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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 135
(PDF, 38 MB)
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http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1991/0137
P. Schniewind betont in seinem Buch über die Entwicklung der Anglikanischen
Gemeinden in Deutschland das starke Anwachsen der Zahl der englischsprechenden
Reisenden im 19. Jahrhundert.16 Der von ihm als Quelle zitierte Biber-Report17
nennt drei- bis viertausend im Jahre 1845, so daß zwischen 1829 und 1848 viele Anglikanische
Gemeinden in Deutschland entstehen konnten. Neben den wirtschaftlichen
Gründen sind für diese Reisewelle zu nennen: die erleichterten Verkehrsmöglichkeiten
(Dampfschiff, Eisenbahn), das große Kunstinteresse, die Anziehungskraft
der Landschafts-Romantik, vor allem des Schwarzwaldes und der Schweizer Alpen,
sowie die engen verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den deutschen Fürstenhäusern
und der englischen Königsfamilie. Kur- und Badeorte, wie Baden-Baden ,
Kissingen^ Wiesbaden und Wildbad wurden besonders frequentiert. Neben Studenten
und Touristen werden auch Reisende, vor allem aus den Mittel- und Oberschichten
genannt, die sich für eine ganze Saison einmieteten.18 Zu letzteren könnten die Lo-
sacks gehört haben. Freiburg war um die dreißiger Jahre des vorigen Jahrhunderts
eine aufstrebende Bürgerstadt mit einigen Anziehungspunkten in Kunst und Kultur.
Man kann daher annehmen, daß die Losacks von diesem Standort aus den Schwarzwald
, das Elsaß und die Schweiz näher kennenlernen wollten. Der Tod der Ehefrau
bald nach der Ankunft machte solchen Plänen ein jähes Ende.

Anmerkungen

1 Susanna, Ehefrau des Admirals Losack, verstorben am 20. Januar 1828 im fünfzigsten Jahr ihres Lebensalters
; (s. Abb. 1).

2 A, Poinsignon, Die alten Friedhöfe der Stadt Freiburg, in: Freiburger Adreßbuch, 1890; H. Reich,
Wie die Alten den Tod gebildet, 1948; J. Dorneich, Der Alte Friedhof in Freiburg im Breisgau,
1974; Ingrid Kühbacher, Sie lebten in Freiburg, 1987. Rätselhaft ist die Tatsache, daß in der sonst
zuverlässigen Aufzeichnung der Grabstätten von Stoehr das Losack-Grab nicht erwähnt ist (B.
Stoehr, Die Toten des Alten Friedhofs zu Freiburg im Breisgau. Aufgenommen nach dem Stande
vom 1. Januar 1904; StadtAF, B 1/86). Die von ihm verzeichneten Nachbargrabstätten sind erhalten.
Demnach müßte im Umgang des Quadrats II zwischen den Gräbern Spindler (63) und v. Langen (64)
das Grab der Susanna Losack liegen, zumal dort eine breite Lücke ist, die auch Stoehr aufgefallen
sein dürfte. Eine spätere Aufstellung des Grabsteins als 1904 scheidet aus. Zur Zeit der Aufzeichnung
war der Friedhof bereits aufgelassen und der Stil des Steins spricht eindeutig für das frühe 19. Jahrhun
dert. Warum Stoehr diesen Stein übergangen hat, bleibt ungeklärt. Im übrigen verzeichnet er acht wei
tere englische Gräber, von denen sechs noch zu finden sind, wenngleich stark verwittert: Anna Living-
stone-Power (t 1865, S. 18), Emily Dod (t 1858, S. 21), Edmond Junius Hardcastle (t 1858, S. 22),
William Barnard Clarke (t 1865, S, 248, Inschrift inzwischen unleserlich), Joan Carter (f 1866, S.
249), William H. Smythe (t 1866, S. 249). Die Grabstatte von Mary und Anthony Clifton (t 1859,
S. 21) am Eingang Stadtstraße ist nicht mehr vorhanden.

3 In den Act Books of the Diocese of London ist für 1863 Rev. Henry de Romestin als chaplain und
für 1867 Rev. Ebenezer Stibbs Wilshere als „chaplain to British residents in Freyburg" erwähnt. Die
anglikanische Pfarrkirche in der Urachstraße, „St. George and St. Boniface" wurde am 3. Oktober
1894 eingeweiht; R W. Schniewind, Anglicans in Germany. A History of Anglican Chaplaincies in
Germany until 1945, 1988, S. 102 110,

4 StadtAF, Dwa 130, S. 143.

5 Ebd. S, 88, 105, 140, 159. Beim Haus Nr. 65 in der Gerberau, das 1827 noch nach der alten Durchnu
merierung der Freiburger Stadthäuser bezeichnet war, handelt es sich nach dem Konkordanzbuch im
Freiburger Stadtarchiv um das Haus Gerberau 22 (heute Hotel „Markgräfler Hof); an der Rückseite
fließt der Gewerbekanal (s. Abb. 3, 4). Das Haus ist in die Liste der Kulturdenkmale (E) des Landes
denkmalamts Baden-Württemberg, 1982, aufgenommen, mit der Bemerkung, daß es sich beim heuti
gen Haus um einen Bau von 1880 handelt, in dem der Gewölbekeller aus dem mittelalterlichen Haus

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