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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 240
(PDF, 38 MB)
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„vollgültiges Kirchenregiment" Trotz allem jedoch — und darin zeigt sich ein gewisses
Lavieren und Zögern auch innerhalb der Bekennenden Kirche — könnte die Arbeit
der Reichskirchenausschüsse als „Notstandstätigkeit" gehandhabt werden. Dann
müsse jedoch unbedingt auf das Bekenntnis geachtet werden, denn „ein Moratorium
für das Bekenntnis gibt es in der Kirche Christi nicht".

Mit dieser Ablehnung war jedoch die Frage nach einem Kirchenausschuß für
Baden noch lange nicht vom Tisch. Im Mai 1936 besuchten Verhandlungsführer von
Minister Kerrl den Oberkirchenrat. Für die Kirchenausschüsse bot sich insofern eine
reale Chance, als die badische Landeskirche weder über eine intakte Synode noch
über einen funktionsfähigen Erweiterten Oberkirchenrat verfugte. Dieser Umstand
war deshalb problematisch, weil kein landeskirchlicher Haushalt den staatlichen Vorschriften
entsprechend aufgestellt werden konnte. Der Haushalt mußte von der Synode
genehmigt werden. Um den Haushalt doch noch verabschieden zu können und
die staatliche Genehmigung zu bekommen, war man fast auf Hilfe von außen angewiesen
. Der Landesbruderrat machte jedoch gleich deutlich, daß eine Rechtshilfe von
Seiten der Kirchenausschüsse „auf das Mindestmaß beschränkt und jeder Eingriff in
die derzeitige Leitung unserer Landeskirche" vermieden werden müsse. Wenn dazu
ein Erweiterter Oberkirchenrat neu gebildet werde, dann habe das unbedingt durch
den Landesbischof zu geschehen, und zwar in Absprache mit der Bekennenden Kirche
und in einer Zusammensetzung, die ihren Vorstellungen entsprach.101

Diese Vorgänge deuten daraufhin, daß im Mai 1936 noch eine weitgehende Einheit
und Einigkeit innerhalb des badischen Landesbruderrates bestand. Es ist jedoch anzunehmen
, daß diese Einigkeit schon in jenen Monaten durch die Spaltung der Bekennenden
Kirche während der Bekenntnissynode in Bad Oeynhausen (Februar 1936)
erschüttert worden war. Zunächst unterstützten die Badener noch uneingeschränkt die
2. Vorläufige Kirchenleitung. Doch die darauffolgenden Jahre brachten auch der Bekennenden
Kirche in Baden immer mehr innere Uneinigkeit. Dazu hat sicherlich die
Person und die Persönlichkeit des Bruderratsvorsitzenden, Pfarrer Dürr, entscheidend
beigetragen. Er war 1935 von Pforzheim nach Freiburg an die Pauluskirche gekommen
und somit kann Freiburg als das Zentrum der Bekennenden Kirche in Baden
bezeichnet werden. Pfarrer Dürr war ohne Zweifel der schärfste Redner der badischen
Bekennenden Kirche und wurde wegen seiner Maßlosigkeit selbst von Freunden
getadelt.102 Es ist kaum verwunderlich, daß sich nicht nur am grundsätzlichen
Weg der Bekennenden Kirche, sondern auch an der Person von Pfarrer Dürr in der
Folgezeit der Konflikt entzündete. Die Opposition gegen Dürr wurde immer stärker
und im April 1938 kam es zu einer spannungsgeladenen Tagung der Bekennenden
Kirche. Die Beteiligten waren sich dabei selbst nicht ganz im Klaren, ob die Widerstände
innerhalb der Bekennenden Kirche in Dürrs „persönlichem Naturell" oder in
sachlichen Fragen begründet war,103 Beides hat sicherlich dabei eine Rolle gespielt.
Trotz heftiger Auseinandersetzungen hatten die Bezirksvertreter bei der Apriltagung
die Führung der Bekennenden Kirche erneut Pfarrer Dürr übertragen.104 Aus den
Streitigkeiten jedoch zogen in der Folgezeit manche persönliche Konsequenzen und
erklärten ihren Austritt aus der Bekennenden Kirche.105

Von diesen Konflikten war in Freiburg wenig zu spüren. Angesichts einer aktiven
deutschchristlichen Gruppe hielt auch die Bekenntnisfront zusammen. Der frühe Tod

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