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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 190
(PDF, 38 MB)
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Lemoine 74, nahe der Rue Mouffetard und der Place Contrescarpe. Als der alternde
Schriftsteller im Herbst des Jahres 1957 auf Kuba mit der Niederschrift seiner Pariser
Memoiren begann, verlieh er dem ehemaligen Wohnviertel den romantisch verklärten
Charakter eines autobiographischen Rahmens für die Entstehung seiner ersten wichtigen
Short stories.9 Das erste Pariser Jahr brachte aber vor allem zahlreiche neue Bekanntschaften
:10 Hemingway nahm Kontakt auf zu Gertrude Stein, die in der Rue
Fleurus 27 einen Kreis von Künstlern um sich scharte, lernte Sylvia Beach kennen,
in deren Buchhandlung .Shakespeare & Company' er den wichtigsten Vertretern der
anglo-amerikanischen Moderne begegnete, unterhielt aber vor allem intensive Bezie-
hungen zu seinen Berufskollegen aus dem Bereich des Journalismus. Uberhaupt bestimmte
das Feld der Berichterstattung immer noch den Alltag des zukünftigen
Schriftstellers: Im Februar/März entstanden etwa 30 Artikel für den ,Star', und im
April berichtete Hemingway als Sonderkorrespondent über die ,Conferenza Inter-
nazionale Economica' in Genua. Im Mai/Juni unternahm das Paar zusammen mit
einem Freund eine vierwöchige Bahn- und Fußreise durch die Alpen und Italien, wo
Hemingway in Mailand Mussolini interviewte. Nach der Italienreise verbrachte man
dann wieder zwei Monate in Paris. Im Juni konnte Hemingway in den USA ein erstes
Gedicht publizieren.

Im August war es soweit: Das Paar brach zu einem längeren Ausflug auf, der den beiden
Eindrücke vom Nachkriegsdeutschland der frühen zwanziger Jahre, aber auch eine
Fülle von verwertbarem Material für gutbezahlte Zeitungsberichte liefern sollte. Carlos
Baker hat in seiner monumentalen Hemingway-Biographie die Umstände dieser
Reise auf wenigen Seiten skizzenhaft wiedergegeben, ohne die zugrundeliegenden
Quellen genauer auszuwerten.11 Seine Ausführungen stützen sich im wesentlichen auf
einige wenige von Hemingway selbst verfaßte Zeitungsberichte, die seit dem 26. August
1922 im ,Toronto Daily Star' erschienen waren und mittlerweile auch der deutsch»
sprachigen Leserschaft als Ubersetzungen leichter zugänglich sind, als dies bisher der
Fall war.12 Diese sogenannten ,Depeschen' erlauben es glücklicherweise, die einzelnen
Stationen der Reise genauer ins Auge zu fassen und die spezifischen Erfahrungen,
die Hemingway 1922 in Deutschland sammelte, in geschlossener Form auszuwerten.

Mit dem Flugzeug von Paris nach Straßburg

Am 9. September 1922 brachte der /Toronto Daily Star' einen Artikel Hemingways,
der mit dem Titel ,A Paris-to-Strasbourg Flight4 überschrieben war.13 Der Zeitungstext
wurde möglicherweise in Straßburg verfaßt und berichtet von der ersten Reiseetappe
.14 Wenn wir dem Pariser Korrespondenten des ,Star' Glauben schenken dürfen
, begann alles in einem Billigrestaurant in der Rue des Petits Champs in Paris, wo
das Ehepaar Hemingway William E. Nash von den ,Chicago Daily News4 sowie dessen
jüngeren Bruder zum Essen traf. Bill Nash erklärte, er würde am nächsten Tag
nach München reisen und plane, die Strecke von Paris nach Straßburg per Flugzeug
zurückzulegen. Sein Vorhaben veranlaßte Hemingways Ehefrau, sich bei ihrem Mann
über das ständige Zuhausesitzen zu beklagen, worauf dieser die Initiative ergriff und
zusammen mit Nash zum Büro der ?Franco-Rumänischen Aero Companie' ging, um
zwei verbilligte Flugtickets zum Pressetarif käuflich zu erwerben.

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