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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 228
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zugeht".54 Er glaube nicht, daß „bei der morgigen Versammlung der Ton ein ruhiger
sein wird", und er lasse sich jedenfalls die „Gemeinde nicht verhetzen". Dem widersprach
Pfarrer Weber, Es handle sich darum, „ob wir noch Wahrheit und Recht
haben in der evang, Kirche". Es dürfe die evangelische Gemeinde „nicht vergewaltigt
und für dumm gehalten werden". Nach einer bewegten Diskussion wurde der Antrag
der Deutschen Christen mit 15 zu 6 Stimmen angenommen. Pfarrer Weber und seine
Freunde wurden gebeten, „gottesdienstliche Versammlungen für kirchenpolitische
Bestrebungen nicht zu benützen". Allerdings hatten die Herren Weber, Huss und
Wirth zuvor bereits unter Protest die Kirchengemeinderatssitzung verlassen.

Diesem Schlagabtausch vorausgegangen war die Verlesung der Botschaft der Bekenntnissynode
von Dahlem am 28, Oktober in der Christuskirche, Pfarrer Weber
und seine Freunde hatten sich dadurch hinter das kirchliche Notrecht und die kirchlichen
Notorgane gestellt.55

Gegen die Verweigerung von Räumen protestierte der Ortsbruderrat und bestritt
dem evangelischen Kirchengemeinderat in Freiburg das Recht, „die Erörterung von
lebenswichtigen Fragen der Gesamtkirche und die notwendige Aufklärung der Gemeinde
durch Verweigerung kirchlicher Räume zu verhindern".56

Die Ludwigskirche wird zum Zentrum der Deutschen Christen

Am IL November 1934 wurde in der Ludwigsgemeinde Fritz Kölli als Nachfolger
von Pfarrer D Dr, Paul Jäger eingeführt. Damit geriet die Ludwigskirche nun eindeutig
und vorbehaltlos unter den Einfluß der Deutschen Christen. Obgleich die Kirchlich
-Liberalen zu großen Teilen zu den Deutschen Christen übergelaufen waren, hat
sich Pfarrer Jäger, engagierter Jugendbündler, kaum aktiv für diese kirchen-politische
Gruppe ins Bild gesetzt. Im Gegensatz dazu bezog Pfarrer Kölli von Anfang an eindeutig
und klar Position, Gleich in seiner Antrittspredigt griff er die Bekennende Kirche
hart an. In Anlehnung an das Gleichnis vom barmherzigen Samariter führte er
aus, daß der Levit und der Priester in einem Bekenntnisstreit sicherlich gut abgeschnitten
hätten. Nach einem Bekenntnis zu Blut und Boden lobte Kölli die Entschlossenheit
der Nationalsozialisten im Gegensatz zu den zögernden, vorsichtigen
Stellungnahmen kirchlicher Kreise während der Zeit der Weimarer Republik. Provokativ
frage Kölli: „... Wohl wurden im Namen Gottes Gottesdienste abgehalten,
aber wo blieb die Unerbittlichkeit des Kampfes gegen die Gottlosigkeit, wie sie nachher
die braunen Kolonnen auszeichnete?"57

Auf Flugblättern wurde Pfarrer Kölli von der Ortsgruppe herzlich willkommen geheißen
als erster „DC Pfarrer Pg. Köllig Mit der Einführung von Pfarrer Kölli in der
Ludwigsgemeinde begann in Freiburg eine neue Phase des Kirchenkampfes. Lag die
Führung der Deutschen Christen vorher in den Händen des gemäßigten Wilhelm Albert
aus Gundelfingen, so übernahm nun mit Pfarrer Kölli ein Mann das Ruder, der
energisch und vorbehaltlos die Sache des nationalsozialistischen Staates unterstützte
,58 Zugleich war die Ludwigskirche als älteste evangelische Kirche in Freiburg
ein ungleich öffentlichkeitswirksameres Forum als die Dorfkirche in Gundelfingen
. Erst mit Pfarrer Kölli war die häufig genannte Polarisiemng Ludwigskirche als
Zentrum der Deutschen Christen, Christus- und Pauluskirche als Sammelpunkte der

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