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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 99
(PDF, 38 MB)
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Glocken, wie die große Schallöffnung unter der Plattform erweist. Der Turm, von
dem man die Stadt besser überblicken konnte, trat vermutlich an die Stelle des Mün-
sters? von dem aus die Überwachung anscheinend bisher allein stattgefunden hatte.
Der neue zentrale Stadtturm war auch Sammelplatz der Bürgerschaft zur Löschung
von Bränden oder zur Abwehr eines feindlichen Angreifers. Es entsprach dem Üblichen
, wenn auch das Stadtgericht und die in dieser Zeit damit noch eng verbundene
Stadtverwaltung hier an bzw. in dem Turm ihre Plätze erhielten, Eine erhöht errichtete
Laube, die wahrscheinlich später in einen nördlichen Anbau neben dem Turm
verlegt worden ist? ermöglichte der Gerichtsgemeinde die Teilnahme an den Verhandlungen
. Im Turminneren gab es nach dem Chronisten Gsell einen größeren Saal, in
dem das Gericht und der Rat bei schlechtem Wetter tagen und in dem die städtischen
Verwaltungsaufgaben erledigt werden konnten* Denn zur Zeit der Erbauung des
Turms war eine Trennung der verschiedenen Tätigkeiten noch nicht vollzogen.

Mit Ausnahme der durch die besondere geographische Situation Breisachs bedingten
Anlage eines darunter befindlichen Brunnens, ensprach also der hier wahrscheinlich
vor der Mitte des 13. Jahrhunderts erbaute zentrale Stadtturm dem, was im west
liehen Europa anzutreffen ist.461 Es konnte gezeigt werden, daß man auch am
Oberrhein davon unterrichtet gewesen sein muß. Nicht nur die Staufer, insbesondere
Kaiser Friedrich IL und sein Sohn Heinrich (VII.), kannten ebenso wie die oberrheinischen
Bischöfe von Basel und Straßburg nachweislich die Rolle der Beffrois in
Nordfrankreich. Sie waren offenbar bereit, den Bewohnern ihrer gemeinsam angelegten
Kaufmannssiedlung auf dem Breisachberg gleiches zuzugestehen.

Es bestätigt sich also die zunächst etwas phantastisch erscheinende Mitteilung des
Chronisten Gsell, die sich noch auf den Mitte des 18. Jahrhunderts abgebrochenen
älteren Radbrunnenturm beziehen muß.462 Auf die selbst gestellte rhetorische Frage
„wo war in alten Zeiten (in Breisach) das Rathaus?", gibt er die Antwort „m dem
großen Saal im Radbrunn wurde in alten Zeiten Rath gehalten".463

Anmerkungen

* Fortsetzung der Publikation des Breisacher Hofstättenverzeichnisses von 1319 in dieser Zeitschrift
Bd. 108, 1989, S. 5-80 (Anm. 1-74 ebd., S. 16-19); Bd. 109, 1990, S. 7-44 (Anm. 75-252 ebd.,
S. 32—44). Für die Bibliographierung der im folgenden zitierten Literatur müssen diese Bände herangezogen
werden.

253 Vgl. unten Anm. 256.

254 Vgl. Anm. 346.

255 Vgl. unten S. 88.

256 Z. flgd. M, Battard, Beffrois, Halles et Hotels de villes dans le Nord de la France et de la Bel-
gique, Bruxelles 1948, mit der älteren Literatur; Encyclopaedia Universalis Bd. 5, Paris 1985, S. 91 ff.
(R.Plown) mit neuerer Literatur; C.Enlart, Hotels de villes et beffrois du Nord de la France
(Manuel d'Archäologie fran^aise Partie II: Architecture civile et militaire), Paris 1932; Grote —
Winkler — Prins, Encyclopedie Bd. 3, Amsterdam, 81984, S. 543; L F. Niermeyer, Mediae Latini
tatis Lexicon minus, Leiden 1976, S. 97. — Die ältere deutsche Forschung hat die dortigen zentralen
Stadttürme fast nur im Zusammenhang mit der Architektur behandelt, Vgl. O. stiehl, Das deutsche
Rathaus des Mittelalters und seine Entwicklung, 1905; K. Gruber, Das deutsche Rathaus, 1943;
Ders,, Die Gestalt der deutschen Stadt, 1952, S. 709. Nur C.Meckseper, Kleine Kunstgeschichte
der deutschen Stadt, 1982, geht mit wenigen Sätzen auf die verfassungsrechtliche Bedeutung solcher
Bauwerke in Deutschland ein (ebd. S. 198f.). — In lokalen Untersuchungen wird öfter auf die Ver-

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