Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 160
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für Sicherheitsschlösser und Spundbüchsen, Dr, Gustav Killian (f 1921) erhielt 1892
ein Patent für einen Kehlkopfspiegel — eine Erfindung von Manuel Garcia von 1854
~— und J. Föllmer 1895 für eine Mehrfarbendruck-Tiegelpresse.3 Es gibt reichlich
Belege dafür, um das Schaffen Freiburger Erfindungsgeistes aufleuchten zu lassen.

Wesentliche Impulse für dieses innovatorische Potential gingen von der Universität
aus* Der erwähnte Dr. Gustav Killian hat 1897 die direkte Bronchoskopie in die
Medizin eingeführt, ein bedeutender medizinisch-technischer Fortschritt. Unter dem
Einfluß von Justus von Liebig hat sich ein Paradigmawechsel zugunsten der Naturwissenschaften
vollzogen. Er führte seit der Mitte des 19. Jahrhunders dazu, daß in
Baden von staatlicher Seite die emanzipierte Chemie mit ihrem neuen Ausbildungssystem
, ergänzt durch die anderen naturwissenschaftlichen Disziplinen, in die Universität
einbezogen wurde.4 Noch früher als in Heidelberg setzte in Freiburg, alsbald
eine beliebte „Modeuniversität44 geworden, ein kontinuierlicher Anstieg von
Studierenden der Physik ein. Der Siegeszug der aus Holz gewonnenen sogenannten
Sufzitzellulose seit 1874 basierte wesentlich auf den Patenten des später in Freiburg/
Br, lehrenden Chemikers Alexander Mitscherlich (1836—1918), Ab 1890 wurde dem
Freiburger Professor auch ein Verfahren zum Leimen von Papier patentiert. 29 Zellstoffhersteller
produzierten schon 1883 nach dem Verfahren Mitscherlichs,5 der deshalb
zu den höchsten Einkommensbeziehern in der Breisgau-Metropole zählte. Im
Jahre 1899 belief sich sein Einkommensteuer-Anschlag auf rund 40 000 M.; nur fünf
Freiburger veranschlagten damals ihr Einkommen höher.6

Bei näherer Betrachtung der sparsam fließenden archivalischen Uberlieferung lassen
sich seit der Mitte des 19. Jahrhunderts zahlreiche Verbindungslinien zwischen
Universität und der frühen Freiburger Industrie entdecken, die wohl beiden Seiten
zum Vorteil gereichten. Es war sicher kein Zufall, daß die erste in Freiburg nachweisbare
Maschinenfabrik, ein Maschinenetablissement, wie es 1853 in den Akten heißt*
dem Universitätsmechaniker Albert Link gehörte. Er war kein Professor, aber dennoch
ein tüchtiger Mann. Mechanische Apparate, Maschinen und Feuerspritzen ~~
diese sogar im Monopol — stellte er her.7 Link brachte es offenbar zu einem für
Freiburger Verhältnisse respektablen Vermögen, hinterließ doch seine Witwe, Katharina
geb. Wenz (1826—1888), bei ihrem Tode ein „reines", schuldenfreies Vermögen
von 80 800 M.8 Vielfaltig gestalteten sich die Beziehungen zwischen der Universität
und dem Freiburger Druck- und Verlagsgewerbe, fazettenreich auch zum Instrumenten
- und Apparatebau. Der Instrumentenmacher Hausmann stellte schon auf der
Karlsruher Industrieausstellung von 1846 Osteoteme, Correctome usw. aus und auf
der Industrieausstellung in München u. a. ein Instrument zur Operation der Blasen-
Scheidenfistel.

Die große Mehrzahl an Patenten wurde Freiburger Erfinderunternehmen, Pionierunternehmen
, erteilt. Verwertbare Patente gewährleisteten ihren Aufstieg zu Fabrikanten
. Nur innovative Kreativität sicherte den Unternehmen Rentabilität und Wettbewerbsfähigkeit
und verhalf der Industrie im 19. Jahrhundert zu ihrem Ansehen. Die
wohlmeinende Badische Gewerbe-Zeitung berichtete in ihrer Beilage von 1870/71
Schmeichelhaftes über sie;9 „Freiburg, nach neuester Zählung mit 24 000 Einwohnern
, besitzt einige industrielle Etablissements, welche weit und breit einzig in ihrer
Art dastehen, Carl Mez und Söhne, Risler und Comp., F. Flinsch und Kuenzer und

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