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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1990/0176
die Firma die zum Schluchseewerk gehörige Albtalsperre unterhalb von St. Blasien.
Otto Henninger erinnerte sich in seinem Vortrag von 1961 an die Bauzeit: „Im Gegensatz
zu anderen Baustellen fiel bei der Firma Brenzinger auf, daß die Poliere grundsätzlich
und vielfach auch die Meister praktisch mitarbeiteten und nicht nur als Guck
den Arbeitern zuschauten. Die Baustellen waren bestens installiert und gut in Ordnung
gehalten. Der Chef selbst war oft, auch bei den auswärtigen Baustellen, in der
Früh bei Beginn der Arbeitszeit an Ort und Stelle." Hans Adolf Bühler malte diese
Baustelle, sicher nicht nur aus Freundespflicht, sondern angezogen von der monumentalen
Wirkung derselben.

In dem eingangs zitierten autobiographischen Text formulierte Heinrich Brenzinger
seinen beruflichen Standort: Er strebte Harmonie an von Werkstoff, Zweck und
Form, Bauwerk und Landschaft, aber auch von Vergangenheit und Gegenwart. Provokante
Moderne lehnte er ab, und dennoch setzte er auf den technischen Fortschritt:
den Eisen-, später Stahlbetonbau. Wie sein Vater spielte er im Deutschen Betonverein
eine führende Rolle, und wie dieser erhielt er als Anerkennung seiner fachlichen Leistungen
den Titel eines Doktors ehrenhalber: 1926 von der Technischen Hochschule
Karlsruhe.

Repressalien im Dritten Reich

Die technischen Spitzenleistungen wie den Bau des Klinikturms, der ohne feststehendes
Gerüst in Gleitbauweise in Rekordzeit wuchs, vollbrachte Heinrich Brenzinger
nicht allein, sondern in Zusammenarbeit mit Ludwig Friedlaender, dem Technischen
Direktor der Firma. Friedlaender war Jude und daher 1938 von den Maßnahmen der
Nationalsozialisten zur Ausschaltung der Juden aus dem Berufsleben betroffen.2
Dies war der Auftakt zu eine Kette von Benachteiligungen der Firma. Da Frau Annemarie
Brenzinger Halbjüdin war, Tochter des Mainzer Bankiers Theodor Ganz,3 der
in Freiburg seinen Ruhestand verbrachte, blieben in den Kriegsjahren die städtischen
und die Staatsaufträge aus, nachdem sich die Firma 1938/39 noch am Bau des Westwalls
beteiligt hatte. Brenzinger & Cie hatte Schwierigkeiten, sich über den Krieg zu
retten. Zur wirtschaftlichen Schädigung kamen kränkende Diskriminierungen in der
inzwischen oft und gut beschriebenen hinterhältig-feigen Weise des nicht mehr
Gekannt- oder Gesehen-Werdens, das sich nachträglich so schwer fassen läßt. Greifbar
ist allerdings, daß Heinrich Brenzingers Mitarbeit in der Industrie- und Handels-
kammer Freiburg zunehmend erschwert wurde, bis er 1942 alle Amter niederlegte
und seinen Austritt erklärte.4

Probleme mit der Besatzungsmacht

Private Bauherren und treue Freunde halfen über diese Enttäuschungen hinweg, die
für Brenzinger umso unfaßlicher sein mußten, als zu seiner Umgebung viele Persönlichkeiten
gehörten, die dem Regime nahestanden. Als nach 1945 die Entnazifizierung
in Gang kam, mußte sich Brenzinger gegen die verteidigen, die ihn dem braunen
Lager zuordneten, ohne die oben geschilderten Tatsachen zur Kenntnis genommen zu

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