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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 77
(PDF, 38 MB)
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dies erkennbar zu machen, ist es allerdings erforderlich, zunächst dessen Geschichte
und bauliche Gestalt näher zu untersuchen.

Dazu bieten im Breisacher Stadtarchiv erhaltene ältere Urkunden bis in die Mitte des
14. Jahrhunderts leider nur ausnahmsweise brauchbare historische Nachrichten, denn
es handelt sich in diesem Zeitraum fast ausschließlich um die der Stadt verliehenen
Herrscherprivilegien.342 Das hier interessierende Bauwerk erscheint daher in der
schriftlichen Überlieferung verhältnismäßig spät. Deshalb wissen wir zunächst so gut
wie nichts über die Zeit seiner Errichtung und über seine Aufgabenstellung im Rahmen
der Stadtverfassung. Erst im Jahre 1303 wird ein Haus auf dem Berge genannt, das bi
dem brunen lag.343 1319 dient der Brunnen als Fixpunkt für die Festlegung anderer
Grundstücke. (HStV 23, 81; 26, 7). Er wird nur als fons oder fons in monte erwähnt.
Dies scheint also dafür zu sprechen, daß diese Bezeichnung bereits eingebürgert war,
ehe über dem Brunnen ein Turm erbaut wurde. Mitte des 14. Jahrhunderts wird im
Günterstäler Berain ein Breisacher Grundstück aufgeführt lit zwischen der metzige und
dem radebrunnen gegen dem Engel üben344 Die Bezeichnung des Bauwerks in späterer
Zeit schwankt zwischen ad fontem, brunnen und radebrunnen.345

Zum Schutz des Brunnens vor Verunreinigungen sowie als Wetterschutz für die
Wasserschöpfer dürfte darüber bald ein schützendes Bauwerk errichtet worden sein.
Für solche Zwecke hätte allerdings ein kleineres Schutzdach voll genügt. Auch bei
dem Mitte des 18. Jahrhunderts neu errichteten Brunnen des Klosters Nötre Dame
an der Westseite der Oberstadt begnügte man sich mit einem kleinen Brunnenhäuschen
, „in welchem das Wasser mittels eines großen Rades herausgetreten wird".346
Bei dem zentralere Aufgaben erfüllenden Radbrunnenturm ist aber damit zu rechnen
— wie im folgenden zu zeigen sein wird —, daß über dem Brunnen etwa in der Mitte
des 13. Jahrhunderts ein höherer, vermutlich wenigstens dreistöckiger Turm errichtet
worden ist.347 Nach der hier angedeuteten Quellenlage könnte freilich der Eindruck
entstehen, daß bis in das spätere 14. Jahrhundert allein der Brunnen bestanden habe,
während der Turm darüber erst längere Zeit später erbaut worden sein dürfte. Dennoch
lassen sich derartige Folgerungen nicht halten. Denn wie die Musterung sonstiger
Quellen ergeben wird, steht die Erbauung des Radbrunnenturms im Zusammenhang
mit der sich über einen längeren Zeitraum erstreckenden Errichtung der
Kaufmannssiedlung auf dem Breisachberg, Am Beginn scheint man zunächst den dafür
unbedingt erforderlichen Brunnen abgetäuft zu haben. Der darüber vorgesehene
Turm dürfte erst in der zweiten Periode der baslerisch-staufischen gemeinsamen
Herrschaft nach dem Ende der zwischenzeitlichen zähringischen Herrschaft 1218 entstanden
sein. 1252 dürfte er bereits vorhanden gewesen sein. Da die Staufer, wie gezeigt
werden konnte, über Wesen und Aufgaben zentraler, im Westen als Beffrois bezeichneter
Stadttürme bestens unterrichtet waren, wird man in ihnen die Initiatoren
einer solchen Anlage sehen dürfen. Von den Zähringern ist nämlich Vergleichbares
nicht bekannt. So könnte es sich wohl am leichtesten erklären, daß das Gebäude während
des ganzen Mittelalters und teilweise bis in die Neuzeit als Brunnen bezeichnet
wurde.348 Wann in dem Turm ein Tretrad zur Wasserförderung errichtet wurde, ist
ebenfalls unbekannt.348* Erst in der Mitte des 14. Jahrhunderts tritt die Bezeichnung
Radbrunnen in den Quellen auf.349 Der Name Radbrunnenturm gehört anscheinend
überhaupt erst der frühen Neuzeit an.

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