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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 223
(PDF, 38 MB)
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enelements und der Versuch, echte Einheit zu gewinnen. Dagegen trennte sie die Bewertung
von Volkstum und Rasse als „Grundlage einer deutschen Kirche" wie die
Deutschen Christen es betonten. In der Bekenntnisfront unterstrich man im Gegensatz
dazu das gemeinschaftsstiftende Handeln des Heiligen Geistes. Christus sei nicht
der „heldische Mensch" sondern Gottes Lamm, gestorben für die Sünden der Welt
und zur Erlösung der Menschen. Hier wird ganz deutlich, daß Ritter sich gegen die
Aussagen der Krause-Rede im Berliner Sportpalast absetzte und daß die Deutschen
Christen mit den Inhalten, die Krause vorgetragen hatte, identifiziert wurden. Die
spätere Entwicklung sollte zeigen, daß diese Einschätzung nicht falsch war. Ebenso
warf Ritter den Deutschen Christen vor, sie leugneten die Zweinaturenlehre, da in
den 28 Richtlinien der Deutschen Christen davon die Rede war, Jesus sei „nicht Träger
der menschlichen Art" gewesen. Gerhard Ritter argumentierte hier in sehr sachkundiger
Weise von theologischen Einsichten her. In den „Grundsätzen" lehnte er den
Glauben an die „Offenbarung Gottes in der Schöpfung des dritten Reiches" ab und
bezweifelte das überhebliche Vertrauen auf „menschliche Macht und auf die sittliche
Würdigkeit des ?guten Willens4" Weiter dürften weder Führerprinzip noch äußere
Gleichschaltung Maßstab kirchlichen Handelns sein.

Dieses Flugblatt war eine offene Kampfansage an die Deutschen Christen. In ihm
waren nahezu alle wichtigen Streitpunkte angesprochen. Es ist deshalb kaum verwunderlich
, daß dieses Flugblatt bei den Deutschen Christen auf erhebliches Interesse
stieß und heftigen Widerspruch hervorrief. Im deutschchristlichen Sonntagsblatt
wurde der gesamte Text mit Ausnahme des abschließenden Lutherzitats wörtlich wiedergegeben
.36 Dem Verfasser wurde „Verdrehung der Wahrheit" vorgeworfen und
die zehn Thesen als ein „Musterbeispiel theologischer und pharisäischer Verdrehungskünste
" gebrandmarkt. Das Bekenntnis zu Volkstum, Vaterland, Nation und
Rasse sei nichts anderes als das Bekenntnis zum ersten Glaubensartikel, zu Gott, dem
Schöpfer des Himmels und der Erde. Die Deutschen Christen würden sich zum
„Glauben an Jesus Christus, dem Sohn des lebendigen Gottes" bekennen; der jedoch
nicht dem „süßlichen Heilandsbild eines schwärmerischen Pietismus" entspräche,
sondern „eine gerade, kernige, charaktervolle und heldische Gestalt" sei, was sich
in seinem Verhalten gegenüber den Pharisäern und gegenüber dem Tempelmißbrauch
zeige. Der Artikel fahrt fort: „Wir freuen uns, daß Jesus Christus kein Weib, sondern
ein Mann war." Dieser Jesus sei nicht jüdisch, sondern „jedem Volkstum artfremd".
Er wolle Zucht und Ordnung. Dies müsse manchmal durch Zurechtweisung hergestellt
werden. Schließlich wird dem Staat ein nahezu unbegrenzter Spielraum zugestanden
: „Wir Deutschen Christen sind Nationalsozialisten und wissen, daß die Aufgabe
der Kirche im Dritten Reich allein die Verkündigung des Evangeliums in Wort
und Tat ist. Dazu brauchen wir keine staatlichen Machtmittel. Wenn aber der Bestand
des Staates durch Mächte und Kräfte gefährdet wird, die dem Wesen des Nationalsozialismus
feindlich gegenüberstehen, dann ist der Staat Adolf Hitlers selbst Manns
genug, diese Mächte und Kräfte zu entfernen."

Mit den „Grundsätzen zur Bildung einer Bekenntnisfront" und der heftigen Reaktion
der angegriffenen Deutschen Christen in ihrem Sonntagsblatt waren die Fronten
im Kirchenstreit inhaltlich abgesteckt und äußerlich verhärtet worden. Zwischen der
Veröffentlichung des Flugblattes und der Gegendarstellung der Deutschen'Christen

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