Universitätsbibliothek Freiburg i. Br., H 465,da
Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 169
(PDF, 38 MB)
Bibliographische Information
Startseite des Bandes
Zugehörige Bände
Regionalia

  (z. B.: IV, 145, xii)



Lizenz: Creative Commons - Namensnennung - Weitergabe unter gleichen Bedingungen 4.0
Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1991/0171
Spätestens 1880 wurde die mit einem Zigarrengroßhandel verbundene Tinten™ und
Siegellackfabrik von Fromherz & Schmid aufgegeben.

Daneben fehlte es nicht an jener sozialen Dynamik, die Handwerker zu erfolgreichen
Industriellen aufsteigen ließ. Erinnert sei an die erste Freiburger „Hofbrezelfabrik
" des Bäckers Julius Baader {Gewerbesteuerkapital 1899: 24000 M), die 1895
mit 37 Arbeitern kleine harte Brezeln, eine Spezialität, produzierte, oder an die vom
Bäcker Hoch gegründete Nudelfabrik, aus der die wohl bekanntere Freiburger Teig-
warenfebrik G. H. Maier (1912) hervorging. Das werbewirksame Prädikat Hoflieferant
führte ebenfalls die „Badenia" Hof-Schokoladen- und Zuckerwarenfabrik Merck
& Arens (1895: 113 Arbeiter), damals die zweitgrößte badische Schokoladenfabrik.
Als Handwerksbetrieb wurde 1860 die spätere Hofmöbelfabrik Adolf Dietler gegründet
, ein noch heute bestehendes, renommiertes Unternehmen. Ein Boudoir in französischer
Renaissance und ein Salon im Stile Louis XVI. bildeten die vielbewunderten
Prachtstücke auf der Oberrheinischen Gewerbeausstellung in Freiburg von 1887 des
preisgekrönten großherzoglichen Hoflieferanten.48 Laut Handelskammer-Bericht von
1900 konnte auch die Möbelfabrikation von Rombach & Hettler auf gute Geschäftsjahre
zurückblicken.49 Im Jahre 1895 beschäftigten die beiden renommierten Freiburger
Möbelfabriken 122 bzw. 60 Arbeiter.

In der Bürsten- und Holzwarenfabrikation (1912: 5 Bürstenfebriken) bewiesen Freiburger
Unternehmen Kreativität und marktangepaßtes Innovationsvermögen. Die
Bürstenfabrik D. J. Dukas, 1876 in Nordrach L K. gegründet, verkaufte ihre Produkte
über die deutschen Grenzen hinaus bis nach England. 1889 wurde sie auf der Weltausstellung
in Melbourne ausgezeichnet. Den besonderen Zwecken angepaßte Bürstenwaren
stellte die Bürstenfabrik Nelson & Cie her.50 Mit den schönsten und
reichhaltigsten Fournieren eroberte sich Deutschlands erste, 1843 gegründete Four-
nierfabrik, die Firma Ludwig Jäger (1870: Kefer & Jäger), einen wachsenden Markt.
1861 stellte sie die erste Fournier-Messermaschine her. Trotz der um 1900 angezogenen
Rohholzpreise steigerte Ludwig Jäger den Fournier-Absatz und vermehrte beträchtlich
die Mitarbeiterzahl. Der Gewerbekatasteranschlag der Fournierfabrik stieg
von 1877 bis 1899 um 146 %, ihr Grund- und Häuser-Steuerkapital um 202 %.5i Bewundernd
betrachteten Besucher der Oberrheinischen Gewerbeausstellung in Freiburg
1887 die in Betrieb gesetzte Kratzenmaschine der Freiburger Kratzenfabrik Heß.
Ihnen drängte sich die Uberzeugung auf, „daß hier ein großes Kapitel menschlichen
Forschens und Schaffens verkörpert ist und daß das, was hier die Maschine mit
äußerster Sicherheit vollbringt, niemals durch Menschenhände ausgeführt werden
kann".52 Kratzen wurden in der Wollindustrie zum Aufkratzen der Woll- und Baumwolltücher
gebraucht, wofür noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts vielfach die Weberkarde
bzw. Walkedistel diente. Der Elsässer X Risler hatte 1836 die maschinelle Kratzenfertigung
in Freiburg eingeführt. Leopold Heß und Josef Wunderle traten wohl
dessen Nachfolge an, konnten aber nur schwer gegen die überlegene englische Konkurrenz
ankämpfen. Der Handelskammerbericht von 1900 deutete die damaligen
Schwierigkeiten der alsbald aufgegebenen Freiburger Kratzenfebrikation an,

Präzisionsarbeit sowie das Bestreben, die eigenen Erzeugnisse ständig durch technische
Neuerungen zu verbessern und sich dabei zugleich den Anforderungen des
Marktes anzupassen, war namentlich das Geheimnis der Wettbewerbsfähigkeit nicht

169


Zur ersten Seite Eine Seite zurück Eine Seite vor Zur letzten Seite   Seitenansicht vergrößern   Gegen den Uhrzeigersinn drehen Im Uhrzeigersinn drehen   Aktuelle Seite drucken   Schrift verkleinern Schrift vergrößern   Linke Spalte schmaler; 4× -> ausblenden   Linke Spalte breiter/einblenden   Anzeige im DFG-Viewer
http://dl.ub.uni-freiburg.de/diglit/schauinsland1991/0171