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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0150
schwärmerische Versammlung Anteil nimmt."40 Während das Innenministerium immerhin
bei Vorlage eines ärztlichen Attestes Grodecki den weiteren Aufenthalt in
Freiburg gestatten wollte, ließ der großherzogliche Erlaß vom 6. Juni 1832 keinen
Zweifel daran, daß die badische Regierung nicht länger bereit war, die Aktivitäten
der Polen zu dulden. Der letzte Punkt des Erlasses scheint geradezu auf die Person
Grodeckis zugeschnitten. Dort heißt es in Anspielung auf Grodeckis journalistische
Tätigkeit für den „Freisinnigen", der Aufenthalt in Baden sei jenen Polen zu untersagen
, die „durch das Liefern von Aufsätzen in politischen Blättern oder durch sonstiges
Benehmen der großherzoglichen Regierung Verlegenheiten bereiten."41

Am 5. Juli 1832 beschäftigte sich die Komission für Presseangelegenheiten des
Bundestages mit dem badischen Pressegesetz. Trotz anfänglichen Widerstandes
mußte die badische Regierung am 31. Juli 1832 dem Druck der anderen Bundesstaaten
weichen und die Pressefreiheit wieder aufheben. Im Juli hatte sich die Lage in
Baden zugespitzt, und der „Freisinnige" schlug angesichts der drohenden Gefahr nun
erstmals radikalere Töne an und rief zur Bildung von „Patriotischen Vereinen" und
zur Übung im Waffengebrauch auf.42 Vor diesem Hintergrund ist auch ein Brief Joachim
Lelewels, des geistigen Führers des demokratischen Flügels der polnischen
Emigration in Paris, an die badischen Liberalen Karl v. Rotteck und Johann Adam
v. Itzstein zu sehen, in dem Lelewel die Bereitschaft der Polen betont, „ins Badische
zu eilen und für die Sache des Volkes zu kämpfen"43 Offenbar waren aber nicht
einmal die Badener selbst bereit, für ihre Sache zu kämpfen. Meist genügte die Androhung
, Militär einzusetzen, um eine öffentliche Protestversammlung zu verhindern
. Ein Problem war sicherlich, daß sich der Widerstand nur indirekt gegen die
eigene Regierung richtete. Man glaubte vielmehr, den eigenen Großherzog gegen
„die Verblendung ausländischer Despoten und Aristokraten" schützen zu müssen.44

Das scheinbar unverhältnismäßig schnelle Abklingen der Polenfreundschaft läßt
sich zu einem großen Teil mit den 1832/33 einsetzenden Repressionen erklären, die
auch in Baden die Ansätze politischer Öffentlichkeit zunichte machten. Die Aufhebung
der Pressefreiheit bedeutete das Ende des „Freisinnigen", und mit der Schließung
der Universität Freiburg Anfang September 1832 verloren die Professoren Rotteck
und Welcker ihre Lehrstühle.45 Die Amtsenthebung der beiden liberalen
Führungspersönlichkeiten dürfte ihre abschreckende Wirkung auf die bürgerlichen
Kreise nicht verfehlt haben. Während die meisten Polenfreunde resignierten oder versuchten
, ihre Tätigkeit in möglichst unauffälliger Weise fortzusetzen, wurde die
kleine Schar radikaler Polenfreunde nun vollends in die Illegalität gedrängt. Hierbei
handelte es sich meist um junge Leute, Studenten wie Wilhelm Obermüller, der sich
mit seinen polnischen Freunden im April 1833 am Frankfurter Wachensturm beteiligte
.46 Die Initiatoren dieser kläglich gescheiterten Aktion hatten die Stimmung in
Deutschland falsch eingeschätzt, im Gegensatz zu Alexander Jelowiecki, der 1832
festgestellt hatte, daß einer deutschen Revolution wohl in erster Linie die „deutsche
Liebe zum häuslichen Frieden" entgegenstünde.47

Im Rahmen ihrer eng gesteckten Möglichkeiten setzten sich die Freiburger nach
wie vor für die polnischen Emigranten ein. Bereits in den Wintersemestern 1832/33
und 1833/34 konnten sich drei polnische Studenten an der wiedereröffheten Universität
immatrikulieren.48 Die Anwesenheit der Polen in Freiburg führte wiederholt zu

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