
als die beträchtliche Menschenansammlung bei der Abreise Grodeckis damit zu begründen
, daß die Straßen am Sonntag nach dem Gottesdienst im Münster nun einmal
überfüllt seien. Außerdem habe es sich bei diesem Vorfall „im Vergleich mit jenen
Ereignissen, die während der Anwesenheit der Polen stattfanden", um einen rein unbedeutenden
Nachhall" gehandelt.25

Wie sind diese begeisterten Szenen in Freiburg zu erklären? Die Thronbesteigung
Leopolds hatte im Großherzogtum eine liberale Wende eingeleitet, deren Möglichkeiten
von einer selbstbewußten Opposition voll genutzt wurden. Die Kammerwahlen
im Frühjahr 1831 brachten den Liberalen einen überwältigenden Sieg, und zum ersten
Mal entstand in Baden eine politische Öffentlichkeit:

„Bald kam durch die Wahlen zu dem neuen Landtag 1831 größere Bewegung in die
Geister und die Freude, daß unsere Lehrer, zum Teil mehrfach, in die Kammer gewählt
wurden, weckte in uns zugleich die Begierde zu erfahren, was es denn mit solch
einer Kammer für eine Bewandtnis habe und was überhaupt in der Verfassung stehe
oder wozu man sie brauche. Liest man zum Beispiel die Denkwürdigkeiten und Tage-

IAA


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