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Schau-ins-Land: Jahresheft des Breisgau-Geschichtsvereins Schauinsland
110.1991
Seite: 248
(PDF, 38 MB)
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dem Buchstaben beobachtet werden, sondern daß in den Herzen und im Leben das
Reich Gottes zum Aufbau gelangt, so können auch die Aeltesten ihr Amt nur dann
wohl ausrichten, wenn sie der Gemeinde ein Vorbild in christlichem Sinn und Wandel
geben ohne Menschenfurcht und Menschengefälligkeit nach bestem Wissen und Gewissen
allein darauf achten: der Ehre des Herrn, dem Heil der Seelen und dem wahren
Wohl der Gemeinde dienen." An dieser Ältestenverpflichtung fällt auf, daß darin
kein Hinweis auf die Bekenntnisgrundlagen enthalten ist und die Bindung an die Heilige
Schrift nicht ausgesprochen wurde. Es mag sein, daß praktische Probleme und
Aufgaben so dringend waren, daß man darüber diese Dinge zunächst vernachlässigte.
Gerade die Frage nach den Bekenntnisgrundlagen sollte jedoch bald darauf zu einem
umstrittenen Thema in der Landeskirche werden.134

Sieben Ältestenmandate ließ man noch offen, „zur späteren Auffüllung und Ausgleichung
". Das lag nahe, da viele verdiente Männer noch nicht aus dem Krieg zurückgekehrt
waren. Constantin von Dietze, Adolf Lampe und Gerhard Ritter waren
erst Ende April aus der Gestapohaft in Berlin befreit worden. Vermutlich standen sie
bei der Besetzung des Kirchengemeinderates noch nicht zur Verfügung. Der Ersten
Vorläufigen Landessynode gehörten Ritter und von Dietze neben Otto Hof und Erik
Wolf als Freiburger Synodale an.135 Für die Landessynode schlug der Bezirkskirchenrat
einige Monate später die Pfarrer Horch und Hof, Prof. G. Ritter und den
Landwirt Max Wintermantel aus Bischoffingen vor. Offensichtlich ging man davon
aus, daß Prof. E. Wolf und Prof, C. v, Dietze ohnehin in die Landessynode berufen
werden würde, was dann auch geschah.

Der Aufbauwille und das Bestreben, geordnete Verhältnisse wiederherzustellen,
waren in diesen Monaten immer wieder von Verzweiflung bedroht. Das zeigen die
Eindrücke, die Stewart W. Hermann, der im Auftrag des Ökumenischen Rates der
Kirchen im Juli und August 1945 Deutschland besuchte, festgehalten hat. Am 30. Juli
1945 traf er sich mit den Pfarrern Dürr, Hesselbacher, Hof und Horch. Er schilderte
Horch und Dürr als sehr verbittert und etwas hysterisch; Hesselbacher sei freundlich,
aber harmlos. Der Empfang für ihn als Amerikaner sei beinahe feindlich gewesen.
Einzig Hof scheine ein Mann zu sein, von dem etwas für die Zukunft zu erwarten
wäre,136 Von Freiburg aus versuchte die vormalige Bekennende Kirche den Aufbau
der Landeskirche zu beeinflussen. Am 1. August 1945 traf sich in Freiburg eine
„Oberländer Teilsynode", die deutlich machte, daß man beim weiteren Weg der Landeskirche
mitreden wollte. Gleichzeitig wurde schon dort das Bestreben erkennbar,
alle aufbauwilligen Kräfte einzuschließen und möglichst die Kontinuität in der Landeskirche
zu wahren. Obgleich der Landesbischof zum Rücktritt gezwungen wurde,
konnte eine grundlegende Neuordnung und Neuorientierung nicht durchgesetzt werden
. So ist der Rücktritt von Landesbischof Kühlewein eher als ein Zugeständnis an
die damaligen Verhältnisse zu verstehen und nicht als Signal zu einem wirklichen
Neuaufbruch,137 Der neue Landesbischof Julius Bender war sicherlich nicht der
Wunschkandidat der Mehrheit der Freiburger BK-Leute, Einzig Pfarrer Hof hat ihn
ausdrücklich unterstützt.138

Es fehlten geeignete Kandidaten. Pfarrer Hermann Maas aus Heidelberg schied
aus, weil er immer noch als „Liberaler" galt. Pfarrer Dürr war wegen seiner schwierigen
Persönlichkeit bei vielen unbeliebt, und Oberkirchenrat Rost war zu sehr der

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