Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 165
(PDF, 38 MB)
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sonen, garantierten sicheren Absatz für das billige Kaffeesurrogat. Zwischen 1858
und 1898 hat sich das Gewerbesteuerkapital von Kuenzer & Cie, Jahresumsatz über
eine Mio. M, gut vervierfacht, stieg von 147000 auf 601 800 M, genügte aber nicht,
um einen bedrohlichen Markteinbruch der überlegenen Konkurrenz aus der württembergischen
Garnisonsstadt Ludwigsburg mit Erfolg abwehren zu können.31

Eine andere durststillende Branche der Nahrungs- und Genußmittelindustrie, die
Bierbrauerei, war ursprünglich wegen der leichten Verderblichkeit ihres Produktes in
der wärmeren Jahreszeit ohnehin nur auf den Markt der nächsten Nachbarschaft beschränkt
. Aber auch diesen unbedingt dem eigenen Gebräu zu sichern, sah Freiburger
Unternehmergeist, verwöhnt auch von der milden Lieblichkeit des Gutedels oder
vom hitzigen, fürstlichen Traminer, vor allem bis ins 19. Jahrhundert als erstrebenswerte
Unternehmens Strategie an, vor allem der Insel- und der Löwenbrauerei, beide
aus dem 18. Jahrhundert überkommen. Bei einem Brauerei-Konzessionsgesuch von
1836 kam bereits zum Ausdruck, daß es in Freiburg nicht an Bier, aber an gutem Bier
fehle. Die mäßige Qualität des Freiburger Bieres sei vorzüglich auf den Mangel an
Konkurrenz zurückzuführen. Im Jahre 1874 wurden zwar in Freiburg fast 5,4 Mio.
Liter Bier gebraut (Pro-Kopf-Bierverbrauch 225 Liter), doch auch eine erhebliche
Menge Bier von den Schankwirten eingeführt. So wird verständlich, daß ein Antrag
des gleichen Jahres zur Errichtung einer Großbrauerei vom Gemeinderat „mit Freuden
" begrüßt wurde. Anwalt Dr. Kobler begründete den Antrag mit den offenbar
überzeugenden Argumenten: „Es ist eine bekannte Tatsache, daß eine große, nach
allen Erfordernissen der Neuzeit eingerichtete Bierbrauerei, welche für Freiburg ein
gutes und gesundes Bier in genügender Menge zu liefern vermöchte, schon längst Bedürfnis
für die Stadt geworden ist und daß sich hierin die Wünsche des gesamten
Publikums begegnen".32 1877 wurde die Inselbrauerei Julius Feierling gegründet.
Um 1900 waren Klagen zumindest über eine unzureichende Bierversorgung Frei-
burgs — 1912 eine Stadt mit 8 ortsansässigen Brauereien — nicht mehr zu hören.

Das Grund- und Häuserkapital des Bierbrauers Ganter — seit 1865 im mittelalterlichen
Gebäude „Zum Kind Jesu" — hat sich von 1877 bis 1899 reichlich verdoppelt
(stieg von 54 330 M auf 124 350 M).33 Brauereidirektor Louis Ganter war zudem
um 1900 mit einem veranschlagten Einkommen von 96 000 M der Bezieher des
zweithöchsten Einkommens in Freiburg. Das höchste Einkommen aber bezog — und
darin zeigte sich eine Besonderheit Freiburgs — der Verlagsbuchhändler, der Verleger
Hermann Josef Herder mit veranschlagten 153 000 M, fast 60 % mehr als der
Großbrauer. Insofern galten in Freiburg andere Maßstäbe als in Mannheim oder
Frankfurt, wo Verlagsbuchhändler vergebens unter den Spitzenverdienern zu suchen
sind. Nach Abbau der Kulturkampfgesetze erhielt das Wachstum des Herder-Verlags
neuen Auftrieb.34 Neben die theologischen Schwerpunkte traten Geschichte, Kultur-
und Literaturgeschichte und katholische Belletristik. Um 1900 waren allein in der
Buchbinderei von Herder etwa 300 Mitarbeiter beschäftigt.

Eine andere Gruppe von modernen Getränkefabrikanten, die in diesem Zusammenhang
zu erwähnenden Produzenten von stillen und sprudelnden Wässern, von
Selters-Wasser, in Freiburg einst zu den vermögenden Honoratioren der Stadt gezählt
, die Apotheker nämlich, fanden sich nach der Steuerstatistik nicht unter den
gutverdienenden Fabrikanten der Stadt. 15 Mineralwasserfabriken sind im Adreß-

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