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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 90
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Besitz des Basler Bischofs befindlichen Burgturm an vorderster Stelle ihres Stadtsiegels
dargestellt haben sollten. Vielmehr dürfte es sich — wie schon Werner Noack
vorschlug — um den später als Radbrunnenturm bezeichneten zentralen Stadtturm
handeln. Dies wird deutlicher erkennbar, wenn auf die Aufgaben dieses Bauwerks
im Zusammenhang mit der Stadtverfassung im folgenden Abschnitt eingegangen werden
kann,399 Das Aussehen des auf dem Siegel an entscheidender Stelle abgebildeten
Bauwerks gleicht im übrigen vollständig dem der in Italien häufiger nachweisbaren
Stadttürme (torre comunale), wie er etwa dem von Bergamo sehr ähnlich ist
(Abb. 30).400 Ein Beispiel im damaligen deutschen Südwesten bietet die Stadtpfarrkirche
St. Johannes von Schaffhausen, deren Turm der dortigen Stadtgemeinde als
Wacht- und Glockenturm diente.401 Dieser wies ebenfalls eine zinnenbewehrte Plattform
und im oberen Stockwerk eine große Schallöffnung für die Glocken auf
(Abb, 31). Ein kleinerer an der Nordwestecke der Plattform angebrachter Auslug läßt
die Aufgabe des Bauwerks gut erkennen.

Der auf dem Breisacher Stadtsiegel n links von Maria mehr im Hintergrund dargestellte
zweite Turm mit Spitzdach und Kamin dürfte allerdings wohl den in der Zeit
der zähringischen Zwischenherrschaft in Breisach errichteten Burgturm meinen,402
Er war zu jener Zeit vermutlich auch Sitz des Stadtschultheißen, der damals als Vertreter
des Bischofs von Basel das Stadtgericht zu leiten und seine Urteile zu verkünden
hatte. So erklärt es sich wohl am besten, wenn neben Pfarrkirche und zentralem
Stadtturm auch der Burgturm auf dem genannten zweiten Siegel der burgenses von
Breisach, allerdings mehr im Hintergrund, zur Darstellung gebracht wurde.

Die spätere Geschichte des Radbrunnenturms konnte in ihren Grundzügen bereits
im Vorhergehenden kurz berücksichtigt werden. Daher wäre hier nur zusammenfassend
zu wiederholen, was bereits dazu an anderen Stellen festgehalten werden
konnte. Weiteres wird erkennbar, wenn im folgenden Abschnitt die Aufgaben ins
Auge gefaßt werden, welche das Bauwerk im Rahmen der Gerichtsbarkeit, Verwaltung
und Verfassung der Stadt Breisach vom Mittelalter bis in die frühe Neuzeit eingenommen
hat.

C. Der Breisacher Radbrunnenturm in der städtischen Verfassung,

Gerichtsbarkeit und Verwaltung

Wenn nunmehr auf die Stellung des Radbrunnenturms im Rahmen der städtischen
Gerichtsbarkeit und Verwaltung Breisachs einzugehen ist, muß zuvor die dortige
Stadtverfassung im 13. und frühen 14. Jahrhundert kurz behandelt werden.403 Diese
stand noch weitgehend unter der Aufsicht der Stadtherren, deren Vertreter — wie
überall — der Schultheiß war.404 Nach dem bereits mehrfach berührten Pariagialver-
trag zwischen dem Bischof von Basel und Heinrich VI. von 1185 hatten beide die neue
Kaufinannssiedlung errichtenden Stadtherrn diesen gemeinsam einzusetzen.405 Denn
es wurde darin festgesetzt: nullus ibidem instituetur scultetus absque pari nostrum
voluntate. Zentrale Aufgabe dieses Beauftragten war die Aufrechterhaltung des Friedens
innerhalb eines dazu gebildeten Immunitätsbereichs.406 Vergleichbares gibt es
vor allem in Frankreich, wo in den dortigen Urkunden die werdenden Stadtgemeinden
häufig auch als pax bezeichnet werden.407 Gleiches wird auch in Breisach erkennbar
, wenn dort schon in dem auf älteren Vorgängen beruhenden Privileg König

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