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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 200
(PDF, 38 MB)
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wenn er im Rückblick auf die gemeinsam unter Eiderdaunen-Steppdecken verbrachte
Nacht konstatiert: „Es schien also doch noch Gerechtigkeit auf der Welt zu

geben."47

Einen Angelplatz in der Umgebung Tribergs zu finden, erwies sich als weitaus
schwieriger als zunächst erwartet. Vermutlich hatten die amerikanischen Touristen
gehofft, eine von Besuchern weitgehend verschont gebliebene Wildnis am Rande der
Zivilisation zu finden, die der Gegend am Lake Walloon in Michigan entsprach, wo
Hemingway als Kind regelmäßig gefischt und gejagt hatte. Diese Hoffnung sollte sich
jedoch nicht erfüllen. Die Triberger Depesche gibt hierüber erschöpfend Auskunft.
Schon die Einleitung resümiert die Enttäuschungen des passionierten Anglers: „Wenn
man im Schwarzwald angeln gehen will, sollte man etwa vier Stunden früher aufstehen
, ehe der erste Schwarzwaldhahn sich von einem Bein auf das andere stellt und
sich zum Krähen entschließt. Soviel Zeit braucht man nämlich mindestens, um vor
Einbruch der Dunkelheit das Labyrinth der gesetzlichen Vorschriften zu durchdringen
und an den Bach zu kommen."48

Was war geschehen? Die Probleme in bezug auf einen Angelplatz begannen schon
in der Bar des Parkhotels, als Paul Wehrle, der damalige Inhaber,49 die neuen Gäste
mit einem Freund bekannt machte, der bereit war, ein Gewässer zur Verfügung zu
stellen. Der Freund des Hoteliers verlangte nämlich zwei Dollar Pachtgebühren, und
die Gäste beschlossen hierauf, hart zu bleiben und zu verhandeln. Man einigte sich
schließlich auf die Zahlung von 1 200 Mark und ging dann zufrieden zu Bett. Doch
die Schwierigkeiten hatten eben erst angefangen: Am nächsten Morgen mußte man
erfahren, daß eine polizeiliche Angelgenehmigung einzuholen sei. Die Folge war
eine zweitägige Odyssee durch die Amtsstuben des Großherzogtums Baden. Diese
Episode gehört mit zum Amüsantesten, was Hemingway über seinen Deutschlandaufenthalt
geschrieben hat. Um die notwendige polizeiliche Erlaubnis zum Fischfang
zu beantragen, begab sich der Journalist zusammen mit Bill Bird zum Amtssitz des
Bürgermeisters Johann de Pellegrini,50 Hemingway berichtet Folgendes:

„Wir betreten ein Büro, in dem einige Amtsschreiber herumsitzen und streng drein-
blickende Soldaten sich mit den Knäufen ihrer Degen — oder haben nur Sättel
Knäufe? — am Kreuz kratzen; wir [.. .] fragen: Vere ist der Burgomeister?
Die Amtsschreiber mustern uns und schreiben weiter. Die Soldaten sehen aus dem
Fenster auf das große steinerne Kriegerdenkmal von 1870/71. Schließlich blickt ein
Amtsschreiber auf und zeigt auf eine Innentür. Davor stehen Leute Schlange. Wir
stellen uns ans Ende der Schlange und kommen schließlich hinein.
Wir [.. .] sagen: Bitte, Herr Burgomeister. We wollen der fischkarten. We wollen to
gefischen goen.

Der Bürgermeister sieht uns an und sagt: Nix. Nein,
Das bleibt der einzig verständliche Teil seines Vortrags.
Das fischenkarten, erklären wir freundlich.
Nix, sagt er. Nein, und zeigt auf die Tür.
Wir gehen. Und das unzählige Male."5L

Am Ende gaben die beiden Freunde auf, nachdem ihnen mitgeteilt worden war, sie
sollten ihre Versuche, in Triberg eine Angelerlaubnis zu erhalten^ einstellen. Ein Kollege
Pellegrinis riet den Urlaubern, sich nach dem nahegelegenen Nachbarort Nuß-

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